G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western


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jemandem das Pferd zu klauen… ich mach’ da nicht mit! Vielleicht in einem anderen Fall, aber nicht bei Bat. Schließlich ist er meinetwegen unter die Hufe gekommen. Diese beiden Gauner sehen bloß das Geld… na ja, ich auch, aber deshalb werde ich noch lange kein Schuft. Oh, verdammt, bin ich erst die Pferde los und habe ich mein Geld, dann suche ich mir ein paar anständige Partner und lasse die beiden laufen. Sollen sie sehen, wie sie fertig werden! Ich werde es schon noch lernen, einen Gaul einzubrechen!«

      Er kauert sich hin, sucht in seinen Taschen nach einem Fetzen Papier und schreibt auf, daß sie die Pferde wegbringen und gleich einen Doc schicken wollen. Dann holt er frisches Wasser, packt in die eine Satteltasche den Rest seines Fleischanteils, pflockt die Tasche und den Wasserbeutel an. Es ist sicherer, falls ein Tier hier herumschleicht und vielleicht mit dem Fleischgeruch in der Nase an den Packen geht.

      Kurz darauf, es mag keine halbe Stunde vergangen sein, hört er Plumo so wild und laut fluchen, daß er zum Corral reitet und den Mann dort am Boden kauern sieht.

      »Dieser höllische Hengst, dieser Teufelsbraten«, brüllt der Mischling giftig und betastet sein Gesäß. »Da bin ich dran und habe ihm die Longe angelegt, als er mich auch schon von hinten rammt. Höllengaul, Bastard, gescheckter, ich werde dir Beine machen!«

      Er reißt sein Lasso hoch und geht fluchend auf den Hengst los, um ihm einige Hiebe mit dem Lasso überzuziehen.

      »Halt!« ruft Bennet hastig und hat irgendein warnendes Gefühl dabei. »Schlag ihn nicht, das kann vollkommen verkehrt sein! Für den Hengst bekommen wir das meiste Geld. Ist er zu scheu und feuert nach jedem aus, dann sieh zu, an wen du ihn verkaufen kannst!«

      »Was? Na ja, könnte wahr sein! Den nehme ich an meinen Sattel. Bist du fertig mit Doan?«

      »Ja, wir können los. Ist ohnehin schon Nachmittag. Verdammt spät, um noch loszureiten. Würde lieber die Nacht noch bleiben!«

      »Mann, keine Zeit noch zu warten, wir reiten gleich! Bis Deming sind es knappe zwanzig Meilen… vielleicht auch ein paar Meilen mehr, wenn wir kreuz und quer reiten müssen, weil uns die Berge im Weg liegen. Beeil dich und komm her, wenn du Doan versorgt hast. Leg ihm das Gewehr neben die Hand.«

      »Na ja«, sagt Bennet nur und reitet zurück.

      Er kommt wieder zu Doan, deckt ihn zu und hat ein so schlechtes Gefühl im Bauch, daß er sich schämt. Das Geld aber lockt stärker und läßt ihn an seine Zukunft denken.

      Wenig später haben sie jeder drei Pferde an der Seite und werfen noch einen Blick auf den wieder geschlossenen Corral, in dem noch zwei Pferde stehen.

      Plumo reitet grinsend voran und denkt an die kleinen Scheine, die ihm auf den Tisch flattern werden. Er sieht das Geld schon plastisch vor sich, hört es beinah’ knistern.

      Und er weiß nicht, daß alles nur ein Traum sein wird.

      Sie kommen genau nach Süden auf die Cooks-Ranges zu und müssen langsam reiten. Die Pferde sind verdammt unruhig, sie laufen manchmal störrisch nach allen Seiten. Es erfordert eine Menge Anstrengung, sie immer wieder wachsam zu halten.

      Es ist fünf Uhr, als sie durch eine weite Senke rechts der Cooks-Ranges reiten und weit rechts eine kleine Ranch am blinkenden Rinnsal eines kleinen Baches liegen sehen. Linker Hand wachsen die Berge in den Himmel.

      Vielleicht sind diese Berge leer, vielleicht aber stecken dort auch noch Leute.

      Sie reiten auf die scharf ausgeprägte Südweststrecke der Berge zu; sind ziemlich mürrisch, weil sie keine schnelle Gangart einschlagen können, und hören Plumo vorn sagen:

      »Ehe wir auf der Höhe des BlackMountains sind, das sage ich euch, ist es dunkel. Teufel, die Gäule bocken zu sehr!«

      »Hat Doan gewußt«, erwiderte Bennet spottend. »Sie haben sich noch immer nicht an uns gewöhnt. Wären wir bloß noch einen Tag geblieben!«

      »Ach, halt’s Maul«, brummt Plumo. »Wir kommen schon hin, wenn auch langsamer.«

      Vor ihnen liegt eine scharfe Kehre. Die Sonne steht schon tief, die Dämmerung wird sich in spätestens anderthalb Stunden einstellen.

