G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western


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schrickt zusammen, sieht sich aus seinen Luchsaugen um und fragt schrill und angstvoll:

      »Wo sind sie?«

      Seine Hand reißt das Gewehr hoch, seine Augen flackern.

      »Gar nichts ist, wir sind bald da.«

      »Der Teufel soll mich holen und die Müdigkeit dazu!«

      »Hähä«, macht Plumo. »Der holt dich schon, keine Sorge! Keine acht Meilen mehr, vielleicht auch bloß noch sieben. Wir reiten am besten über den Carrizo-Canyon entlang, was?«

      »Genau das wollte ich vorschlagen«, erwidert Bennet. »Mann, was bin ich müde!«

      »Hast bald Zeit, zu schlafen, wenn du deine Wache herum hast!«

      »Was? Ich soll doch nicht etwa die erste Wache machen?«

      »Wirst du«, grient Plumo. »Immer hübsch die Augen aufreißen und glotzen. Den Taugenichts da können wir nicht nehmen, der schläft uns ein!«

      »Dann kannst du doch die erste Wache machen, was?«

      »Ich? Mensch, dir haben sie wohl den Verstand geklaut, was? Hier bestimme ich. Und ich sage, ich schlafe zuerst, kapiert?«

      Bennet schweigt, er kämpft gegen die Müdigkeit an, die noch stärker auftritt, nachdem sie erst einmal über Müdigkeit gesprochen haben. Dieser verdammte Plumo, er tut selbst nichts und läßt andere für sich schuften. Aber, denkt Bennet, ich bin ja schuld, ich habe Kinley erschossen, also muß ich die erste Wache nehmen.

      »Du, Jeff!«

      Johns zuckt zusammen und starrt, aus dem Halbschlaf hochgeschreckt, Bennet verwirrt an.

      »Halt dich fest, Mensch, du schaukelst ja wie ein Betrunkener im Sattel!«

      »Tu’ ich das? Was bin ich müde, ich könnte mich auf der Stelle hinpacken und pennen. Sind wir denn nicht bald da?«

      »Bald, Penner, bald! Mit dir ist das vielleicht so eine Sache. Da bedauert man es ja, daß du nicht von der Posse erwischt worden bist und man dich mitschleppen muß!«

      Plumo stößt ihm die Faust in die Rippen und richtet ihn damit wieder auf.

      »Au – auaah, was habe ich denn getan?«

      »Schlafen kannst du später, verstanden? Reiß deine Augen auf, sonst mach’ ich dich munter, Kerl!«

      Die Furcht ist wieder da, die Furcht vor Plumo. Er bleibt eine Weile klein und verschüchtert im Sattel sitzen und nickt dann wieder mit dem Kopf den Takt des Pferdes mit.

      »Sieh dir den an«, sagt Plumo wegwerfend. »Was soll auch schon aus so einem Flickschuster werden, was?«

      »Das ist auch ein Beruf, jedenfalls ein guter, wenn man seine Kundschaft hat.«

      »Was denn, möchtest du zurück an deine Wagen, he? In die Hölle wirst du kommen, das sage ich dir! Bringt einfach so einen unschuldigen Sergeanten um und läßt alle für sich bezahlen. Weißt du, was du bist?«

      »Nein«, sagt Bennet und wird jäh wild. »Plumo, jetzt ist es genug! Wenn du deine Wut an uns auslassen willst, dann versuch es nicht weiter, ich ducke mich nicht mehr.«

      »Was? Wie redest du denn mit mir, he? Ich werde dich mal auf meine Art kurieren, daß – he, was…«

      Er schweigt abrupt und sieht auf Bennets rechte Hand, die unter der Jacke herauskommt. In der Hand liegt der Revolver, und Bennet sagt fauchend:

      »Wenn du schmieriger Bursche mich noch ein bißchen ärgerst, dann schieße ich dich über den Haufen, klar? Mir ist es gleich, ob es jemand knallen hört, hängen werden sie mich ohnehin. Und noch ist nicht sicher, ob du schneller bist als ich, Mister! Versuch es mal, wenn du Selbstmord begehen willst. Sie werden vielleicht die Knallerei hören!«

      Plumo hat endlich jemanden gefunden, der ihm die Zähne zeigt. Und er ist sich wirklich nicht sicher, ob er nun schneller als Bennet sein kann. Der Revolver ist da, und in Bennets Augen steht etwas, das Plumo kleinlaut werden läßt.

