G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 4 – Western


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her, aber leise, um Gottes willen, seid leise! Kommt her, sagte ich, ich bin es… Concho Hurst. Hier ist Concho Hurst – hört ihr mich?«

      Innen ein Kratzen, dann eine heisere, gepreßt klingende Stimme: »Alle Teufel, das ist wirklich Concho. Concho, hier ist Trevor. Mann, Concho…«

      »Nicht laut werden, seid ganz leise – kommt raus, kommt schon, wir haben keine Zeit!«

      Da waren sie – vier Männer, die unter seinem Vater gefahren hatten. Sie starrten auf den toten Bravado hinab. Trevor bückte sich und nahm dem Kerl den Revolver ab.

      »Concho, Bowlen ist tot – Bradford hat es schwer erwischt. Was machst du hier – woher kommst du?«

      »Später«, flüsterte Concho Hurst. »Hinaus mit euch, schnell! Mattare, bring sie alle zur Mauer. Sie sollen leise sein. Schleicht euch draußen zum Kornfeld, dort liegen Juaristas – Cerringa, du kennst den Capitano aus Cerralvo?«

      »Ja«, nickte Cerringa. »Figurentes, ich kenne ihn gut. Diese Schurken – dieses Teufelsweib, Garcias Schwester, sie hat Bowlen kaltblütig erschossen. Sie haben unsere Waffen, sonst würden wir ihnen…«

      »Hinaus, schnell!« keuchte Concho. »Keine Zeit für lange Reden. Hallo, Bradford…«

      Bradford trugen sie hinaus. Er hatte einen dicken Verband um den Hals und sah Concho an, die Zähne fest zusammengebissen.

      Mann für Mann huschte aus dem Keller. Sie drückten sich an der Mauer entlang, dann liefen sie einzeln auf die Gartenbüsche zu. Petersen und Trevor trugen Bradford.

      Concho Hurst sah sie verschwinden. Er hielt den Colt in der Faust und wartete an der Hausmauer. Eine Minute verstrich, ein paar leise, kratzende Geräusche drangen zu ihm herüber. Aber im Haus selbst blieb alles still. Um die Hausecke fiel der Lichtschein der im Hof brennenden Lagerfeuer. Manchmal tauchte dort ein Schatten auf, fiel lang und düster bis zu den Bäumen zwischen Scheune und Haupthaus. Gleich darauf sah Concho die geduckte Gestalt des Chiricahuas heranhasten.

      »Alle in Sicherheit, Mattare?«

      Der Indianer nickte knapp.

      Als sie über die Terrasse zur Hintertür huschten und sie leise aufdrückten, hörten sie Gelächter. In der Halle brannten zwei Lampen. Das Licht fiel auf die große, geschwungene Treppe zum Obergeschoß. Aber niemand war zu sehen. Die Vordertür stand offen – das Gelächter kam aus dem breiten Durchgang. Dort fiel Lichtschein in schmaler Bahn gegen die Wand. Mattare hob die Hand, sie zuckte zweimal auf jenen Lichtschein zu.

      Ein Zimmer – das erste vorn rechts, dachte Concho. Dort sitzen ein paar der Halunken, sie lachen.

      Der Chiricahua glitt los, Concho ließ die Tür einschnappen. Dann folgte er dem Indianer, sich immer an der Wand haltend, zur Treppe. Hier blieb Mattare stehen, er lauschte, hob die Hand und deutete nach oben.

      »Ja«, zischte Concho, »hinauf, schnell!«

      Sechs, sieben Stufen kamen sie hoch, als der Chiricahua jäh erstarrte. Er duckte sich plötzlich, er glich einem wilden Tier, als er den Kopf ruckartig hob und warnend die Hand nach Concho ausstreckte. Dann drehte er sich blitzschnell um.

      Concho Hurst sah seine blitzschnelle, zuckende Handbewegung.

      Erst in diesem Moment öffnete sich oben irgendwo eine Tür. Schritte über ihnen. Concho sah sich um. Es war zu spät, hinauszuhetzen, sie hätten die Hintertür niemals erreicht. Schritte – lauter jetzt – ein Klirren, eine barsche, wütende Stimme: »Zum Teufel, irgendwo muß es sein. Der Hund scheint wirklich nicht mehr im Haus gehabt zu haben…«

      Mattare glitt wie ein Schatten unter die Treppe und winkte Concho Hurst. Sie krochen bis in den tiefsten Winkel und hockten in diesem von keiner Helligkeit getroffenen, dunklen Dreieck eng aneinandergepreßt.

      Keine fünf Sekunden später kam ein Mädchen quer durch die Halle, es blieb jäh in der Mitte stehen, als hätte jemand es plötzlich angehalten durch irgendeinen Ruf.

