Danny King

DAS HAUS DER MONSTER - DIE MONSTER SIND ZURÜCK


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mich wieder auf. Ich schwankte zur Vorratskammer und trat dort gegen die gefrorene Tür, bis sie endlich aufflog. Rachels Sarg war in einen weißen Nebel von undurchdringlicher Kälte gehüllt. Allein der Anblick brannte schon in meinen Augen und als ich mich näherte, versengte die Kälte meine Haut. Rückwärtstaumelnd sah ich mich nach etwas um, das ich in den Nebel werfen konnte, aber ich wusste nicht, was. Wie bekämpfte man so etwas überhaupt? Was war es eigentlich? Ich hatte jetzt eine spontane Eingebung und rannte zurück in die Küche, schnappte mir dort den Kessel, den ich zum Kochen über das Feuer gestellt hatte und kehrte damit zurück, um das heiße Wasser ins Herz des Nebels zu schleudern.

      Ein unnatürliches Kreischen von Dampf, der auf Eis trifft, erklang, und das kochende Wasser gefror vollständig, bevor es auf dem Boden aufkam, aber der Nebel hob sich endlich und was immer Rachels Sarg ergriffen hatte, ließ los.

      Ich eilte zu Rachel hinüber, die immer noch dort drin war und schrie, und versicherte ihr so lange, dass ich es war, bis sie mir endlich erlaubte, den Deckel zu öffnen. Als sie das tat, sah sie mich mit den ausdruckslosen Augen einer Toten an und sprach eine Warnung aus, die offenbar direkt von der anderen Seite stammte.

      »Er kommt. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«

      V

      Rachel wusste nicht, was während ihrer Tortur passiert war, oder was sie dazu veranlasst hatte, eine so kryptische Warnung auszusprechen. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, in einen Mantel unüberwindbarer Furcht gehüllt gewesen zu sein, der sie die wahre Bedeutung von Angst gelehrt hatte.

      »Dieser Ort hat etwas Böses an sich«, sagte sie leise und sah sich in alle Richtungen um. »Zuerst habe ich es nicht gespürt, aber jetzt wird es immer stärker. Irgendwas kommt definitiv auf uns zu.«

      »Was?«, fragte ich.

      Das konnte Rachel nicht sagen.

      Doch keiner von uns war dazu bereit, hier auf das Unbekannte zu warten, also fingen wir sofort an, zu packen. Draußen war jetzt helllichter Tag, deshalb belud ich das Auto, während Rachel drinnen blieb. Ich packte lediglich leichtes Gepäck, schnappte mir nur ein paar wesentliche Dinge und alles, was zu meiner Identifizierung führen könnte, sollte die Polizei je so weit nach Norden kommen, dann ging ich zurück, um Rachel zu holen. Sie half mir, ihren Sarg aus der Vorratskammer und bis zur Haustür zu schleppen, bevor sie stehen blieb und meine Aufmerksamkeit auf etwas im Flur lenkte.

      »Schau mal«, sagte sie und zeigte auf das Ölgemälde an der Wand. »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.«

      Ich sah genauer hin und tatsächlich war dort etwas auf dem Bild, das ich zuvor nicht gesehen hatte. Es war schwer zu erkennen, aber es sah wie eine kleine, gebeugte Figur aus, die zwischen den Bäumen hinter dem Cottage hindurchspähte. Sie war in Schatten getaucht, schien aber eine Art Hut zu tragen und einen langen Stab in den Händen zu halten. Ich ging zur Hintertür und betrachtete das Grundstück. Die Bäume waren da, die Gestalt nicht.

      »Vielleicht solltest du näher rangehen und nachsehen?«, schlug Rachel vor.

      Ich konterte mit einem eigenen Vorschlag und Rachel erinnerte mich streng daran, dass ich gerade mit einer Minderjährigen sprach.

      »Verschwinden wir einfach schnell von hier«, sagte ich. »Meinetwegen darf es gern ein Geheimnis bleiben, was immer es auch ist.« Rachel stimmte mir zu und stieg in ihren Sarg. Ich schloss den Deckel und zerrte sie zum Auto hinaus.

      Dann ging ich zurück, um die Haustür zu schließen, kam mir aber plötzlich seltsam dumm dabei vor, vor einem leeren Cottage wegzurennen. Drinnen rührte sich nämlich nichts. Ich hatte das Feuer gelöscht und die Fenster verbarrikadiert. Die einzige Ähnlichkeit mit etwas Lebendigem bestand aus der Figur im Bild und den Lilien im Flur.

      »Viel Spaß miteinander«, sagte ich zu ihnen, als ich die Tür abschloss und ging.

      Ich ließ die Fahrt übers Cape zur Hauptstraße langsam angehen, denn ein platter Reifen und eine gebrochene Achse, die uns mitten im Nirgendwo stranden lassen würden, fehlten uns jetzt gerade noch. Ich hatte passende Filme gesehen und den Menschen darin passierte nie etwas Gutes. Aber wir schafften es ohne Zwischenfall zur Hauptstraße, wenn auch nicht ohne Beschwerden, da Rachel jeden Stein und jedes Schlagloch spürte, über die wir fuhren.

