Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 3 – Familienroman


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war ein schöner Trottel«, sagte Jan seufzend.

      »Trösten Sie sich. Diese rätselhaften Samtaugen hätten mich beinahe auch verzaubert. Aber zur Sache. Ich hatte Ihnen bereits gesagt, dass Sie künftig die Dexter-Werke übernehmen.«

      »Gilt das noch?«, fragte Jan.

      »Was meinen Sie, warum ich hier neben Ihnen sitze und Ihre Angelegenheiten zu meinen mache?« Er machte eine kleine Pause. »Immerhin sollte ich mich aber doch erst vergewissern, ob Sie die ehrliche Absicht haben, Fräulein von Willbrecht zu heiraten.«

      »Was hat das damit zu tun?«, fragte Jan.

      »Eine ganze Menge.« Peschke lachte. »Ich lege großen Wert auf moralischen Lebenswandel«, spottete er. »Scherz beiseite. Fräulein von Willbrecht ist nämlich seit einigen Tagen Hauptaktionärin der Dexter-Werke.«

      »Jetzt machen Sie sich auch noch über mich lustig«, sagte Jan.

      »Nichts liegt mir ferner. Fräulein von Willbrecht ist Haupterbin von Frau Hagen, deren letztwillige Verfügung dahin ging, dass die Fabrik mit meinem Konzern fusioniert wird, wenn Ihnen, Herr Campen, die Leitung übertragen würde. Von mir aus gesehen, konnte sie keine bessere Verfügung treffen. Die alte Dame muss Sie sehr gern gehabt haben.«

      Jan war blass geworden. Seine Lippen pressten sich aufeinander. Seine Kehle war eng geworden.

      »Sie hatte vor allem Nanni sehr gern«, sagte er leise. »Sie hatte sich Nanni wohl einmal als Schwiegertochter gewünscht.«

      Auch Dr. Peschkes Gesicht war sehr ernst geworden. »Ein tragisches Schicksal«, sagte er, »aber ihr Unglück hat sie nicht so verbittert, dass sie nicht das Glück anderer im Auge hatte.«

      »Und was sagt Nanni dazu?«, fragte Jan leise.

      »Sie hat noch keine Ahnung, welche Rolle Ihnen zugedacht ist. Für Nanette von Willbrecht scheint es nichts Wichtigeres zu geben, als die Tochter eines gewissen Herrn Campen zu behüten.«

      »Worüber niemand glücklicher ist als ich«, sagte Jan.

      *

      »Weißt du, Annchen, ich begreife immer noch nicht, wie dieser Generaldirektor Peschke darauf gekommen ist, bei uns anzurufen«, sagte Friedrich von Willbrecht zu seiner Frau.

      »Er wollte doch Nanni sprechen«, erklärte sie beruhigend.

      »Aber wieso kennt er Nanni?«

      »Schnell im Kombinieren warst du noch nie, mein Guter«, sagte Annemarie von Willbrecht nachsichtig. »Er wird von Herrn Campen erfahren haben, dass Nanni die künftige Frau Campen ist.«

      »Du redest es so dahin, als ob es nichts wäre«, polterte er los.

      »Es ist sehr viel, mein guter Friedrich. Unsere Nanni wird nun doch noch eine glückliche Frau werden.«

      »Und dank Teresa macht er eine gute Partie.«

      »Das hat er doch nicht gewusst. Nun suche doch nicht gleich wieder ein Haar in der Suppe.«

      »Da habe ich mich nun gefreut, dass Nanni mit der Kleinen bald wieder bei uns sein wird, und nun – nun wird es immer so still sein bei uns, Annchen.«

      »Ich denke, dass wir sie oft bei uns haben werden. Vergiss nicht, dass das das Los aller Eltern ist. Unseren ist es auch nicht anders ergangen. Wenn Teresas Haus ein Altenheim wird, haben wir unsere Beschäftigung. Unsere Pensionsgäste bringen doch auch Abwechslung. Schau nicht so grimmig drein.«

      »Pipp werden sie auch mitnehmen«, grollte er.

      Annemarie von Willbrecht überließ ihren Mann seinen Betrachtungen. Sie wusste genau, dass er sich wie sie freuen würde, wenn Nanni eine glückliche Frau wurde.