      Concho zuckte zurück, rührte sich nicht mehr. Er hörte, wie Sand knirschte, den viele Stiefel in die Halle getragen hatten. Ohne das Mädchen sehen zu können, wußte er, daß es sich umsah. Garcias Schwester stand mitten in der Halle.

      Hurst brach der Schweiß aus. Er wußte, sie brauchte nur drei Schritt weiter nach rechts zu gehen, dann mußte sie sie sehen können. Jetzt – jetzt bewegte sie sich… der Sand knirschte, sie machte einen Schritt… noch einen…, und dann…

      »Pablo!«

      »Si, Patronata?«

      »Wer war hier?«

      Die Augen von Mattare und Concho begegneten sich.

      »Eh… Don Felice und Carlos!«

      »Niemand sonst, Pablo?«

      »No, Patronata«, sagte der Mann vorn im Gang. »Es war niemand hier.«

      »Niemand, und – was ist das nur…«

      Ihre Stimme wurde leiser, sie murmelte vor sich hin. Dann setzte der Schritt wieder ein und verlief sich im Gang.

      Concho atmete flach aus, wartete, bis alles ruhig war. Auch die beiden Bravados waren jetzt im Hof.

      »Los, Mattare!«

      Der Indianer flog aus dem dunklen Dreieck und blickte im Laufen in den Gang. Er sah den Rücken des Mädchens. Es stand seitlich der Tür unter dem Baldachin, unbeweglich blickte es nach links. Als der Indianer die ersten Stufen hinter sich hatte, sah er Maddalena Garcia nicht mehr. Concho folgte ihm, sie hetzten in langen Sprüngen, wenn auch leise, die Treppe empor, duckten sich, ehe sie oben waren. Der Indianer schob sich behutsam an die oberste Treppenstufe, tauchte über sie und blickte in den Gang. Der Gang war gähnend leer, nur einige Bücher lagen verstreut am Boden. Ein Schrank stand sperrangelweit auf, Papier raschelte, als sie darauf traten. Sie waren jetzt in jenem Gang, der im Obergeschoß quer vor den Zimmern herlief, deren Fenster zur Vorderfront des Hauses hinausgingen.

      Mein Gott, dachte Concho, mein Gott, wo war das Arbeitszimmer? Die Tür hier… oder die?

      Der Indianer blieb stehen, als Concho die Tür leise öffnete. Jäh traf sie der rote flackernde Schein der Feuer im Hof. Er fiel durch die Frontfenster in den Raum, strahlte über sie hinweg und an ihnen vorbei bis in den Gang. Im Zimmer war kein Mensch, aber es sah aus, als war eine Granate mitten im Raum explodiert. Schränke, Truhen – alles ausgeräumt – Papiere und Bücher am Boden… ein fürchterliches Durcheinander, umgekippte Stühle, einige aufgeschlitzte Sessel…

      »Weiter!« zischte Concho. »Die nächste Tür!«

      Sie war auf. Concho kam geduckt in das Zimmer, den Colt in der Faust. Das erste, was er sah, war das Bett. Der Mann lag gebunden und mit einem Knebel im Mund auf dem Bett. Sein Gesicht wurde vom roten Feuerschein in etwas Helligkeit getaucht – ein Gesicht, über das Blut gelaufen war, im eisgrauen, fast weißen Bart und im Kopfhaar klebte – ein verschwollenes Gesicht.

      Der nächste Blick traf eine Chaiselongue. Ein Mädchen lag dort – die Arme über die Kanten gezogen, die Handgelenke an die Beine gebunden, einen Knebel zwischen den Lippen, auf dem Unterarm ein paar dunkle Stellen, wie von einem Stock, dessen Spitze glühend gewesen und auf ihre Haut gedrückt worden war. Conchos dritter Blick traf die Augen des Mädchens, große, weit offene dunkle Augen, die ihn starr ansahen. Er kam gegen das Licht herein, den Colt in der Faust, das Messer in der anderen Hand.

      »Sagen Sie nichts!« keuchte Hurst. »Nicht schreien, nicht laut werden. Ich schneide Sie jetzt los, dann müssen Sie mir folgen. Draußen ist die ganze Garnison Cerralvos – die Hazienda ist so gut wie umstellt. Wir bringen Sie hinaus, hören Sie? Kennen Sie mich noch, Don Sebastiano… Don Sebastiano…«

      Der Alte wendete langsam den Kopf, schien halb ohnmächtig zu sein und gar nichts begriffen zu haben.

      »Don Sebastiano – ich bin Concho Hurst. Mein Vater belieferte Sie früher – vor dem Krieg – erinnern Sie sich? Ich bin Concho Hurst, ich bringe Sie hinaus, ehe die Juaristas angreifen. Don