Nané Lénard

SchattenSchnee


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      winter

      unter dem schnee sind alle winter grau

      sam

      doch seine spuren werden weich

      gezeichnet

      flockenschleier vernebeln

      ein

      töniges

      nichts

      ver

      lockend

      bannt

      der rausch

      goldengel

      augen

      blicke

      und zeichnet

      ein

      tauendes

      lächeln

      über das grau

      der winter

      gesichter

      Der Roman spielt hauptsächlich in bekannten Regionen, doch bleiben die Geschehnisse reine Fiktion. Sämtliche Handlungen und Charaktere sind frei erfunden.

      Im Verlag CW Niemeyer sind bereits folgende Bücher der Autorin erschienen:

      SchattenHaut

      SchattenWolf

      SchattenGift

      SchattenTod

      SchattenGrab

      SchattenSchwur

      SchattenSucht

      SchattenGier

      SchattenZorn

      SchattenQual

      SchattenSchuld

      FriesenNerz

      FriesenGeist

      FriesenSpiel

      FriesenLust

      FriesenSchmutz

      KurzKrimis und andere SchattenSeiten

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

      Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de © 2020 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln www.niemeyer-buch.de Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: C. Riethmüller Der Umschlag verwendet Motiv(e) von 123rf.com EPub Produktion durch CW Niemeyer Buchverlage GmbH eISBN 978-3-8271-8390-3

      Nané Lénard

      SchattenSchnee

      Über die Autorin:

      Nané Lénard wurde 1965 in Bückeburg geboren, ist verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Nach dem Abitur und einer Ausbildung im medizinischen Bereich studierte sie später Rechts- und Sozialwissenschaften sowie Neue deutsche Literaturwissenschaften. Ab 1998 arbeitete sie als freie Journalistin. Von 2009 an war Lénard im Bereich Marketing und Redaktion für verschiedene Unternehmen tätig. Seit 2014 ist sie freiberufliche Schriftstellerin und verfasst neben Kriminalromanen auch Kurzgeschichten und Lyrik. Einige ihrer Werke wurden prämiert. Nané Lénard ist auf Lesungen, Buchmessen und in sozialen Netzwerken für ihre Fans präsent. Mittlerweile sind ihre SchattenThriller rund um die Kommissare Hetzer und Kruse sowie ihre heiter-skurrilen OstfriesenKrimis mit Oma Pusch im gesamten deutschen Sprachraum bekannt.

      Mehr über Nané Lénard finden Sie auf der Internetseite:

      www.nanelenard.de

      Für Birgit und Peter

      Prolog

      Blut rann in den Schnee. Jeder einzelne Tropfen bahnte sich seinen Weg durch die Kristalle und hinterließ eine rote Spur, bis seine Temperatur so weit gesunken war, dass er plötzlich stoppte und vom Weiß umschlungen wurde. Ein kleines Stück Leben, das einem Körper gehört hatte, der unwiederbringlich verloren war. Noch für eine Weile würde er weiter vom Frost gekühlt werden. Doch dies war kein Ort für die Ewigkeit. Man hatte die Frau sichtbar in diesem Park abgelegt, wie einen Engel. Sie sollte gefunden werden. Nur in ein weißes Spitzenhemd gekleidet lag sie unter der Tanne. Mit ihren toten Armen hatte jemand Flügel in die Schneedecke gemalt. Das hatte nichts Besinnliches.

      Es war drei Tage vor dem ersten Advent, aber hier hielt der Totensonntag noch alles fest in seinen Klauen. Die Grabesstille lastete schwer auf Mauern und Wipfeln. Sie wurde jetzt durch das Zwitschern der Wintervögel durchbrochen, denn inzwischen dämmerte es.

