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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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Mann war besser gekleidet als die anderen. Eine geblümte Weste spannte sich über einen Bauchansatz, eine Weste mit einer dicken goldenen Uhrkette und Knöpfen aus Perlmutt. Er hielt eine Zigarre zwischen den fleischigen Lippen und musterte mit wasserhellen Augen den Kartenfächer in seiner Linken. Als er die Hand auf seiner Schulter spürte, schob er den breitrandigen Stetson in den Nacken und sah auf.

      »Ich muß dich sprechen, Hank.«

      »Doch nicht jetzt. Siehst du nicht, daß ich ein Bombenspiel habe?«

      »Unwichtig. Komm mit!«

      Das war ein unmißverständlicher Befehl. Der füllige Typ warf seine Karten mit einem unwilligen Schnaufen auf den Tisch und erhob sich. Er war unbewaffnet, was in diesem Land schon eine Menge bedeutete.

      Der andere, der ihn zum Mitkommen aufgefordert hatte, trug seinen Revolver tief an der Hüfte und das Halfter mit einem Riemen am Knie befestigt.

      Sie gingen zur Hintertür hinaus. Lauernde Blicke folgten ihnen, bis sich die Tür in ihrem Rücken schloß. Es war sternenhell auf dem unkrautbewachsenen freien Platz zwischen Kneipe und Toilette.

      »Hank, Mercroft ist tot. Apachen schnappten ihn beim Leguan Arroyo und brachten ihn um.«

      »Der arme Kerl. Was jetzt?«

      »Du bist der Boß, ich dein Segundo. Was sollen wir tun?«

      Hank Doolin zuckte mit den Achseln. Sein Gesicht drückte alles und nichts aus.

      Pokerface.

      »Was wir tun sollen? Einen neuen Mercroft finden. Die Welt ist voller Mercrofts, und ich denke, die Welt wird uns einen zur Verfügung stellen. Wo sind die Jungs?«

      »Im Lager.«

      »Gut, da sollen sie auch bleiben, bis von mir neue Order kommt. So, Mercroft hat’s also erwischt? Passiert uns alles früher oder später. Woher weißt du es?«

      »Ich war im Heereslager. Auch die Armee hatte starke Verluste in den letzten Wochen. Cochise geht ganz schön ran. Alle Wetter, der versteht sein Handwerk.«

      »Kein Wunder«, sagte Hank Doolin mit einem schmelzenden Lächeln auf den Zügen. »Was man den Chiricahuas so alles an Greueltaten anlastet, macht selbst einen kaltblütigen Häuptling nervös.« Er lachte ein fettes Lachen und stieß Elvis Wash hart gegen die Brust. »Du reitest zurück, El. Ich komme ins Lager. Wir besprechen die Details für den nächsten Coup und suchen gemeinsam einen neuen Mercroft. Alles klar?«

      »Okay. Bis morgen also. Good bye, Boß.«

      Wash ging um das Haus herum und knüpfte die Zügel seines Pferdes vom Hitchrail los. Seine Vorsicht, das Pferd nicht unmittelbar vor der Kneipe anzubinden, in der er sich gerade aufhielt, hatte sich schon oft bezahlt gemacht. Er stieg auf und ritt in die Nacht hinein.

      Hank Doolin ging zum Spieltisch zurück und verlangte ein neues Päckchen Karten. Hier an der Grenze hielten sich nicht nur Engel auf, und ein vorsichtiger Spieler kalkulierte das ein.

      Bis Mitternacht ging das Spiel ohne Höhepunkte weiter. Gäste kamen und gingen. Kurz nach Mitternacht ritt ein größerer Trupp in das Nest und hielt vor der Kneipe nebenan. Fluchend polterten Männer in die Bar und ließen ihre müden Pferde stehen, wo sie gerade standen.

      Hank Doolin hob den Kopf und lauschte. Drüben ging es zu wie bei einem Scharmützel. Als kurz darauf ein Schuß fiel, warf Doolin die Karten hin und erhob sich.

      »Bin müde, Freunde. Ein andermal geht’s weiter. Adios, Hombres!«

      Er ging.

      *

      Die Wüste sah im Sternenlicht aus wie satiniert. Alles glänzte und funkelte, wirkte glatt wie ein poliertes Brett. Das Zeltlager zwischen den Hügeln machte einen verlassenen Eindruck. Alles schlief, nur die Posten gingen ihre Runden und wurden alle zwei Stunden durch andere abgelöst.