      »Mensch, mach bloß keinen Unsinn«, sagt er brabbelnd. »Wenn ich einen Spaß treibe, dann regst du dich gleich auf. Bennet, pack den Colt ein!«

      »Ich werde dir was husten«, erwidert Bennet grimmig. »Jetzt bleib nur ordentlich da vorn und versuch besser nichts. Ich sagte dir schon: Mir ist alles egal, kommt auf einen mehr oder weniger auch nicht an. Und wenn ich dich treffe, dann habe ich wenigstens noch ein gutes Werk getan. Ich übernehme die erste Wache, weil ich euch in den Dreck gerissen habe, aber mehr auch nicht. Und nun reite, Mensch, sonst wirst du gleich für ewig schlafen!«

      Plumo stiert ihn an. Tücke spiegelt sich in den Blicken des vierschrötigen Mannes wider.

      Bennet führt sein Pferd etwas beiseite, steigt dann über einige kleine Felsen hinweg und lehnt sich an einen.

      Vor seinen Augen hantiert der stets gefräßige Plumo am Verpflegungspacken, stopft sich ein Ende Rauch­speck und dazu ein Stück Brot in den Mund und sagt grunzend:

      »Mit vollem Bauch schläft es sich besser, was? Du, Bennet, paß bloß gut auf und schlaf ja nicht ein!«

      »Ich werde schon nicht! Mußt du unbedingt essen?«

      »Ist ja genug da, was?«

      »Vielleicht nicht! Wir werden genau drei Teile machen, mein Freund. Das, was du jetzt ißt, das ziehen wir dann ab.«

      »Bist du wahnsinnig? Ich brauche mehr als ihr zusammen!«

      »Werden wir sehen, Mister!«

      Bennet sieht ihn losgehen, sich fluchend in seine Decke rollen und den Hut auf das Gesicht stülpen.

      Nach kaum fünf Minuten schläft auch Plumo.

      Bennet kauert allein an dem Felsen, dreht sich eine Zigarette und raucht fahrig.

      Es ist totenstill hier im Tal, kein Wild zu sehen; nichts rührt sich zwischen den Büschen und unter den hochstämmigen Tannen, an der rechten Schluchtwand.

      *

      Plötzlich und unerwartet taucht Doan am nächsten Morgen wieder auf.

      Plumo ist der erste, der dies bemerkt. Schlaftrunken reibt er sich die Augen.

      Dann ist er ganz munter, starrt auf Doan und beginnt zu grinsen.

      »Der Doan«, sagt er glucksend. »Ei, ei, der Doan ist wieder da! Doan, das ist aber prächtig, daß du uns…«

      Jetzt fällt ihm Doans Haltung und das Gewehr auf. Er verstummt mit einem Gickser und stiert auf die Gewehrmündung. Und dann begreift er, daß er keine Waffe hat und Doan ja wegen der Pferde…

      »Well«, sagt Doan eisig. »Jetzt habe ich euch alle drei. Lassen mich hilflos liegen und verschwinden mit den Pferden, die ich für euch zureiten durfte, was? Es war nur eine kleine Gehirnerschütterung, weiter nichts. Ich bin ein paar Tage auf einer Ranch unten in den Tälern gewesen, konnte mich hinschleppen und hörte von drei Burschen, denen ein paar windige Mexikaner die Pferde gestohlen haben. Ihr habt also nichts davon gehabt, mich zu betrügen, Freunde, gar nichts. Wo habt ihr denn diese Pferde her, he? Sitz still, Plumo, du hast es ausgeheckt, du hast dich auf irgendeine Art an mir rächen wollen, so ist es gewesen! Stimmt’s?«

      Plumo schweigt. Bennet wirft einen hilfesuchenden Blick auf Plumo und Johns. Dann sagt er stockend:

      »Es – es ist kein Komplott gewesen. Du lagst da wie tot; wir wußten nicht, ob wir dich transportieren durften und dann – du hast doch selbst gesagt, daß Wildpferde ständig in den ersten Tagen geritten werden müssen, wenn sie nicht wieder wild wie vorher werden sollen. Das konnten wir doch nicht, Bat, wirklich nicht. Und darum haben wir sie genommen und sind losgeritten. Wir mußten doch den Doc holen und…«

      »Mann, du lügst, mich täuschst du nicht! Ich will die Wahrheit wissen. Ihr habt mich ausbooten wollen!«

      »Nein, nein«, sagt Plumo schrill und hebt beschwörend die Hände.