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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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Flasche, Mann!«

      Miller hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. Er nahm die Flasche beim Hals und trat ans Bett. Tanner richtete den Revolver auf Millers Bauch.

      »Ich sollte dich wegen Ungehorsam im Dienst töten, du irischer Scheißkerl. Du dämliches, loyales, patriotisches Stinktier!«

      »Ich bin kein Ire, Sir. Meine Eltern kamen aus Old Germany.«

      »Aha, ein Dutchman.«

      »Nein, ein Deutscher.«

      »Alle gleich, die verdammten Schlauberger, die von drüben kommen und die Armee auf den Kopf stellen wollen. Hau ab!«

      »Die Route, Sir.«

      »Weißt du was, German? Leute wie du sind Pack, Pöbel, Abschaum. Dreck aus allen Gossen Europas.«

      »Dreck und Unflat kommt nur aus den Gossen Amerikas, Sir.«

      »Wie? Was hast du gesagt? Wurm, das kommt dir teuer zu stehen.«

      Es gelang ihm mühsam, auf die Füße zu kommen. Schwankend stand er vor dem Scout, die geballte Rechte zum Schlag erhoben. Miller war aber schneller. Seine Faust traf den Major aufs Kinn. Genau auf den Punkt. Mit einem Röcheln fiel der Offizier zurück, verdrehte die Augen und begab sich in das Reich der süßen Träume.

      Miller stand da, als hätte sich nichts ereignet. Seine großen Hände ballten sich wieder, öffneten sich, dann ging er hinaus und blieb im Wüstenwind stehen, um sich umfächeln zu lassen.

      Der glutheiße Gilawind wütete über dem Zeltlager. Bis zum nächsten Fort, über dem das Sternenbanner wehte, waren es lange und tödliche Meilen.

      Ein unheimliches Gefühl beschlich den Scout. Er hatte einen Offizier besinnungslos geschlagen, und was das hieß, wußte er nur zu gut.

      Er mußte weg, sein Leben retten. Aber wohin? Das Land ringsum wurde von den Apachen aller Stämme abgeriegelt. Er würde nicht weit kommen, keine zehn Meilen.

      Trotzdem, sie würden ihn vor ein Feldgericht und dann an die Wand stellen. In diesem Fall war es ein Pfahl. Aber was machte das schon aus?

      Er ging zu seinem Zelt, packte alles zusammen, was seine Habe betraf. Proviant hatte er als Scout genug, auch Konserven. Aber Wasser brauchte er. Die nächste Quelle war am Apache-Paß, 20 Meilen vom Lager entfernt.

      Nachdem er alles beisammen hatte, ging er mit knirschenden Schritten zum Corral, sattelte sein Pferd und belud es. Als er aus dem Zeltlager ritt, stieß er auf den Posten.

      Der Mann hob seine Hand und rief:

      »Ich beneide Sie wirklich nicht, Mr. Miller. Guten Ritt und gesunde Rückkehr!«

      *

      Am Abend des zweiten Tages – sie ritten über die Mesa mit einem Ziel, das nur Cochise zu kennen schien – erreichten sie eine breite Schlucht. Johns Pferd hob den Kopf und witterte Wasser. Aber wo? Lefty Roman, den man quer zum Sattel auf sein Pferd gebunden hatte, war schon wieder ohne Bewußtsein. Haltlos pendelte sein Kopf hin und her.

      Die Chiricahuas teilten sich. Vor dem Canyon zog die eine Gruppe nach rechts, nach Osten weiter, die andere, unter Führung des berühmten Häuptlings, nach Westen. Am Ende der Schlucht überbrückte eine Felsenrampe den Höhenunterschied.

      Cochise gab das Zeichen, in die Tiefe zu reiten. Langsam folgte er dem Trupp. Nachdem sie alle den Grund des Canyons erreicht hatten, sah John Haggerty die Wickiups.

      Aus dem Grüngürtel stacheliger Büsche hoben sie sich wie graue Elefantenrücken ab und verstärkten mit ihren Ausmaßen und ihrem Aussehen den gefährlichen Eindruck der Landschaft. Rauch hob sich träge über die Jacales und hing wie eine Dunstglocke über der Apacheria.

      Ein Wall aus Steinen umgab das Lager. Sie durchritten diesen Wall an einer offenen Stelle, die durch sehr dichtes Strauchwerk besonders gut geschützt wurde.

