in Linz tatsächlich mit Ferdinand »richtig« getraut wurde, in ihm einen ausgesprochen liebevollen Ehemann an ihrer Seite haben sollte, der seine Gemahlin auf seinen Reisen stets mitnahm und behauptete, als ihm die hohen Kosten für die komplette auswärtige Hofhaltung vorgehalten wurden, das Geld wäre auf diese Weise besser angelegt als für amouröse Abenteuer.
Anschließend an die Trauung des Kaisers folgte die der beiden Kinder Maria und Ludwig, die einander kurz vorher persönlich kennengelernt hatten. Nur wenige Stunden später standen sie schon vor dem Altar und besiegelten durch ihr »Ja« ein gemeinsames Leben. Obwohl sie schon beim ersten Kennenlernen Sympathie füreinander empfunden hatten, fanden sie dennoch keine Möglichkeit, wenigstens ein paar Worte zu wechseln, da Ludwig nur Ungarisch verstand und Maria Französisch und Flämisch. Es dauerte allerdings nicht lange, da vermochte sie sich mit ihren Damen auf Deutsch zu unterhalten, das sie zur Belustigung aller ein Leben lang mit leicht wienerischem Akzent sprach.
Nachdem noch 200 Jünglinge zu Rittern geschlagen worden waren und der besondere Liebling Kaiser Maximilians, Siegmund von Dietrichstein, mit Barbara von Rottal getraut worden war, verließ die erlauchte Gesellschaft den Dom. Jetzt konnte das Fest beginnen! Turniere und nächtelange Bankette wechselten einander ab, Tausende Kerzen und Fackeln erleuchteten die Stadt, in der geschmaust und getrunken wurde, bis der neue Tag graute. Allein 300 Speisen standen auf der kaiserlichen Tafel, so dass keiner mehr so richtig wusste, was seinen Gaumen noch kitzeln sollte. Der Kaiser und die Könige schlürften den köstlichen Wein aus goldenen, mit Edelsteinen besetzten Pokalen, während die jungen Eheleute Kinderspiele wie zu allen Zeiten spielten. Und während in den Straßen Wiens gesungen und getanzt wurde, Bier und Wein in Strömen flossen und der Duft der gebratenen Ochsen durch die Stadt zog, trennten sich die Majestäten in Wiener Neustadt, wo am 3. August 1515 der Freundschaftsbund noch einmal offiziell besiegelt wurde, bevor die Wege endgültig auseinandergingen.
Vier Jahre vor seinem Tod war es Kaiser Maximilian noch einmal gelungen, durch seine ausgeklügelte Heiratspolitik die Weichen für das Habsburger Reich für die nächsten Jahrhunderte zu stellen, er hatte die Voraussetzungen für ein vereintes Europa geschaffen, das erst in ferner Zukunft tatsächlich Wirklichkeit werden sollte.
Juana la Loca – Johanna die Wahnsinnige: Die Liebe brachte sie um den Verstand
Der Ehevertrag, den König Maximilian I. und die Katholischen Majestäten Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon geschlossen hatten, war eine wahre diplomatische Meisterleistung.
Ein Heiratsbündnis war zustandegekommen, wie es in Europa einmalig war: Maximilians Tochter Margarete sollte dem einzigen Sohn der spanischen Könige ihr Jawort geben und würde wahrscheinlich – wenn das Schicksal es so wollte – Königin des neuen, geeinten Spaniens werden. Damit nicht genug: Sein Sohn Philipp wurde der jüngsten Tochter Juana versprochen, die ebenfalls einmal eine Königskrone tragen sollte.
Aber alles sollte ganz anders kommen, als von den Eltern geplant!
Königin Isabella, die Mutter der aparten spanischen Braut, hatte sich lange den Kopf darüber zerbrochen, wie sie ihre zurückhaltende, verschlossene Tochter auf das neue Leben in den fernen Niederlanden vorbereiten sollte, denn die Gerüchte, dass man es in Flandern und den burgundischen Gebieten mit der Moral nicht so ernst nahm, waren bis ins ferne Spanien gedrungen. Als zukünftige Königin sollte sich Juana an ihre gute katholische Erziehung erinnern und auf Zucht und Ordnung größten Wert legen. Vor allem aber sollte sie mit gutem Beispiel vorangehen.
Die Mitgift, die die Eltern für ihre jüngste Tochter, die am 6. November 1479 das Licht der Welt erblickt hatte, zusammengestellt hatten, war, obwohl Isabella und Ferdinand nach wie vor eher bescheiden lebten, wahrhaft königlich. Tagelang wurden prächtige Gewänder, feinste Wäsche, teuerste Möbel, kistenweise Gold und Geschmeide auf die Segelschiffe verladen. Dazu kamen Unmengen von Lebensmitteln, allein 85.000 Pfund geräucherten Fleisches, 150.000 Heringe, 10.000 Eier, 2.000 Gallonen Essig, 400 Fässer Wein sowie über 1000 lebende Hühner, so dass nicht nur die Besatzung der Schiffe, sondern vor allem auch die 22.000 (!) Personen, die das Gefolge der Königstochter bildeten, nicht Hunger leiden mussten.