      Hinter die Ecke jener Kehre können sie nicht blicken.

      Und Plumo denkt immer noch an das Geld.

      Sie nähern sich der Kehre. Dort macht das Tal einen Knick und wird von den Wänden nach Osten hin stark eingeschnürt. Die Wände treten dicht zusammen.

      Hinter Plumo reden Bennet und Johns über den Weg und die Nacht, in der sie reiten müssen.

      Henry Plumo aber grinst leicht, denkt an das Geld und die vielen Scheine.

      800, denkt Plumo, 800 geteilt durch drei, das ist doch eine ganz einfache Rechnung, wie? Macht fast 267 für jeden. 800 durch zwei sind schon 400, eh? Und wenn man 800 durch eins teilt, was ist es dann?

      Diese idiotischen Tröpfe, denkt Henry Plumo

      800 Dollar werden sich in einem Jahr in 8000 verwandelt haben. 8000 – vielleicht auch zehn, eh?«

      Wie schön sie mir doch helfen, diese Tröpfe; ei, ei, ist das schön!

      Er sieht sich nach ihnen um und zeigt seine starken gelblichen Zähne. Sein Gesicht ist zu einem satten, zufriedenen Grinsen verzogen.

      Wie schön sie doch lächeln!

      Ob sie noch grinsen werden, wenn Henry weg ist und nicht mehr wiederkommen wird?

      Was sie wohl für Augen machen werden? Große Augen, was? Und fluchen werden sie, auf den armen Henry Plumo, der etwas mehr Grütze in seinem Kopf hat; etwas mehr – gerade genug, um zwei Narren an der Nase herumzuführen!

      Er ist in der Schlucht und reitet um den Knick.

      Links an der Wand liegen einige Felsbrocken. Links an der Wand ist ein breites Loch. Dort ist irgendwann die Wand einmal auseinandergeklafft und hat Felsen in die Tiefe stürzen lassen.

      Es ist so schön still in der Schlucht – so still wie es um Bennet und Johns sein wird, wenn sie auf den ehrlichen Henry Plumo warten, der gar nicht mehr da ist und nie mehr kommen wird.

      Er reitet vorbei an den Felsen und an den dichten Büschen an der rechten Talseite. Da vorn ist die Gegend auch so unübersichtlich. Hinter ihnen ragen die Wände hoch; sehr schmal ist der Durchlaß hier.

      Ich kenne da jemanden in Deming, denkt Plumo, der mir die Pferde gleich abnimmt. Dann schicke ich den Langen nach dem Doc. Und Johns bleibt bei mir. Und wenn ich das Geld habe, dann nehme ich meinen Revolver und sage:

      »Eh, Jeff, ist das nicht Doan, der da hinten reitet?«

      Wetten, daß er sich umsieht?

      Und wenn er sich umsieht, dann… Wozu habe ich einen Revolver, ich brauche keinen Knüppel, hähä!

      »El Luna – el Luna…«

      Plumo spitzt die Lippen und pfeift leise. Er pfeift vom Mond, den Sternen und dem milchigen Licht über dem Land, von den spitzen Schatten der Kakteen und den weißen runden Armen eines Mädchens, die sich um seinen Hals legen.

      Bueno, so wird er es machen, denkt Plumo. Bueno – gut, gut!

      Er fällt ganz von allein in die Sprache, die ihm seine Mutter beibrachte – spanisch. Er denkt auch wie ein Spanier – wie ein Mischlingsspanier dritter Kategorie, versteht sich. Darum erschrickt er auch nicht, denn er denkt ja spanisch, und jemand redet spanisch. Er wird erst munter, als der Jemand etwas von muerto und pronto sagt, von totschießen und schnell sterben, wenn sie nicht gleich die Hände hochnehmen.

      In diesem Augenblick schrickt Henry Plumo zusammen. Bennet und Johns fahren herum. Sie haben hinten ihre Pferde unruhig schnauben ge­hört.

      Der Mann ist da! Er ist aufgetaucht wie ein Geist, der geradewegs aus dem Boden heraufschießt und mit seinem struppigen Pferd in ihren Weg will. Er hat einen Sombrero auf, der viele Löcher besitzt; einen aus Stroh geflochtenen Sombrero mit einem spitzen Zuckerhut und einem Band daran, das über seine linke Schulter