Lothar Gassmann

Die Lehren der Zeugen Jehovas


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href="#ulink_b53b1fd3-ffd7-5c87-b0af-7f294652ce6a">B. Mission an Zeugen Jehovas

       C. »Austritt«

       Zusammenfassung

       Literaturverzeichnis

       A. Wachtturm-Literatur

       B. Weitere Literatur

       Letzte Seite

      Die Zeugen Jehovas erlebten in den letzten Jahrzehnten – trotz einiger Rückschläge – weltweit ein starkes Wachstum. Zählten sie 1945 141.606 aktive Verkündiger, so waren es 1975 ca. 2 Millionen, 1985 ca. 3 Millionen und 1995 bereits mehr als 4 Millionen. 2018 zählte man rund 8,5 Millionen aktive Zeugen Jehovas weltweit.

      Ihre Zeitschrift „Wachtturm“ wurde 1995 in 120 Sprachen gedruckt und in ca. 16 Millionen Exemplaren in vielen Ländern der Erde verteilt. Anfang 1996 betrug die Auflage bereits 18,9 Millionen Exemplare. Im Jahr 2019 hat der „Wachtturm“ sage und schreibe eine weltweite Auflage von 83 Millionen Exemplaren erreicht und wird in 353 Sprachen verbreitet (laut Wikipedia). Der „Wachtturm“ ist damit die auflagenstärkste religiöse Zeitschrift der Welt.

      In Deutschland gibt es zurzeit über 170.000 getaufte Zeugen Jehovas. Die Zahl der Sympathisanten und Interessenten liegt jedoch mindestens doppelt so hoch. Nach der Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ betreiben die Zeugen Jehovas vor allem in den osteuropäischen und asiatischen Staaten eine rege „Mission“. Sie bemühten sich, von ihrem „Sektenimage“ wegzukommen und z. B. in Deutschland die Anerkennung als „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ zu erlangen, was ihnen die Tür zu Funk und Fernsehen, Kirchensteuern und Religionsunterricht an staatlichen Schulen öffnet. Die Anerkennung als KdöR haben sie inzwischen in Deutschland erreicht.

      In dieser Situation und angesichts dessen, dass fast jeder schon einmal mit Zeugen Jehovas zu tun gehabt hat, ist eine Darstellung und Beurteilung ihrer Geschichte und Lehre eine dringende Notwendigkeit. Wie ist die Wachtturm-Gesellschaft entstanden? Wie ist ihre Entwicklung verlaufen? Welche grundlegenden Lehren vertritt sie? Stehen diese in Einklang mit der Bibel? Wie missionieren die Zeugen Jehovas – und wie können überzeugte Christen ihnen missionarisch begegnen? Auf solche Fragen möchte dieses Buch antworten.

      Das Thema „Zeugen Jehovas“ ist sehr umfassend – nicht nur wegen der fast uferlosen Literatur, welche die Wachtturm-Gesellschaft seit ihrer Gründung im Jahre 1881 herausgebracht hat, sondern auch wegen der Vielzahl der Themen, die in diesen Veröffentlichungen angesprochen werden. Ich musste mich auf die wichtigsten Schwerpunkte beschränken. Themen wie z. B. Festtage (Weihnachten, Ostern, Geburtstage etc.), Evolution, Wachtturm-Gesellschaft und Finanzen, Zeugen Jehovas unter totalitären Systemen, Zeugen Jehovas in psychologischer und soziologischer Sicht konnten aus Platzgründen leider keine oder nur geringe Berücksichtigung finden.

      Angesichts der Vielfalt der dennoch verbleibenden Aspekte bin ich folgenden Persönlichkeiten zum Dank verpflichtet, die das Manuskript der 1. Auflage ganz oder teilweise gelesen und wertvolle Hinweise zu Einzelaspekten gegeben haben, wobei die Verantwortung für die Endfassung allein bei mir liegt: dem Wiener Kirchengeschichtler Dr. Franz Graf-Stuhlhofer; dem Vorsitzenden der „Christliche Dienste e. V.-Verein für Aufklärung und Information über Zeugen Jehovas“, Herrn Dipl.-Theol. Klaus-Dieter Pape; dem Leiter des „Bruderdienstes“, Pfarrer Hans-Jürgen Twisselmann; sowie meinen früheren Kollegen an der Freien Theologischen Akademie Gießen, vor allem dem Neutestamentler Dr. Armin Daniel Baum. Herr Thorsten Brenscheidt hat sich beim Korrekturlesen und der Erstellung des Registers verdient gemacht.