Als die gewaltige Flotte in See stach, konnte die junge Braut nicht ahnen, dass für sie eine Fahrt in eine düstere Zukunft begonnen hatte. Dabei war sie von ihren Schwestern um den attraktiven Bräutigam beneidet worden, galt Philipp doch als schönster Prinz Europas, außerdem war sein Charme landauf, landab bekannt, vor allem aber seine Anziehungskraft auf die Damen. Wenn Juana auch als keusches Mädchen keine Ahnung von der Liebe hatte, so war sie doch entzückt gewesen, als man ihr ein Medaillon mit dem Konterfei ihres Zukünftigen überreicht hatte.
Die Fahrt übers Meer im Jahre 1496 war für die 16-jährige Braut ein einziger Albtraum. Schwere Stürme zerfetzten die Segel der Schiffe, so dass die Hälfte der Flotte ein Raub der Wellen wurde. Es grenzte für die Überlebenden an ein Wunder, dass Juana die Höllenfahrt überstand. Halb erfroren und bis auf die Haut durchnässt betrat die Prinzessin endlich den Boden ihrer neuen Heimat, wo sie eine erste große Enttäuschung erlebte. Nicht Philipp erwartete seine Braut voller Ungeduld, seine Schwester Margarete war zur Begrüßung Juanas erschienen, denn Philipp, ein Herzensbrecher wie aus dem Bilderbuch, hatte es vorgezogen, noch ausgiebig Abschied von seinem Junggesellendasein zu feiern und weilte gar nicht in den Niederlanden. Er hatte es nicht eilig, seine Braut in die Arme zu schließen, das Ehejoch würde noch lang und hart genug für ihn sein. Als der schöne Prinz knapp vor dem Hochzeitstermin erschien und das aparte Mädchen erblickte, das mit seinem dunklen Haar und den grünen Augen so ganz anders aussah als seine bisherigen Liebchen, da befiel Philipp von einem Moment auf den anderen eine unstillbare Leidenschaft. Ohne das Läuten der Hochzeitsglocken abzuwarten, ließ er einen Priester rufen, der ihm und Juana an Ort und Stelle den Segen der Kirche spenden musste. Dann stürzten sich die beiden ins Hochzeitsbett. Für Juana begann eine Liebesraserei, die sie um den Verstand bringen sollte.
Ihr schöner Prinz war zwar ein ausdauernder Liebhaber, aber, wie die junge Ehefrau schon nach sehr kurzer Zeit erkennen musste, nicht nur in ihrem Bett. Philipp war auf keinen Fall ein Mann fürs Leben, was Juana nicht wahrhaben wollte. Denn es dauerte nicht lange, da tauchten die ersten Gerüchte von seinen neuen Affären auf, denen Juana anfangs keinen Glauben schenkte. Aber bald schon musste sie, die sie ihr erstes Kind erwartete, schmerzlich erkennen, dass ihr schöner Mann irgendwelche Ausreden suchte, um nicht mit ihr zusammen sein zu müssen. Beleidigt, hintangesetzt und gedemütigt, wie sie sich fühlte, suchte sie mit allen Mitteln, dem Treiben ihres ungetreuen Gemahls Einhalt zu gebieten. Misstrauisch hatte sie beobachtet, dass so manche junge Frau in ihrem Hofstaat dem Prinzen schöne Augen gemacht hatte. Daher ordnete sie sofort an, dass alle weiblichen Wesen aus ihrem Gefolge zu verbannen seien. Als sie dennoch eines Tages ein attraktives Mädchen, das einen Brief in Händen hielt, in Philipps Gemächern ertappte, stürzte sie sich auf das schöne Kind, um das Schreiben zu erhaschen. Als das Mädchen in seiner Verzweiflung begann, das Papier zu zerfetzen und zu verschlucken, riss Juana eine Schere an sich und schnitt dem Mädchen die blonden Zöpfe bis auf die Kopfhaut ab, wobei sie nicht zimperlich vorging. Dabei traktierte sie die vermeintliche Nebenbuhlerin mit Fußtritten und ohrfeigte sie. Philipp, der zufällig Zeuge dieser Szene geworden war, begann seine Gemahlin wüst zu beschimpfen, und schließlich wurde er Juana gegenüber handgreiflich. Die Folge dieser Auseinandersetzung war, dass der Prinz sich weigerte, weiterhin mit seiner rasenden Frau das Ehebett zu teilen. Er bezog ein Zimmer unter ihrem Gemach, konnte aber die Nächte nicht in Ruhe verbringen, da Juana mit den blanken Fäusten auf den Bretterboden trommelte. Als dies keine Wirkung erzielte, begann sie die Fußbodenbretter herauszureißen, um den uninteressierten Ehemann an seine Pflichten zu erinnern.
Allmählich wurde allen, natürlich auch Philipp, das Verhalten Juanas unheimlich. Der Prinz hatte die Spanierin jedoch nicht aus Liebe geheiratet. Bald schon zeichnete sich durch den Tod des spanischen Infanten Juan und der älteren Schwestern Juanas ab, dass sich hier für ihn ungeahnte politische Möglichkeiten boten, für die er auch die Wahnsinnsanfälle seiner Ehefrau in Kauf nehmen wollte. Immerhin lockten nach dem Tod der Schwiegereltern die ausgedehnten spanischen Gebiete, die er anstelle seiner – wie allgemein schon angenommen – geisteskranken Gemahlin als König regieren wollte. Da die Katholischen Majestäten