      Wenn man die Frau genauer ansah, musste man unwillkürlich an das Märchen mit der Eiskönigin denken. Versteinert lag die Tote in einem Bett aus Schnee. Ihre naturblonden Haare waren um den Kopf herum ausgebreitet wie Strahlen um einen Stern. Sie umrahmten ein Gesicht, das sich so wenig vom Weiß des Untergrundes abhob, dass es beinahe damit verschmolz. Möglicherweise war es das Bläuliche, das ihr einen märchenhaften Schimmer verlieh, fast als wäre Eiswasser statt Blut durch ihre Adern geflossen. In ihr konnte sich auf jeden Fall keines mehr befinden, denn es war zur Tinte für einen Todespoeten geworden und hatte dazu gedient, eine Botschaft im Weiß des Winters zu hinterlassen.

      Unter der Frankenburg

      So früh hatte es selten Schnee gegeben. Die letzten Winter waren mild und trist gewesen. Von oben und von der Seite, je nach Wind, hatte es den hier üblichen Nieselregen bei vier Grad gegeben, der überallhin bis auf die Haut kroch. Wenn überhaupt mal eine Flocke gefallen war, dann nur in den höheren Regionen. Dazu konnte man Todenmann wirklich nicht zählen, auch wenn es am Kamm des Wesergebirges lag. Den Begriff Gebirge muss man etwas differenziert betrachten. Jeder Bayer würde sich kaputtlachen. Hier oben in Niedersachsen ist ein Hügel schon ein Berg, denn weiter nördlich gibt es nur noch Flachland. Man kennt es als norddeutsche Tiefebene.

      Hauptkommissar Wolf Hetzer witzelte immer, wenn er den Begriff hörte und behauptete, stets im Trockenen leben zu können, selbst wenn die Polkappen schmelzen würden. 153 Meter über NN waren schließlich schon etwas.

      Genau an diese Worte musste Moni gerade denken, als sie mit Leo und Ole durchs Hainholz stapfte. Die Hunde tobten durch den Schnee wie ausgelassene Kinder. Allem Klimawandel zum Trotz glaubte dieser Winter wohl, wirklich einer zu sein. Das wäre zu schön, dachte sie. Ein stimmungsvoller Advent mit der Aussicht auf gemeinsame besinnliche Stunden lag vor ihnen. Schon jetzt freute sich Moni wie verrückt auf Weihnachten, denn dann würde Wolf endlich aus der Kurzzeitpflege wieder zu Hause sein. Was hatte sie sich in den vergangenen Monaten um ihn gesorgt. Und in seinen schwärzesten Tagen, als er schon aufgeben wollte, hatte sie ihm Ole auf den Schoß gesetzt. Der pechschwarze Welpe hatte an ihm geschnuppert und sich anschließend schlafend auf seinem Schoß zusammengerollt. Wolfs Herz hatte er mit seinen Knopfaugen im Sturm erobert.

      „Wir brauchen dich. Wenn er groß ist, musst du fit sein. Ich kann ja nicht allein mit 60 Kilo Hund spazieren gehen“, hatte sie zu ihm gesagt. „Wir wollen deinen etwas verfrühten Ruhestand mit viel Bewegung an frischer Luft genießen."

      „Wie …? Wieso …?“, wollte er fragen, aber Moni hatte ihm ganz sanft ihren Zeigefinger auf die Lippen gelegt.

      „Er und seine Geschwister sind Opfer eines Verbrechens, genau wie du“, hatte sie ihm erklärt. „Ich dachte, dass ihr gute Freunde werden könntet. Und Leo ist nicht so alleine, wenn ich dich in den nächsten Wochen besuchen komme.“

      Es rührte sie immer noch, wenn sie daran dachte, dass er den Kleinen damals wortlos unter Tränen gestreichelt hatte. Doch anschließend war er wie verwandelt gewesen. Es schien, als hätte er neuen Lebensmut geschöpft, und er hatte sich vorgenommen, ihr nicht zur Last zu fallen.

      Mit einem leisen Seufzer dachte sie an die vergangenen Monate zurück …

      Im Palaisgarten