Joe Martin

Buchreihe:Respekt - Wirtschaft -


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Werten, abgeleitet sind, kann man viel Geld verdienen. Dafür muss man diese Werte, die den Wetten unterliegen, noch nicht einmal besitzen, um damit zu Wetten.

       Wenn man darauf wettet, welcher der beiden Regentropfen früher von der Dachrinne fällt, besitzt man ja auch nicht den Regen.

       Die Mär vom wichtigen Investor

       Nur bei der initialen Ausgabe der Aktien einer Gesellschaft fließt das Geld an die Gesellschaft selbst. Nur mit diesem Geld kann das Unternehmen dann etwas unternehmen. Nur von diesem Geld wird gebaut, produziert und geforscht und nur von diesem Geld werden Gehälter gezahlt.

       Sobald die Aktien von dem ersten Anleger an einen weiteren Investor verkauft werden, fließt das Geld völlig an der Firma vorbei. Die Aktie wird zum Zockerinstrument und weder die Gesellschaft noch die Allgemeinheit haben davon irgendeinen Vorteil.

       Investmentfonds

       Wenn viele zusammenlegen, dann kann man größere Anschaffungen finanzieren. Das ist die Idee hinter den Investmentfonds. Außerdem kann die lästige Auswahl an die Profis delegiert werden und man hat es einfacher. Ein weiterer Vorteil. Der Nachteil: Man tritt auch die Rechte ab.

       Der erste Indexfond der Welt

       Affen sollen eine bessere Aktienauswahl treffen können als die hochgelobten Fondsmanager. Deshalb kam einer auf die Idee nicht einzelne Aktien zu kaufen, die aufgrund von aufwendigen – aber zumeist irreführenden – Berechnungen und Analysen, ausgewählt wurden, sondern einfach alle Aktien eines Index. Das ist dann ein Indexfonds, der stupide alle Aktien eines Index kauft, die diesem Index angehören. Die Zahl der einzelnen Aktien erfolgt analog der Wertung im Index. Diese Methode hat sich als sehr viel erfolgreicher bewährt, als es 99 % der Fondsmanager mit ihren Zauberformeln können.

       In Wirklichkeit wird gezockt, nicht investiert

       Nur die ersten Investoren, die die ersten Aktien eines Unternehmens gleich nach der Emission der Aktien kaufen, sind Investoren. Die anderen sind Zocker. Das heißt nicht, dass die Zocker kein Geld verdienen können. Ganz im Gegenteil. Solange die Wetten laufen, verdient eine Menge Menschen eine Menge Geld. Das gilt auch für die Spielcasinos in Las Vegas, in Macau und sonst wo.

       Durch immer schnellere Computer, spezielle Glasfaserleitungen und andere technische Aufrüstung zockt man schneller und schneller. Man verliert und gewinnt Geld in Milli- und Mikrosekunden. Automatisch und garantiert. Dennoch ist es und bleibt es eine einzige Zockerei in den Finanzcasinos der Welt, denen das Gemeinwohl geradezu scheißegal ist.

       Finanzinnovationen - Die Büchse der Pandora

       Finanzinnovationen sollen etwas tolles sein. Immerhin sind es Innovationen, gleich so, als ob eine leistungsfähigere Batterie entwickelt wurde oder eine Methode Salzwasser zu entsalzen, damit weniger Menschen unter Trinkwassermangel oder kontaminiertem Trinkwasser leiden müssen. Aber nein, es geht darum, wie man mit hoch komplexen und komplizierten Verträgen, Wetten und Spielbedingungen noch mehr Geld akkumulieren kann. Wie man den Doofen mehr Geld aus der Tasche ziehen kann und den Reichen zukommen lassen kann. Und die ganze Welt macht mit.

       Finanzielle Massenvernichtungswaffen

       Warren Buffet, einer der reichsten Männer der Welt bezeichnete verschachtelte Finanzderivate, also Wetten auf Wetten, die durch Wetten abgesichert werden, als finanzielle Massenvernichtungswaffen.