      Erstmalig in seinem Leben sah John eine der Hochgebirgsfestungen der Chiricahuas. Er wußte von ihnen nur durch Erzählungen der Scouts und von Indianern anderer Stämme, die die Apacherias mehr als die Pest fürchteten.

      Der Trupp hielt an. Man löste die Fußfesseln der Gefangenen und riß sie brutal von den Pferden. Bill Harwig fiel so unglücklich, daß seine ganze rechte Seite taub wurde. Er fluchte in allen Tonarten und spuckte einem Krieger ins Gesicht.

      »Mach keinen Blödsinn, Bill, sie mißhandeln dich sonst.«

      »Sauhunde! Kein Funken Menschlichkeit in ihren…«

      »Mensch, sei still!«

      Cochise kam heran. Lautlos wie eine große Katze bewegte er sich auf den dicken Sohlen der Mokassins. Sein Gesicht wirkte verschlossen, abweisend. Er wandte sich an John Haggerty:

      »Deine Stunden sind gezählt, Bleichgesicht. Meine Krieger werden dich morgen bei Sonnenuntergang töten und…«

      »Warum nicht gleich, Häuptling?« unterbrach John ihn.

      »Nicht alle meine Krieger sind anwesend. Sie müssen erst verständigt werden. Hast du einen Wunsch?«

      Humane Seiten bei einem Chiricahua? John traute seinen Ohren kaum.

      »Well, ich habe einen Wunsch. Behandelt meinen schwerverwundeten Gefährten etwas menschlicher. Siehst du nicht, daß er am Verbluten ist?«

      Cochise zuckte mit den Achseln.

      »Es wird ihm tausend Martern und Qualen ersparen. Laß ihn sterben.«

      »Ich will nicht, daß er stirbt. Ich will, daß er am Leben bleibt. Gib mir ein Wickiup.«

      »Du wirst im Freien übernachten, es ist so oder so egal.«

      »Ich verlange ein Wickiup! Oder soll später die Kunde umgehen, daß der große Häuptling der Chiricahuas einem Sterbenden eine letzte Bitte abschlug?«

      »Kunde? Von was? Von wem?«

      »Vom Krieg an der Grenze. Vom großen Kampf der roten gegen die weiße Rasse. Von einem Indianerführer, der weit über diesen Kontinent hinaus bekannt ist, vor dem sich die Weißen fürchten und vor dem sie zittern.«

      »Du zitterst nicht, obwohl der sichere Tod neben dir steht.«

      »Ich habe das Zittern und Fürchten verlernt, Cochise. Wer die Wüsten und die Gebirge dieses Landes kennt, braucht sich nicht zu fürchten. Der Tod sagt mir nichts, er stand immer an meiner Seite, seit ich das Gebiet der Chiricahuas betrat.«

      Cochises Kopf hatte sich gesenkt. Er dachte nach und wurde sich nicht darüber schlüssig, ob es Mut oder Angst war, was aus dem Weißen sprach. Langsam wandte er sich ab.

      John blickte ihm nach. Eine wahrhaft fürstliche Erscheinung, die sich mit einer sanften Handbewegung und ruhiger Stimme an die Krieger wandte. Cochise sprach eine Weile auf seine Leute ein, die ihm mit stoischem Gleichmut zuhörten. Dann verschwand er im wallenden Bodennebel.

      Abseits von den anderen Jacales, aber noch im geschlossenen Ring des Steinwalls, bauten Frauen und Halbwüchsige in aller Eile ein kleines Wickiup. Als es errichtet war, brachte man die Gefangenen und den Verwundeten hinein. Ein Feuer wurde entzündet, Decken und Felle wurden gebracht. Kurz darauf erschien eine alte Squaw mit einem tönernen Gefäß und stellte es auf die Flammen. Alles das geschah völlig lautlos und schweigend.

      John bemühte sich um Lefty Roman. Er war noch ohne Bewußtsein und lag wie tot auf den Decken. Sein bleiches Gesicht mit der spitzen Nase verriet, wie sehr ihm der Transport auf dem harten Pferderücken zugesetzt hatte. John Haggerty gab keinen Nickel mehr für Leftys Leben.

      »Wird er diese Tortur durchhalten?« fragte Bill Harwig.

      »Keine Ahnung, schließlich bin ich kein Arzt. Nur weiß ich, zu welchen Strapazen Menschen fähig sind, wenn sie überleben wollen und noch einen Funken Hoffnung haben.«

      »Besteht eine?«

      »Sieht nicht so aus, Bill. Sie werden uns martern