Ihre Bekanntschaft zu machen, gnädige Frau.“
„Ich hoffe, Sie sind mit Katja zufrieden.“
„Sie ist eine hervorragende Ärztin.“
„Es tut gut, das zu hören“, sagte Charlotte Möhner. „Ich war zur Kur, bin heute heimgekommen und dachte, ich melde mich kurz bei Katja zurück.“
„Kein Problem“, sagte Dr. Härtling. „Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihr.“ Er zeigte der Frau den Weg zur internen Station. Eine Tür öffnete sich, und Katja trat, in Gedanken versunken, mit Röntgenbildern unterm Arm auf den Flur.
Sie hätte weder den Klinikchef noch ihre Mutter bemerkt, wenn Sören sie nicht angesprochen hätte, als sie ihnen den Rücken zukehrte.
„Einen Augenblick, Frau Kollegin“, bat Dr. Härtling. „Da ist jemand, der Sie sprechen möchte.“
Katja schreckte aus ihren Gedanken hoch, blieb stehen und drehte sich schwungvoll um. Als sie ihre Mutter erblickte, strahlte sie vor Freude. „Mama!“
Charlotte Möhner trat vor. Mutter und Tochter umarmten einander innig. „Ich hoffe, ich störe nicht“, sagte Frau Möhner. Sie sah Dr. Härtling an. „Ich bleibe auch nur wenige Minuten.“
„Ist schon in Ordnung“, sagte der Klinikchef und entfernte sich.
Katja brachte die Röntgenaufnahmen ins Ärztezimmer und ging mit ihrer Mutter anschließend in den Klinikpark. „Du siehst großartig aus, Mama“, stellte sie erfreut fest.
„Ich fühle mich wie neugeboren.“
„Manche Kuren bewirken wahre Wunder“, sagte Katja lächelnd, und sie dachte dabei an die Worte ihres Bruders. „Sie hat mich einem pensionierten Telekom-Beamten vorgestellt, und sie hat ihn dabei sehr eigenartig angesehen“, hatte er ihr erzählt, nachdem er Mutter im Schwarzwald besucht hatte.
Sie nahmen im Schatten eines großen Kastanienbaumes auf einer Holzbank Platz.
„Das Essen war hervorragend“, erzählte Charlotte Möhner.
„Hast du zugenommen?“
Frau Möhner schüttelte den Kopf. „Zum Glück nicht. Du weißt ja, wie schwer ich die Pfunde, die ich hinauffuttere, wieder runterkriege.“
„Wie konntest du dein Gewicht halten?“
„Mit sehr viel Bewegung“, sagte Katjas Mutter. „Der Schwarzwald ist ja wunderschön. Wir haben unvergessliche Wanderungen gemacht.“
„Wir?“
„Ein Bekannter und ich. Hat dir Jürgen nicht von ihm erzählt?“
„Er hat von einem pensionierten Telekom-Beamten gesprochen.“
Charlotte Möhner nickte. „Cornelius Eichinger ist sein Name. Ein ganz reizender Mensch. Ein Kavalier der alten Schule. Hilfsbereit und zuvorkommend, intelligent und unterhaltsam. Wir haben während unseres Kuraufenthaltes unglaublich viele Gemeinsamkeiten entdeckt.“
Katja Arndt schmunzelte. „Herr Eichinger scheint dich verzaubert zu haben. Mir kommt vor, als hätte er wieder Leben in deine Augen gebracht. Und Zufriedenheit. Und neues Glück.“
Frau Möhner senkte den Blick. „Er ist nett. Ich mag ihn sehr.“
„Wohnt er ebenfalls in München?“
„Er hat ein Haus in Blumenau.“ Das war der Stadtteil neben Kleinhadern, nördlich der Ammerseestraße.
Katja nahm die Hände ihrer Mutter und sah ihr lächelnd ins Gesicht. „Jürgen kennt ihn schon. Wann lerne ich ihn kennen?“
„Gut, dass du das fragst“, sagte Charlotte Möhner. „Wie wäre es, wenn wir uns demnächst mal alle bei mir treffen würden? Du, Jürgen, Norbert und Cornelius.“
Katja dachte an ihre zwei Jobs. „Ich habe zwar sehr viel zu tun“, sagte sie, „aber wenn du mir rechtzeitig Bescheid gibst, halte ich mir den Termin frei.“
27
Katjas Terminkalender füllte sich immer mehr. Sie ging mit einem japanischen Gesandten in die Oper, mit einem australischen Viehzüchter ins Theater, mit einem britischen Software-König ins Konzert.