      Ich fuhr nun in Richtung Zivilisation, wollte mich aber nicht zu weit nach Süden verirren, denn das Land wimmelte nach den Ereignissen in Thetford noch immer vor Polizisten und ich wollte wirklich nicht angehalten und gebeten werden, den Kofferraum zu öffnen. Stattdessen entschied ich, dass wir uns im ersten Bed & Breakfast Hotel einmieten würden, das ich entdeckte, damit wir uns für ein, zwei Tage irgendwo verkriechen konnten und Zeit zum Nachdenken gewannen. Ich fand ein solches Hotel zehn Kilometer die Straße runter in einem idyllischen kleinen Fischerdorf mit dem Namen Rhiconich, das über ein wunderschönes, als Loch Inchard bekanntes Gewässer blickte.

      Da sich die Touristensaison bereits dem Ende zuneigte, konnte ich mir sogar ein Zimmer aussuchen. Die Hotelbesitzerin war eine freundliche alte Seele, die zu viel über alles und jeden redete, aber das machte mir nichts aus. Im Allgemeinen zog ich Menschen, die nicht aufhören konnten, über ihr eigenes Leben zu reden, denen vor, die nicht aufhören konnten, mich über meines auszufragen. Ich musste jetzt allerdings eine Sache angeben, die ich lieber für mich behalten hätte.

      »Meine Tochter wird auch hier übernachten. Ich hole sie später am Bahnhof ab.«

      »Um welche Uhrzeit, mein Lieber?«, fragte die Hausherrin freundlich.

      »Äh … wann wird es denn hier dunkel?«, entgegnete ich.

      Der nächste Bahnhof lag in Lairg und der Sonnenuntergang war um fünf Uhr, also hatte ich den Nachmittag für mich. Zuerst kaufte ich ein paar Kleider für Rachel. Das Geschäft im Ort hatte keine große Auswahl zu bieten, und auf dem Wenigen, das es hatte, prangte fast immer das Logo I love Loch Inchard, aber es musste genügen. Rachel konnte schließlich nicht in ihrem zerlumpten alten Nachthemd auftauchen und damit auf mein Zimmer gehen, nicht, wenn wir vermeiden wollten, dass ein Beamter des Jugendamts zehn Minuten später bei uns anklopfte. Danach zog ich weiter und besorgte mir ein Sandwich und eine dringend nötige Tasse Tee und verbrachte die nächsten ein, zwei Stunden damit, mich auf den neuesten Stand der Ereignisse zu bringen.

      Wie es schien, waren die Zeitungen noch immer ratlos, was die Bewohner von Thetford angegriffen hatte, hatten aber mit ihren Konkurrenten in der Fleet Street vereinbart, die Kreatur Die Bestie von Thetford zu taufen – nicht sehr kreativ. Die Zeitungen fassten auch die Namen und das Alter der sechs Opfer der Bestie zusammen, von denen eines ja bekanntlich ich selbst war. Ich war erleichtert, festzustellen, dass keiner der Jungs, die ich kannte, unter den Toten war, aber ziemlich enttäuscht, dass auch Tommys Vater nicht darunter war. Es hätte nicht ungerechter sein können. Vielleicht sollte ich Rachel ein einziges Mal von der Leine lassen, nur zum Wohle der Menschheit versteht sich.

      Die Bilder meiner Opfer starrten mich von den Seiten an, aber ich konnte sie einfach nicht ansehen. Das einzige Bild, das die Zeitung nicht hatte, war meines, was mich nicht überraschte, da ich absichtlich seit über fünfzig Jahren vor keiner Kamera mehr gestanden hatte.

      Als die Sonne schließlich hinter dem Horizont verschwand, ging ich zum Auto zurück und fuhr mit Rachel an einen ruhigen Ort, an dem sie herauskommen und sich umziehen konnte. Aber sie sträubte sich total. Sie beschwerte sich, dass die Jeans an ihren Beinen rieben, dass das T-Shirt nach Chemikalien roch, dass der Pullover zu eng war und sie sich in der Jogginghose einfach nur merkwürdig vorkam … und auch noch über alles andere, was ihr einfiel, doch ich weigerte mich, zuzuhören. Nach viel gutem Zureden und ein paar leeren Drohungen, schaffte ich es schließlich, dass sie wie ein normales, wenn auch ein bisschen übel gelauntes Mädchen aus dem 21. Jahrhundert aussah. Sie rang mir allerdings das Versprechen ab, ihr Nachthemd nicht wegzuwerfen oder es auch nur zu waschen, da sie Jahrzehnte gebraucht hatte, bis es so geworden war, wie sie es mochte, und ich war letzten Endes gezwungen, einzuwilligen. Das Zusammenleben mit Rachel war eine einzige Reihe zermürbender Kompromisse.

      Ich hatte Rachel außerdem