und können sich nicht an Ordnung halten. Man muß sie eben dazu erziehen, auch wenn es manchmal schmerzt.«
»Um welchen Wagen handelt es sich, wenn man fragen darf?« schaltete der Butler sich ein.
»Sind Sie der Halter des Taxis draußen?« fragte Harry Caterling, um den es sich zweifelsfrei handelte. »Der vordere Teil des Wagens würde dann zu einem Viertel im absoluten Halteverbot stehen.«
»Mister Harry Caterling?« erkundigte sich der Butler sicherheitshalber.
»Harry Caterling«, bestätigte der stramme Schnauzbärtige barsch und maß den Butler mit scharfem Blick. »Sie haben also auch schon von mir gehört, wie? Gehört Ihnen der Wagen im Halteverbot?«
»Könnte es sein, Mister Caterling, daß man Sie allenthalben hier in der Stadt den Saubermann nennt?«
»Und den Sheriff«, antwortete Caterling und lächelte andeutungsweise. »Ich habe viele Spitznamen, weil man mich respektiert. Man weiß sehr wohl, daß mir die Ordnung in Cudlam Hill ans Herz gewachsen ist.«
»Für Ordnung ist die Polizei zuständig, junger Mann«, fuhr die ältere Dame dazwischen.
»Die überfordert ist«, urteilte Caterling. »Sie kann schließlich nicht überall sein, ich aber kann es.«
»Aber auch nur zeitweise, Mister Caterling«, warf Josuah Parker ein. »Gestern kam es zu einem Zwischenfall mit einem Pakistani vor einem Supermarkt. Ihre Anwesenheit wäre möglicherweise recht hilfreich gewesen.«
»Oder haben Sie etwas gegen Pakistani und Inder, junger Mann?« stichelte Agatha Simpson genußvoll und neugierig zugleich.
»Ich kenne keine Ausnahmen«, behauptete der seltsame Saubermann und bemühte sich um weitere Straffheit in der Haltung. »Wahrscheinlich war ich zum genannten Zeitpunkt anderweitig unterwegs.«
»Hier in Cudlam Hill soll es aber eine Art Treibjagd auf Minderheiten geben«, sagte der Butler.
»Gerüchte, nichts als Gerüchte«, erwiderte Caterling. »Ich kenne nur absolute Neutralität.«
»Schon gut, schon gut, Harry«, schaltete Inspektor Nodd sich ein. »Vielleicht sehen wir uns später noch mal, ich habe jetzt zu tun.«
»Ich verlange die Bestrafung des Parksünders«, erklärte Caterling. »Wie gesagt, der Wagen steht mit einem Viertel wenigstens im absoluten Halteverbot.«
»Ich werde das in die Hand nehmen, Harry.«
»Und ich werde am Ball bleiben, Inspektor«, erklärte Caterling. »Ich habe übrigens ein Polaroid-Foto beigefügt als Beweismittel.«
Er legte einen Umschlag auf die Holzbarriere, zog das Foto hervor und präsentierte es dem Inspektor. Parker sah sofort, daß der Saubermann sich tatsächlich mit seinem Wagen beschäftigt hatte.
»Ich muß nun wieder auf Streife«, sagte Caterling, schob das Foto in den Umschlag zurück, salutierte und verließ das Büro der Polizei-Station.
»Sie lassen die Anzeigen doch wohl im Papierkorb verschwinden, wie?« fragte Agatha Simpson den Inspektor.
»Ich werde mich hüten«, gab Nodd zurück und lächelte ein wenig schief. »Caterling hakt nach. Ich bin dienstlich verpflichtet, solche Anzeigen weiterzuleiten.«
»Mister Harry Caterling dürfte demnach in der Stadt außerordentlich beliebt sein«, tippte der Butler an.
»Darauf können Sie sich verlassen.« Inspektor Nodd nickte. »Ein paarmal schon ist er verprügelt worden.«
»Aber dieser Mann ist doch ganz eindeutig krank«, sagte die Detektivin.
»Möglich, Mylady«, redete Nodd weiter. »Aber zwei Amtsärzte haben ihm völlige Handlungsfähigkeit attestiert. Nein, rechnen Sie damit, daß ich auch diese Anzeige weiterleiten werde.«
»Darf man beiläufig fragen, Sir, ob Mister Caterling nur von seiner Pension lebt?« wollte der Butler wissen.