      Aus einem flachen Zelt trat ein Zivilist und ging bis in die Mitte des Lagers. Vor einem mittelgroßen Zelt blieb er stehen. Die Pferde im nahen Seil-Corral äugten neugierig herüber, blieben aber ruhig. Um die Zeltgruppe herum kam der Posten mit geschultertem Gewehr, und als er den Scout erkannte, nickte er.

      »Noch unterwegs, Mr. Miller? Bei dieser Schwüle kann man auch keinen Schlaf finden, was?«

      »Das ist es nicht, Ed. Major Tanner will mit mir die morgige Route der Patrouille besprechen. Schließlich kenne nur ich die Wege bis hinüber zu den Chiricahua Mountains.«

      Der Posten ging weiter. Miller betrat das Zelt und blieb stehen. Es war still und heiß. Kein Luftzug bewegte die Plane. Das Zelt hatte zwei Räume, die von einer Zwischenplane getrennt wurden. Das hintere Abteil diente dem Offizier als Schlafraum, das vordere als Besprechungszimmer. Ein Tisch und mehrere Feldstühle standen dort, bedeckt mit Karten dieses Gebietes.

      »Major Tanner! Ich bin’s, Miller!«

      Keine Antwort.

      Die beinahe absolute Lautlosigkeit legte sich bedrückend auf die Seele des Scouts. Nur der Sand knisterte draußen, und wenn ein Posten vorbeischlenderte, knirschte es.

      »Hallo, Major Tanner!« Am liebsten hätte er noch gesagt: Verdammt noch mal, Sir!

      Er wartete ein paar Minuten, dann öffnete er die Zeltklappe. Es stank nach Schnaps und Schweiß und nach noch ein paar anderen Dingen. Eine Kerze steckte im Hals einer Flasche. Ihr Licht fiel auf einen Klapptisch und ein zerwühltes Lager. Der Offizier lag quer über der Bettstatt, mit dem Rücken auf dem Kissen, die Hände flach an den Schenkeln.

      Seine braunen Augen starrten unentwegt geradeaus. Sein schütteres Haar hing ihm wirr durcheinander in die schweißnasse Stirn. Er trug seine Dragonerhosen und die Stiefel, aber von der Hüfte an aufwärts war er nackt. Schweiß rann ihm durch die spärlichen dunklen Haare auf der Brust.

      »Major Tanner, Sir!«

      Die dunklen Augen sahen Miller an, erkannten ihn aber nicht.

      Der Scout schaute sich im Raum um. Flaschen lagen am Boden, Whiskyflaschen. Eine weitere stand halbvoll auf dem Tisch, angestrahlt vom Kerzenlicht. Daneben ein umgeworfenes Glas in einer Schnapslache.

      »Mr. Tanner, Sir!«

      »Was wollen Sie, Scout?«

      »Sie haben mich rufen lassen, Sir. Es ist wegen der Patrouille morgen, Erinnern Sie sich?«

      »Deswegen stören Sie mich? Scheißleben hier draußen… Sand, Hitze, Staub und – Chiricahuas. Wie soll das ein Mensch nur aushalten?«

      »Sie haben mich bestellt, Sir. Lieutenant Smith’ Patrouille ist seit Tagen überfällig. Colonel Richard krank, die Männer sind übermüdet. Disziplinlosigkeit macht sich in der Truppe breit…«

      »Ist das alles, Mann? Was denken Sie, warum ich mich besaufe? Hier draußen ist das Leben nur im Suff auszuhalten. Noch was?«

      »Die Scouts Haggerty, Roman und Harwig sind ebenfalls seit drei Tagen überfällig. Major, wir müssen die Route für die morgige Patrouille besprechen.«

      »Gehen Sie zum Teufel!« Plötzlich richtete sich Tanner auf. »Geben Sie mir die Flasche, Mann!«

      Miller widerstand einer plötzlichen Regung, den Offizier vom Bett hochzureißen und ihm in seine betrunkene Visage zu schlagen.

      »Du irischer Scheißkerl, gib mir die Flasche!« fauchte Tanner wütend.

      »Major Tanner, Sie sind jetzt Kommandant des Lagers und der einzige Offizier, der noch diensttauglich ist. Die anderen sind entweder krank oder auf Patrouille.« Müde fügte er hinzu: »Sie sollten aufstehen und das Trinken sein lassen.«

      Tanner bewegte sich blitzschnell. Seine rechte Hand zuckte mit dem gespannten Dienstrevolver hoch. Die Mündung kam Miller mächtig groß vor.

      »Her mit der Flasche, Scout!«

      Miller rührte sich nicht.

      »Sie müssen jetzt das Kommando