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Bild 5: Napoleons Burg
Eine Warnung: Manchmal entwickele ich einen recht abenteuerlichen Geschmack. Dann habe ich den Eindruck, dass diese Gerichte auf der ganzen Welt nur mir schmecken.
Aber lesen Sie selbst:
Sehr gerne trat ich in der Weihnachtszeit im Eschweiler »Talbahnhof« auf. Da standen nämlich Zimt-Frikadellen auf dem Plan. Und da sie – vorsichtig formuliert – nicht unbedingt ein Renner wurden, bekam ich für die Heimreise von Agnes Danz immer ein dickes Paket als Proviant mit auf den Heimweg. War das ein Festessen vom Beifahrersitz – und eine Trauer, als nach nur zwei Jahren die Weihnachtsfrikadellen wieder von der Speisekarte verschwanden.
Zimt-Frikadellen
Hackfleisch (Rind, Schwein, oder halb und halb) anbraten, erkalten lassen und mit Brötchen »Das Beste von gestern«, Eiern, Piment, Zimt nach Geschmack, gehackte Haselnüsse, etwas Salz und Pfeffer kneten und in Öl wie »normale« Frikadellen braten.
So, nun wird es aber Zeit, dass wir uns gen Roetgen auf den Weg machen. Wie geschrieben, nur in Stichworten, da andere dies schon ausführlich genug getan haben.
Raus aus den Betonschuhen also und hinüber zum Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden und der Abteikirche. Weiter zum Iterbachviadukt, über das leider keine Schienenfahrzeuge, sondern nur noch Radler fahren. Wir folgen dem Indetal und erreichen bald das nächste Eisenbahnbauwerk, das Falkenbachviadukt. Langsam geht es etwas aufwärts Richtung Eifel, die sich bald von ihrer waldigen Seite zeigt. Ein Vorgeschmack auf das Hohe Venn vermittelt der »Struffelt«, quasi als Vorbote der kommenden Moorlandschaft.
Dort treffen wir zufällig Lothar Gerhards, einen ausgebildeten Landschaftsgärtner, der auch ein Ökologiestudium in seiner Vita stehen hat.
Er erzählt uns die Geschichte des dort vermehrt aufkommenden Pfeifengrases, das wegen seiner langen Halme früher tatsächlich von den Hirten als Pfeifenputzer genutzt wurde.
Bild 6: Das Falkenbachviadukt
Weiter geht es zur Dreilägerbachtalsperre, die leider nur von einer Aussichtsplattform besichtigt werden kann. Kaum jemand versteht, dass wegen angeblichem Trinkwasserschutz die Talsperre eingezäunt und das Betreten des Ufergeländes verboten wurde. Aber Wasserschutz, das erfahren wir auch auf der zweiten Etappe, muss wohl oft als Argument für unverständliche Entscheidungen herhalten.
Und dann erreichen wir Roetgen, das Ziel unserer ersten Etappe und damit das sogenannte »Tor zur Eifel«.
Fazit: Auf dieser kurzen Etappe haben wir uns erst einmal warm gelaufen, da kommen nämlich noch ganz andere Brocken auf uns zu.
Etappe 02: 17 Kilometer
Roetgen bis Monschau
Zunächst möchte ich aber zu einem kleinen Frühstück einladen, das leider in der Nordeifel in Vergessenheit geraten ist.
Hochzeitsbrötchen
Ein halbes Brötchen, eine Scheibe Schwarzbrot, beide mit – wie wir Eifeler sagen – »guter Butter« (alles andere ist Margarine) bestreichen, die Brötchenhälfte dazu mit Leberwurst (fein oder grob) nach Geschmack, zusammenklappen und dazu – noch so eine Eifeler Formulierung mit einer Tasse »Bohnenkaffee« (alles andere ist Muckefuck) genießen.
Und es geht gleich los, mit den Grenz-Kuriositäten des Ortes. Wir starten in Deutschland, überqueren die Trasse der ehemaligen Vennbahn und des heutigen Ravel-Fahrradweges (belgisches Hoheitsgebiet) und sind einen Schritt weiter wieder in Deutschland und damit in einer der Roetgener Enklaven, das heißt, von Belgien umzingelt.
Auf dem Weg zum Waldrand an der Schwerzfelder Landzunge, wo wir jetzt endgültig in Belgien verbleiben, möchte ich Ihnen ein Rezept vorstellen, das es früher in meinem Theater gab.
Pottsuse
Bild 7: Pottsuse
Pottsuse heißt in Belgien Rillettes. Das Gericht wurde von napoleonischen Soldaten aus der Gegend um Le Mans (Sarthe) in die Eifel gebracht.