      *

      Und das war sie, als Jan sie so fest in seinen Armen hielt, als wären sie Ewigkeiten getrennt gewesen. Rubinchens Gesicht war geradezu verklärt. Sie sah es so gern, wie zärtlich ihr Daddy Nanni anschaute, und es passte ihr gar nicht recht, dass der mächtige Herr Generaldirektor ihre kleine Hand ergriff und ein Stück mit ihr weiterging.

      »Es ist ein sehr hübsches Kinderheim«, sagte Robert Peschke.

      »Ja, es ist sehr schön«, erklärte Rubinchen geistesabwesend.

      »Möchtest du noch lange hierbleiben?«

      »Nur so lange, wie Nanni da ist«, sagte Rubinchen.

      »Das schönste Kinderheim kann keine Mami ersetzen«, sagte Robert Peschke.

      Rubinchen hob den Kopf. »Du bist Daddys Chef«, sagte sie. »Du kannst kommandieren. Kannst du Daddy auch befehlen, dass er Nanni heiratet?«

      Robert Peschke lachte. »Das brauche ich ihm nicht zu befehlen, Rubinchen. Das tut er ganz bestimmt von selbst.«

      »Ist das wahr? Ist das bestimmt wahr? Dann hat Yasmin noch viel mehr gelogen, als ich gedacht habe?«

      »Denk nicht mehr an sie, Kleine. Dein Daddy weiß schon, wer die richtige Mami für dich ist.«

      Rubinchens Augen strahlten. »Du bist der beste Chef für meinen Daddy. Auch wenn du so groß bist, dass ich deine Augen gar nicht richtig sehen kann.«

      Da hob er sie empor, ganz dicht vor sein Gesicht. »Kannst du sie jetzt sehen?«, fragte er verschmitzt.

      Rubinchen nickte. »Und wie sie funkeln«, lachte sie. »Wie beim Nikolaus.« Ganz unversehens bekam Robert Peschke einen feuchten Kuss auf die Nase.

      »Für solch eine süße Tochter muss man sich aber schon eine besonders hübsche Mami aussuchen«, bemerkte er, als Jan und Nanni nahten. »Und das hat er nun ja auch getan.«

      *

      In Sophienlust war man sehr betrübt, dass Rubinchen schon so bald wieder fortgehen sollte, und selbst Pipp schien damit nicht recht einverstanden zu sein. Man fand ihn nach langem Suchen im trauen Beisammensein mit der Setterdame Panja.

      »Sie haben etwas miteinander«, sagte Pünktchen. »Ganz ernst.«

      »Wo die Liebe hinfällt«, bemerkte Denise lachend. »Wenn er euch einmal ausreißt, Nanni, wisst ihr ja, wo ihr ihn zu suchen habt.«

      »Und wenn Panja verkauft wird?«, fragte Nick.

      »Ihr wollt sie verkaufen?«, fragte Nanni.

      »Wir können doch nicht alle Hunde behalten«, meinte Nick. »Sonst haben wir bald mehr als Kinder.«

      »Dann nehmen doch wir sie mit«, schlug Nanni vor. »Paps wird es uns ohnehin nur schwer verzeihen, wenn wir ihm Pipp wegnehmen.«

      So geschah es denn, dass Generaldirektor Peschke in seinem Wagen nicht nur Rubinchen, sondern auch zwei sehr ungleiche Hunde beförderte, die aber genauso glücklich schienen wie die Menschen.

      Viele winkten ihnen nach. Sophienlust war wieder einmal Zwischenstation gewesen für ein Kind, das nun einer glücklichen Zukunft entgegenfuhr.

      *

      »Nun sind wir wieder da!« Mit diesen Worten umarmte Rubinchen Annemarie von Willbrecht. »Allesamt. Pipp hat sich auch eine Frau mitgebracht.«

      Sie warf Friedrich von Willbrecht einen schrägen Blick zu und überlegte dann, wie er wohl darauf reagieren würde.

      »Potztausend, ein Setter«, sagte er.

      »Eine Setterin«, erklärte Rubinchen. »Pipp hat sich in sie verliebt.«

      Annemarie von Willbrecht unterdrückte ein Lächeln. »Das soll bei Hunden auch passieren«, sagte sie.

      Rubinchen nickte. »Und Kinder kriegen Hündinnen auch. Nanni sagt, das wird eine Promenadenmischung, wenn Panja Junge kriegt. Es ist nämlich möglich.«

      »Dann wirst du ja deine Beschäftigung haben, Paps«, sagte Annemarie augenzwinkernd.

      Dies war eine für Rubinchen äußerst befriedigende Reaktion. »Verstoßt