       Möglich sind sie durch einen weiteren PR- und Marketing-Übertrick der Finanzindustrie: die Ratings. Entstanden sind die Ratingagenturen aus einem seriösen Bedürfnis, die Finanzbetrüger zu überwachen. Heute haben die Finanzhaie und die Zockerbanker ihre Zähne tief ins Fleisch der Industrie gebohrt und nutzen Ratings, um die Welt nach ihrem Willen tanzen zu lassen.

       Keiner verstand mehr, was er kaufte

       Je mehr Finanzinstrumente miteinander verschachtelt sind, je mehr eine Wette von einer anderen abhängt, desto leichter verirrt man sich im Dschungel der Derivate, die die Finanzmagier Tag für Tag schaffen. Das ist Absicht, denn wer verstehen würde, in welche absurden Wetten er investiert, der würde lieber sein Geld auf Rot oder Schwarz beim Roulette setzen.

       Dort hat er nämlich immerhin eine fast 50-%-Gewinnchance. Durch frisierte Finanzderivate, die schön verpackt mit einem guten Rating daherkommen, gewinnen nur die Herausgeber. Und wenn diese verlieren, dann lassen sie sich eben vom Staat retten – so oder so, sie gewinnen, wir alle verlieren.

       Finanzströme sind nicht mehr kontrollierbar

       Angeblich ist BlackRock der Experte für die Risikoanalyse. Das ist gut so. Leider bewerten sie das Risiko für sich selbst und schöpfen daraus enormes Wissen, um andere zu übervorteilen. Gleichzeitig unterliegt BlackRock keiner Finanzregulierung – wie im Übrigen Wirecard auch nicht – und gilt nicht als systemrelevant.

       Dabei sind sie diejenigen, die im übertragenen Sinne weltweit die größten Acker- und Anbauflächen kontrollieren. Wenn sie entscheiden, dass die Griechen keine Kartoffel, keinen Weizen und keinen Mais mehr erhalten, dann müssen die Griechen eben hungern. Es ein denn, die Griechen geben alles. Das kann auch jedem anderen Land bevorstehen.

       Was sind Lobbyisten und warum gibt es sie?

       Politiker und Abgeordnete wissen wenig. Sie brauchen Unterstützung, weil sie eben von den allermeisten Umständen keine Ahnung haben. Minister werden bestellt, weil sie ihre Sporen in der Partie verdient haben, nicht, weil sie was können. Hilfe erhalten sie von Lobbyisten. Das sind Frauen und Männer, die die Fachleute repräsentieren, also die Industrie. Der Verkehrsminister wird von der Autolobby beraten, die Landschaftsministerin von Nestlé. Warum auch nicht? Die kennen sich wenigstens aus. Dass sie nur ihre eigenen Interessen verfolgen, kann vernachlässigt werden. Oder etwa nicht?

       Top-Manager zu werden lohnt sich sehr

       Die CEOs, also die Vorstandsvorsitzenden der Firmen und deren willige Helfershelfer, die anderen Vorstände, die Manager und die führenden Mitarbeiter, alle sind eigentlich nur Marionetten der Aktionäre. Immerhin haben die Aktionäre das Sagen in einer Aktiengesellschaft. Leider trügt der Schein. BlackRock, StateStreet und Vanguard sagen, wo es langgeht. Und wenn es die nicht sind, dann eben die großen Banken. „Wir tauschen uns direkt mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat aus, machen dort unsere langfristigen Interessen deutlich. Insofern nehmen wir Einfluss auf Investitionen und Strategien“, sagt BlackRock.

       Der Übertrick der Finanzkonzerne

       Im Dunkeln ist gut munkeln, sagt der Volksmund. Deshalb ist es besser, wenn man sich zurückhält, nicht auffällt und die Macht aus dem Hintergrund ausübt. Dezent, unauffällig, wohldosiert, aber dennoch gewaltig. Genauso machen das die großen Vermögensverwalter, die die unsere Industrie und unsere Wirtschaft im Würgegriff halten.

       Das können sie, weil die Politik es einfach nicht schafft, diesen Finanzkraken Einhalt zu bieten. Warum geschieht das nicht? Nun, die im Dunkeln sieht man nicht. Das gilt es dringend zu ändern!

       Die Datenkraken

       Wirtschaftlicher Einfluss und finanzieller Druck, Manipulation und gezielte Steuerung ganzer Industrien,