Wir benötigen eine halbe Forelle, ein Esslöffel Crème fraîche, Schnittlauch, ein Esslöffel Buttermilch, Schalotten, ein Esslöffel gewürfelte Tomaten.
Ein Viertel der Forelle in feine Würfel schneiden, im Mixer pürieren. Den Rest der Forelle in kleine Würfel schneiden. Die pürierte Forelle mit Crème fraîche und Buttermilch verrühren. Anschließend die Forellenwürfel und die restlichen Gewürze zugeben. Mit Salz, Pfeffer und Zitrone sowie einem Spritzer Essig abschmecken. In kleinen Töpfchen servieren.
Hinter Roetgen führt der Eifelsteig einige Kilometer durch Belgien, wir befinden uns also in der Provinz Lüttich. Es gibt geheimnisvolle Orte in der Eifel, Weiler die schon lange nicht mehr existieren: Man denke an Wollseifen unweit von Vogelsang, an Plénesses mitten im Hohen Venn und an … Reinartzhof zwischen Eupen und Roetgen gelegen. All die Orte haben etwas gemein: Es leben keine Menschen mehr dort. Und genau der verschwundene Ort Reinartzhof soll unser erster Zwischenstopp sein. Dort treffen wir Förster Georg Hamacher, der viel Arbeit und Energie in die Erinnerungs-Kultur des verschwunden Reinartzhof gesteckt hat. Er erzählt uns kurz die jahrhundertealte Geschichte dieses Dorfs, das auch »Auf dem Reinhard«, oder »Rennert« genannt wurde.
Reinartzhof lag am Pilgerweg zwischen Aachen (Heiligtumsfahrt) und Trier (Heiliger Rock).
Bild 7: In Reinartzhof
In einem Pilger-Hospiz versorgte ein Einsiedler (an einigen Stellen ist auch von Brüdern die Rede) die Pilger mit Nahrung und Unterkunft. Ein Glöckchen half zur Orientierung bei schlechtem Wetter.
Da später von den um dieses Hospiz errichteten Höfen Viehzucht betrieben wurde, erging 1958 eine Enteignungsverfügung, die sich aber bis 1971 hinzog.
Begründung für die Enteignung: Trinkwasserschutz im Einzugsbereich der Eupener Wesertalsperre.
Als die letzten Bewohner den einsamen Weiler verlassen hatten, wurde auch deren Hof dem Erdboden gleichgemacht. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, dass der Trinkwasserschutz nur vorgeschoben worden sei, ein geplanter NATO-Flughafen zu Zeiten des kalten Krieges soll der wirkliche Grund gewesen sein. Doch aus dem NATO-Flughafen wurde nichts, die dunklen Wolken verzogen sich. Heute erinnern nur noch ein paar Mauerreste, eine Kapelle, die aus Steinen der Höfe errichtet wurden und die Infotafeln von Georg Hamacher an den einsamen Weiler dort oben im Venn.
Und da die Printe – wir kommen, wie bereits geschrieben, in Gemünd noch auf das Thema zurück – auch ein beliebtes Nahrungsmittel der Pilger war, gab es mit Produkten der Region hier die …
Rotkohlsuppe Reinartzhof
Ein Rotkohl, ein Apfel, eine Zwiebel, 25 Gramm Griebenschmalz, 200 Gramm Speck, Sirop d‘Aubel (sehr guten Sirop gibt es im Klosterladen von Val Dieu), Printen nach Geschmack, ein Liter Gemüsebrühe, ein Glas Sherry oder ein süßer Wein von der Mosel, Pfeffer und Salz, saure Sahne, Petersilie, Schnittlauch.
Zubereitung: Rotkohl und Zwiebel fein schneiden, in Griebenschmalz und klein gewürfeltem Speck andünsten. Apfel würfeln, Printen und Sirop d‘Aubel zufügen. 25 Minuten in zwei Drittel der Gemüsebrühe kochen, danach ungefähr 3/4 von der Masse pürieren. Sherry oder Wein und die restliche Gemüsebrühe zu der pürierten Suppe, Pfeffer und Salz nach Geschmack. Noch einmal aufkochen. Die restliche, nicht pürierte Masse dazu. Mit der Sahne und mit Petersilie und Schnittlauch dekorieren.
Da Georg Hamacher sich inzwischen verabschiedet hat, bleibe ich noch eine Zeitlang auf der Bank neben der Kapelle sitzen, in Gedanken an die Menschen versunken,