Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 3 – Familienroman


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      »Es sind treue Tiere«, fügte ihr Mann hinzu.

      Rubinchen verschränkte die Hände auf ihrem Rücken.

      »Der Generaldirektor möchte auch mit euch reden«, sagte sie. »Er hat gesagt, dass ihr jetzt Oma und Opa für mich seid. Stimmt das?«

      »Wenn es der ›General‹ sagt«, bemerkte Friedrich von Willbrecht geistesgegenwärtig, und diesmal schaltete er schneller als seine Frau, die dem gewaltigen Robert Peschke etwas zaghaft die Hand entgegenstreckte.

      »Wo ist denn Nanni?«, fragte sie.

      »Nanni kommt gleich mit Daddy. Sie werden sich wohl noch etwas zu erzählen haben«, sagte Rubinchen. »Menschen reden miteinander, wenn sie verliebt sind, Hunde beschlecken sich nur.«

      Dass es kein verliebtes Gespräch gewesen war, was sie geführt hatten, erfuhr niemand. Jan hatte Nanni erzählen müssen, was Teresa Hagen bestimmt hatte, und da hatte Nanni einige Zeit gebraucht, um ihrer Rührung Herr zu werden. Doch Rubinchen verstand es sehr schnell, ein frohes Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.

      »Opa mag Panja, und nun sind wir alle gespannt, was sie für Kinderchen kriegt. Ob sie aussehen wie Pipp, oder mehr wie Panja?«

      »Sie werden wohl von jedem etwas haben«, meinte Nanni.

      *

      Ein knappes Jahr war vergangen, als Rubinchen im Stadion wieder graziös dahinschwebte. Es war nicht sehr früh am Morgen, und die Sonne schien schon recht warm. Sie war ein Stück gewachsen, aber noch immer so zierlich.

      An der Bande saß Pipp, neben ihm Panja, und Friedrich von Willbrecht hatte seine liebe Not, drei ganz putzige, braun-weißgefleckte langhaarige Hündchen zu bändigen. Er machte dabei aber einen sehr vergnügten Eindruck.

      Auch Lilo Lüdke war da und plagte sich redlich mit zwei Kindern. »Tag, Tante Lilo«, sagte Rubinchen, nachdem sie direkt vor ihr eine Pirouette gedreht hatte.

      »Du bist auch wieder da«, sagte Lilo heiser.

      »Bei Oma und Opa, weil ich gerade ein Brüderchen bekommen habe.«

      »Da können sie dich wohl jetzt nicht mehr brauchen«, sagte Lilo bissig.

      »Du verstehst das nicht«, sagte Rubinchen. »Oma und Opa freuen sich doch, wenn ich bei ihnen bin, und bei uns gibt es keine richtige Eisbahn. Ich bin gern hier.«

      »Aber du hast viel verlernt.«

      Nachdenklich sah Rubinchen Lilo an. »Aber jetzt macht es wieder Spaß«, sagte sie. »Und jetzt gehe ich auch schon zur Schule. Reg dich nicht auf, Pipp, ich komme schon. Wiedersehen, Tante Lilo.«

      Für Rubinchen gab es keine Probleme. Sie war ein völlig glückliches Kind.

      »Du verbietest mir doch nicht, dass ich mit ihr rede, Opa?«, fragte sie ängstlich.

      »I wo, du kannst reden, mit wem du willst, Rubinchen.«

      »Ihr seid ja auch vernünftige Menschen«, sagte sie. »Wenn alle so wären, hätte man nie Ärger.«

      *

      Ganz so selbstverständlich, wie Rubinchen es Lilo verkündet hatte, war die Geburt des Brüderchens doch nicht für sie gewesen. Man konnte sagen, dass sie sich am meisten aufgeregt hatte, abgesehen von Daddy natürlich. Da war zuerst einmal die Tatsache, dass Panja ihre Jungen viel früher bekam und dann gleich fünf auf einmal, aber Nanni erklärte ihr, dass ein kleiner Mensch länger brauchte, und das begriff sie auch, aber das Warten war schrecklich aufregend.

      Dann jedoch kam das Herumrätseln, ob es ein Brüderchen oder Schwesterchen werden würde, und es behagte Rubinchen gar nicht, dass man es nicht bestimmen konnte. Natürlich wünschte sie sich ein Brüderchen, daran ließ sie keinen Zweifel.

      Man konnte sagen, dass Rubinchen die Nachricht von der Geburt ihres Brüderchens sehr zufrieden aufgenommen hatte. Daddy strahlte, Oma und Opa strahlten, sogar Onkel Hasso und Tante Uschi hatten ihren Besuch angekündigt, die sie seit der Hochzeit nicht mehr gesehen hatte. Dabei hatte es Rubinchen doch so gern, die ganze Familie versammelt zu wissen. Nun durfte Rubinchen das Brüderchen endlich auch sehen. Das war natürlich auch so eine Sache, dass man eine ganze Woche darauf warten musste.