»Auf keinen Fall«, lautete Nodds Antwort. »Er hat von seiner verstorbenen Schwester Geld geerbt. Und Grundstücke und Ländereien dazu. Sie war mit einem Landwirt verheiratet, der außerdem noch einen Großhandel für landwirtschaftliche Produkte hatte. Nein, nein, Caterling ist nicht unvermögend. Die gute Biggin ermöglicht ihm ein völlig sorgenfreies Leben.«
»Die von Ihnen erwähnte gute Mistreß Biggin ist demnach die Schwester Mister Caterlings, Sir?«
»Richtig, Mister Parker. Sie hatten draußen vor der Stadt eine große Farm, die aber jetzt verpachtet ist.«
»Mylady würde gern erfahren, wer der momentane Pächter ist«, sagte der Butler, der natürlich sofort hellhörig geworden war.
»Der Mann heißt Johnny Farding, Mister Parker.« Inspektor Nodd wußte auf Anhieb Bescheid. »Farding betreibt auf der Farm eine Schweinemast.«
»So etwas hat mich schon immer interessiert«, warf Lady Agatha ein. »Ich werde mir das aus der Nähe ansehen, Mister Parker.«
*
»Sie wissen jetzt natürlich, wer der wirkliche Saubermann ist, Mister Parker«, stellte die Detektivin fest, nachdem sie im hochbeinigen Monstrum Platz genommen hatte.
»Mylady haben sich inzwischen ein abschließendes Urteil gebildet?« fragte der Butler und ließ seinen Wagen langsam anrollen. Er lüftete grüßend die schwarze Melone in Richtung Caterling, der neben einem Hydranten stand und die Abfahrt beobachtete.
»Dieses Subjekt dort ist nicht der gesuchte Saubermann, Mister Parker, obwohl er so heißt«, betonte die ältere Dame mit Nachdruck. »Man hat ja sofort gesehen, was mit ihm los ist. Nein, Mister Parker, der wahre Saubermann ist natürlich der Schweinemäster. Oder sind Sie etwa anderer Meinung?«
»Man sollte möglicherweise erst mal Kontakt mit Mister Johnny Farding aufnehmen, Mylady.«
»Wer ist Johnny Farding?« gab sie gereizt zurück.
»Der erwähnte Schweinemäster, Mylady.«
»Sagte ich das nicht gerade?« wunderte sie sich gekonnt. »Sie haben sicher nicht recht zugehört, Mister Parker. Das werden Sie noch lernen müssen.«
»Meine Wenigkeit wird sich bemühen, Mylady.«
»Der Schweinemäster hat die Farm gepachtet«, zählte die Detektivin zusammen. »Und auf dieser Farm treffen sich doch die Streifengardisten, nicht wahr? Also, Mister Parker, daraus braucht man ja schließlich nur seinen Schluß zu ziehen, oder?«
»Die Dinge sprechen in der Tat für diese Annahmen, Mylady.«
»Aber Sie weigern sich natürlich wieder mal, mir beizupflichten, Mister Parker. Ich kenne das!«
»Auch ein Mister Johnny Farding, Mylady, könnte nur ein Strohmann des tatsächlichen Mister Saubermann sein.«
»Nun gut, dann tippe ich eben auf diesen praktischen Arzt«, meinte sie und lieferte ihrem Butler eine neue Variante.
»Doctor Dennis Hall, Mylady?« Parker bemühte sich darum, keine Verblüffung zu zeigen.
»Er sieht mir einfach zu harmlos aus«, redete die ältere Dame weiter. »Er gibt sich zu tolerant. Ich möchte wetten, Mister Parker, daß der Arzt ein Doppelleben führt.«
»Eine Theorie, Mylady, die man nur als ausgesprochen verführerisch bezeichnen kann.«
»Nicht wahr?« Sie nickte und lächelte wohlwollend. »Dieser Arzt hat es faustdick hinter den Ohren. Nach außen hin spielt er den Wohltäter, tatsächlich aber läßt er Jagd auf Pakistani und Inder machen.«
»Was man Mister Dennis Hall allerdings noch beweisen müßte, Mylady.«
»Das kann doch nicht so schwer sein«, meinte sie wegwerfend. »Um solche Kleinigkeiten kann ich mich nicht auch noch kümmern, Mister Parker.«
»Mylady wünschen zur Biggin-Farm zu fahren?«
»Umgehend«,