      Die beiden ersten Auflagen dieses Buchs erschienen unter dem Titel „Zeugen Jehovas. Geschichte – Lehre – Beurteilung“ in den Jahren 1996 und 2000 im Hänssler-Verlag. 2006 veröffentlichte ich auch ein „Kleines Zeugen-Jehovas-Handbuch“ als Nachschlagewerk im Mabo-Verlag im Rahmen einer Lexikon-Reihe (darauf beziehen sich manche Verweise mit dem Zeichen > im Text). Ich bin dem GOTT dem HERRN dankbar, dass er mir im Jahr 2019 Zeit und Kraft für eine aktualisierte Neuauflage des ursprünglichen umfassenden Buchs im Selbstverlag geschenkt hat. Der Text wurde (außer in einzelnen Zitaten) behutsam an die neue Rechtschreibung angepasst.

      Das vorliegende Buch möchte interessierte Leserinnen und Leser über Geschichte und Lehre der Zeugen Jehovas informieren. Es möchte aber auch Zeugen Jehovas selber zum Gespräch einladen. Gerne bin ich bereit, auf sachlich begründete Gegenargumente zu meiner Darstellung einzugehen und diese in etwaigen weiteren Auflagen zu berücksichtigen. Die Grundlage meiner Beurteilung ist die Heilige Schrift in ihrem unverfälschten Wortsinn und Gesamtzusammenhang – das einzigartige Wort Gottes.

      Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen (Hebr 4,12 f.).

       Dr. Lothar Gassmann, Pforzheim, im Juli 2019

      „Zeugen Jehovas“ ist nicht der ursprüngliche Name der Gruppierung. Ursprünglich trug sie gar keine Bezeichnung. Die ersten Anhänger Charles Taze Russells (s.u.) nannten sich einfach „Christen“, „Urchristen“ und ähnliches. Bald schon kam die Selbsttitulierung Millennial Dawnists („Anhänger der Morgenröte des Tausendjährigen Reiches“) auf. Der Volksmund machte daraus „Millenniumtagesanbruchleute“. Seit 1913 gab sich die Gruppierung den Namen International Bible Students Association („Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher“). 1931 schließlich erfolgte die Umbenennung in Jehovah`s Witnesses („Zeugen Jehovas“). In späteren Jahren wurden Bezeichnungen wie New World Society („Neue-Welt-Gesellschaft“) oder Theokratische Gesellschaft immer mehr gebräuchlich. Namen wie „Russelliten“ oder „Rutherfordianer“ bezogen sich auf die ersten beiden Hauptrepräsentanten oder Präsidenten dieser Vereinigung und werden heute nicht mehr von deren Anhängern verwendet.

      Quellen

      Abgesehen von vielen Einzeldaten in verstreuten Quellen (z. B. in alten Ausgaben des „Wachtturms“) existieren nur wenige zusammenhängende Darstellungen einer Geschichte der Zeugen Jehovas und ihrer Vorgänger-Gruppierungen. Als Standardwerk von „Wachtturm“-Seite darf heute das 749 Seiten umfassende und reich illustrierte Buch Jehovas Zeugen – Verkündiger des Königreiches Gottes aus dem Jahre 1993 gelten (im Folgenden abgekürzt zitiert als „JZ“). Es erwähnt in erstaunlicher Offenheit auch dunkle Seiten der Wachtturm-Geschichte, z. B. das Nichteintreffen der Voraussagen Russells (S. 62 f.) und die harten Machtkämpfe zwischen Rutherford und seinen Gegnern (S. 66ff.), doch nur, um diese Geschehnisse dann herunterzuspielen. Frühere Darstellungen aus der Feder von Zeugen Jehovas (z. B. Qualified to Be Ministers, 1955, S. 297-360; Macmillan 1957; Jehovah`s Witnesses in the Divine Purpose, 1959) oder diesen nahestehenden Autoren (z. B. Cole 1956; White 1967) können dadurch weitgehend als überholt betrachtet werden.

      Die meines Wissens ausführlichste deutsche, aber leider nur in wenigen maschinenschriftlich verfassten und kopierten Exemplaren über wissenschaftliche Bibliotheken erhältliche Arbeit aus kritisch-theologischer Sicht ist die Dissertation von Dietrich Hellmund mit dem Titel Geschichte der Zeugen Jehovas (in der Zeit von 1870 bis 1920) (abgekürzt: Hellmund 1971). Leider behandelt Hellmund nur die Frühzeit der Wachtturm-Gesellschaft ausführlicher und hat – welch großes formales Manko! – seine Dissertation ohne Seitenzahlen abgeliefert,