      In einem blauen Kleidchen, in den Händen einen Strauß Märzenbecher haltend, trippelte sie zu Nanni ans Bett. Ihre Augen blinkten feucht, so glücklich war sie, ihre geliebte Mami zu sehen.

      »Schau, Mami, jetzt wird es Frühling«, sagte sie. »Die Blumen wachsen in unserem Garten, und die Sonne scheint schon für unser Baby. Ich bin sehr froh, dass es nun endlich da ist.«

      Andächtig betrachtete sie den Kleinen. Sie kam sich mächtig groß vor und fand ihn winzig klein.

      »Warum soll er eigentlich Karlheinz heißen?«, fragte sie, »und nicht Friedrich wie Opa? Karlheinz heißt bei uns doch keiner.«

      »So hieß ein Junge, den wir alle sehr gern hatten«, sagte Jan rasch, »und dem wir am Ende auch zu verdanken haben, dass wir so glücklich sein dürfen.«

      Das verstand Rubinchen nicht ganz.

      »War er so etwas wie eine Fee?«, fragte sie. »Wie nennt man das, wenn es ein Junge ist? Vielleicht ein Heinzelmännchen? Freilich, wenn er Karlheinz geheißen hat.« Und schon hatte auch ihr Brüderchen seinen Kosenamen weg. Er hieß nur noch Heinzelmännchen.

      »Tante Lilo habe ich gestern auch gesehen«, erzählte Rubinchen munter. »Sie ärgert sich mit so ein paar Anfängern herum. Ich habe ihr gleich gesagt, dass ich ein Brüderchen habe.«

      »Und was hat sie gesagt?«, fragte Jan.

      »Du weißt ja, wie sie so redet. Ich hab es schon wieder vergessen. So findet sie nie einen Mann, wenn sie immer so bissig schaut.«

      Damit war auch dieses Kapitel abgeschlossen. Nichts konnte ihr Glück trüben. Und weil Jan Nanni wieder zärtlich anschaute, ging Rubinchen lieber hinaus, denn in besonderen Augenblicken sollten sie auch einmal allein sein. Sie hatte jetzt viele Menschen, mit denen sie reden konnte und die sie lieb hatten.

Der vertauschte Sohn

      Dominik von Wellentin-Schoenecker, der Erbe des Kinderparadieses Sophienlust, schlicht Nick genannt, fühlte sich wie im siebten Himmel. Alles verlief genauso, wie er es sich ausgemalt hatte.

      Das Wetter hätte nicht schöner sein können. Ein tiefblauer wolkenloser Himmel wölbte sich über dem Land, und die goldenen Strahlen der Vormittagssonne ließen die blankgeputzten Fenster der Lehnschen Villa nur so funkeln, als der VW-Schulbus von Sophienlust vor der Eingangstür hielt.

      Lachend und vor Aufregung laut plappernd stiegen die Mädchen und Jungen aus. Nick war als erster herausgeklettert. Fröhlich begrüßte er seine bildhübsche Schwester Andrea, die mit dem Tierarzt Dr. Hans-Joachim von Lehn verheiratet war. »Wie geht es dir, Schwesterherz?«, fragte er mit burschikoser Zärtlichkeit. Die Zeit, wo er Andrea liebevolle Rippenstöße versetzt hatte, gehörte der Vergangenheit an. An­drea erwartete ihr erstes Baby und wurde von der ganzen Familie wie ein rohes Ei behandelt, was ihr allerdings nicht behagte, denn sie fühlte sich, wie sie stets betonte, pudelwohl.

      »Sehr gut, Bruderherz«, parierte Andrea lachend. »Ist für deine Aufnahmen alles vorbereitet? Toll sind die Modellkleider, die die Mädchen tragen. Auch die Jungen sehen sehr hübsch aus in ihren Anzügen. Hat Carola Rennert die Modelle alle selbst entworfen? Kaum zu glauben. Obwohl sie ja eine wirklich gute Malerin ist. Doch sie hätte ebensogut Modezeichnerin werden können.«

      »Was, da staunst du?« Nick strahlte seine Schwester an. »Carola Rennert hat was auf dem Kasten. Und Schwester Regine und die größeren Mädchen haben gemeinsam mit unserer Hausschneiderin wahre Wunderdinge vollbracht. Glaubst du, dass man meine Bilder in irgendeiner Modezeitschrift herausbringen wird? Vati kennt einen Verleger für solche Hefte und meint, wenn die Aufnahmen gut werden, würden