Ein Hamburger Reeder genoss ihre Gesellschaft ebenso wie ein Aachener Limonadenfabrikant und ein Berliner Börsenmakler. Sie verdiente sehr gut bei „Flamingo“, und es wäre noch wesentlich mehr für sie drin gewesen, wenn sie bereit gewesen wäre, mit ihren Kunden auch zu schlafen, doch das lehnte sie strikt ab, das kam für sie nicht in Frage, und Gabi Hauff respektierte ihre Haltung und übte keinerlei Druck auf sie aus.
Norbert Arndts geschäftliche Flaute ging zu Ende, so dass auch von dieser Seite wieder mehr Geld hereinkam. Geld für Jan Achberger, den Wucherer. Geld aber auch für Dr. Georg Weißmann, den Psychotherapeuten, zu dem Norbert zweimal in der Woche ging, damit er ihn von seiner krankhaften Spielleidenschaft heilte.
Das von Charlotte Möhner vorgeschlagene „Familientreffen“ fand an einem Samstagnachmittag statt. Katja Arndt hätte einen „Flamingo“-Job gehabt: Ein argentinischer Rinderbaron brauchte für zwei Tage eine charmante Begleitung.
Eine saubere Sache ohne Pferdefuß. Katja hätte das sehr gerne übernommen, musste Gabi Hauff aber bitten, dem argentinischen Granden jemand anders zu empfehlen.
Als sie dann den neuen Schwarm ihrer Mutter kennenlernte, war sie nicht sonderlich von ihm angetan. Er sah für sein Alter recht passabel aus. Wenn er behauptet hätte, er wäre Anfang fünfzig, hätten viele ihm das sogar abgenommen. Das lag wohl in erster Linie an seiner quirligen Art und an seiner Gabe, sich höchst lebendig bei allen ins beste Licht zu rücken.
Dennoch hatte er irgendetwas an sich, das Katja nicht richtig zusagte. Da ihre Mutter aber an seiner Seite glücklich war, behielt sie ihre Meinung für sich, denn nichts durfte mehr Gewicht haben als Mutters Freude und Zufriedenheit. Bei Kuchen und Kaffee wurde geredet und gelacht. Jeder trug das Seine dazu bei, dass die Stimmung gut war. Katja merkte, dass ihr Bruder sich sehr bemühte, nett mit Cornelius Eichinger umzugehen, und seine Mutter dankte es ihm mit freundlichen Blicken.
Eichinger gestand, nachdem mehrere Stunden verstrichen waren, dass er ziemlich nervös hierher gekommen wäre. „Man kommt auf einen unsichtbaren Prüfstand, alle fühlen einem auf den Zahn, man wird unter die Lupe genommen, durchgecheckt, befragt, examiniert, eingeschätzt und getestet und möchte natürlich den allerbesten Eindruck machen. Ein falsches Wort, und schon gibt es einen dicken Minuspunkt, der kaum mehr auszuradieren ist.“
Charlotte Möhner tätschelte seine Hand. „Ich finde, du hast die Prüfung mit Auszeichnung bestanden.“ Sie sah ihre Tochter, ihren Sohn und ihren Schwiegersohn an. „Oder ist jemand anderer Meinung?“
Keiner widersprach.
Norbert Arndts Handy läutete. „Entschuldigt bitte“, sagte er, stand auf, ging zum Fenster und nahm den Anruf entgegen. Am anderen Ende war ein Kunde, der ihn so bald wie möglich, am besten noch in dieser Stunde, sehen wollte.
Norbert witterte einen größeren Auftrag und versprach, gleich loszufahren. Katja hatte dafür Verständnis. Er verabschiedete sich von ihr, von ihrer Mutter, von seinem jungen Schwager und dem möglicherweise neuen Lebenspartner seiner Schwiegermutter und ging.
Auch Katja wollte aufbrechen, und Jürgen bot ihr an, sie nach Hause zu fahren. Die Geschwister umarmten ihre Mutter, gaben Cornelius Eichinger die Hand und verließen die Wohnung.
Sobald Katja neben Jürgen im Auto saß, fragte er: „Na, wie gefällt dir unser neuer Vater?“
„Was soll der Quatsch?“, gab Katja Arndt unwillig zurück.
Jürgen Möhner schob den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn. Der Motor sprang an. „Die beiden werden heiraten“, sagte Jürgen.
„Sie