G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western


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plötzlich. Und dann fällt er zu Boden und liegt still.

      Drüben sagt Bennet krächzend:

      »Mein Gott, aber ich habe doch nur vor seine Füße geschossen…«

      Plumo hat nie lange gebraucht, um seinen Vorteil zu erfassen. Er braucht auch diesmal keine zwei Sekunden dazu.

      »Du Idiot«, sagt Plumo und fragt sich, ob Bennet den einen Schuß nicht gehört hat. »Hast ihn erwischt! Raus hier, das Girl auf den Wagen!«

      Er rennt auch schon aus der Tür und erreicht den Wagen nach sechs, sieben langen Sätzen. Dann schwingt er sich hoch, richtet seinen Revolver auf das am Boden des Kastens liegende Girl und zieht sich mit der linken Hand hastig das Halstuch vor die Nase.

      Das Mädchen liegt still, hat den Blick nach unten gewendet und schweigt vor Furcht.

      »He, Sie, Miß, aufstehen«, sagt Plumo heiser und grob. »Los, schnell!«

      Er muß sie anfassen und zieht sie grob am Arm hoch. Sie zittert vor Furcht, als sie sein maskiertes Gesicht erblickt und taumelt vom Wagen herab.

      »Macht eure Halstücher vor«, sagt Plumo barsch zum Haus hin und hat das Mädchen immer noch am Arm. »Los, kommt heraus, schnell!«

      Er wirft einen Blick auf den am Boden liegenden Kinley und sieht dessen Augen, die starr gegen den Mondhimmel blicken.

      Einen Augenblick wird ihm übel, aber er ist zu hart, um es sich anmerken zu lassen. Seine körperliche Schwäche überspielt er mühelos mit rauhen und barschen Worten, denen die Taten folgen.

      »Zum Haus, machen Sie schon! Gehen Sie, Miß! Da hast du ja was Schönes angestellt, Bennet! Miß, gehen Sie schon!«

      Er schiebt sie vor sich her und geht nicht sonderlich zärtlich mit ihr um.

      »Mein Gott«, sagt das Mädchen zitternd. »Was wollen Sie von mir, Mister? Ist er… ist Kinley etwa…«

      »Was schießt der Narr gleich, he? War nicht nötig, wir wollten bloß was zu essen haben – und da schießt er gleich! Gehen Sie, Miß!«

      Er führt sie an Johns vorbei, in die Küche und blickt auf den kleinen wachsbleichen, die Lippen zitternd bewegenden Johns, der an der Seite der Tür steht und sich nicht rührt. Die Wut flammt jäh wieder in Plumo auf. Er gibt Johns einen Tritt und sagt giftig:

      »Raus mit dir! Aufpassen, ob da wer kommt. Mach deine langen Ohren auf, Taugenichts! Der da im Hof ist tot, der beißt dich nicht mehr, also… raus mit dir!«

      Bennet geht durch die Tür, den Revolver noch immer in der Hand, und blickt ihn seltsam leer an.

      »Ich verstehe es nicht«, sagt Bennet stockend. »Ist doch unmöglich!«

      »Du Narr siehst ja, was unmöglich ist, eh? Los, beweg dich! Stricke her, da an der Wand hängen welche! Und Sie, Miß, sind schön ruhig, sonst geschieht eine Menge, wovon Sie noch in dreißig Jahren als Großmutter träumen werden! Ich muß Sie binden, verstanden?«

      »Sie wollen mich…«

      »Hände auf den Rücken, Miß!«

      »Aber… mein Vater ist Richter… er wird euch aufhängen, wenn er euch erwischt!«

      »Dazu gehören immer welche, die sich erwischen lassen! Na, nun mal vernünftig. Hände her!«

      Er zieht ihr die Hände auf den Rücken; bekommt von Bennet, der immer wieder den Kopf schüttelt, aber den Befehl ausgeführt hat, einen Strick und bindet das Mädchen an Händen und Füßen fest zusammen. Dann zwingt er sie, sich hinzusetzen, und bindet das Ende der Stricke von Arm- und Fußfesseln zusammen um den einen Fuß des stabilen Regals an der Wand. Er rüttelt am Regal, aber das ist so fest, daß sie niemals loskommen wird.

      »So«, sagt er dann und bleibt vor ihr stehen. »Es sind noch fünfzehn Meilen bis zu eurer Ranch, wie? Wer ist hier der nächste Nachbar, wo ist die nächste Weide?«

      »Zehn Meilen weiter wohnt Joe Ennid und dort… ist auch seine Weide! Mister, mein Vater…«

      »Sei still, Mädchen«, brummt Plumo wütend. »Beantworte meine Fragen und droh hier nicht wieder. Ich denke, Kinley wollte erst gegen Mittwoch zurück sein. Hat er seine Rinder verkauft?«

      »Ja, zu einem guten Preis. Ich kenne ihn, er hat als Sergeant in Fort Bayard gedient, ein guter Mann und jetzt… Schufte!«

      Sie bricht in Tränen aus, aber Plumo stopft ihr einen Knebel in den Mund und bindet noch ein Handtuch um den Knebel, damit der auch ganz fest sitzt.

      »Ich denke«, sagt er überlegend, »Ihr Vater wird schon hören, daß Sie mit Kinley von Deming abgefahren sind und sich wundern, daß Sie nicht kommen. Finden wird er Sie dann schon, wie? He, Taugenichts, rührt sich was?«

      »Nichts«, sagt Johns draußen.

      »Dann komm her und hol deinen Packen ab! Wir verschwinden jetzt, so schnell wir können!«

      Er wirft dem Mädchen noch einen Blick zu, dann packt er sich die beiden Gewehre in der Ecke, sieht Johns nach dem Packen greifen und geht nach draußen.

      Bennet lehnt an der Hauswand und ist kreidebleich.

      »Bennet, reißt du dich jetzt zusammen?« fragt Plumo drohend. »Bring Kinley weg, schnell!«

      Bennet starrt ihn an und schweigt.

      »Mensch, hörst du nicht?«

      Bennet schlurft langsam los, sieht sich scheu um und sagt dann würgend:

      »Ich kann nicht!«

      Plumo knurrt einmal, geht dann selber los und kommt nach einer Minute hinter dem Holzstapel hervor. Er schließt die Haustür, starrt Bennet giftig an und sagt heiser:

      »Wir müssen verschwinden, schnell über die Grenze! Mit unseren lahmen Gäulen schaffen wir das nicht, die lassen wir hier. Wir nehmen die von Kinley, müssen wir schon tun. Im Stall sind zwei Sättel, einer für dich und einer für mich, Bennet. Johns kann seinen behalten. Bennet, das sage ich dir, du hast es uns eingebrockt! Jetzt hilf gefälligst mit, sonst erwischen sie uns noch und lochen uns ein. Und dann hängen sie dich auf und uns vielleicht dazu! Mußtest du Idiot auf ihn schießen?«

      »Hast du nicht auch geschossen?« fragt Bennet mit leerer Stimme.

      »Schon, aber in die Luft, weiter nichts!« Er sieht sich nach Johns um, der hinter ihm gestanden hat und die Richtung seines Schusses vielleicht doch ausmachen konnte. Johns sieht ihn mit offenem Mund und stieren Augen an, schüttelt dann den Kopf und will etwas sagen.

      »Halt deinen Mund, Johns, sonst dreh’ ich dir den Hals um«, sagt Plumo fauchend. »Du brauchst ihm nicht auch noch Vorwürfe zu machen; es genügt, wenn ich ihm die Wahrheit sage… verstehst du, du Narr?«

      »Ja… aaah«, sagt Johns furchtsam und schielt zu Boden. »Ich wollte ihm… ist schon gut!«

      Johns hat es gesehen, denkt Plumo, der verdammte Kerl hat es gesehen. Ich muß ihm den Mund stopfen, sonst redet er noch zu Bennet. Der hat Angst vor mir; noch mehr Angst muß er haben, damit er endlich sein Maul hält. Er sieht ihn fürchterlich an und erkennt die Furcht des kleinen Burschen. Nun gut, Johns wird den Mund halten.

      Johns wendet sich ab, schleppt den Packen zum Corral, in dem die Pferde Kinleys sind und denkt dabei an die drei Schüsse Bennets und den einen, der hinterher fiel. Johns ist sicher, daß Bennet Kinley nicht getroffen hat, aber er schweigt aus Furcht vor dem gewaltigen Plumo.

      Von dieser Stunde an haßt er Plumo noch mehr, doch auch die Furcht ist größer. Er ist kaum um die Ecke, als er ruckhafft stehenbleibt und ihm der Schreck durch alle Glieder fährt.

      Er allein weiß es… er hat es gesehen, daß Plumo schoß – und traf. Wenn Plumo ihn umbringt, dann weiß es nur noch Plumo. Und der hält den Mund und läßt Bennet für sich hängen.

      Johns hat plötzlich einen ganz trockenen Hals und würgt heftig. Ihm wird so übel, daß er sich um ein Haar