Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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      Parker holte drei straußeigröße Stahlblechbehälter aus einer einfachen Einkaufstasche und verdrehte die beiden Hälften gegeneinander.

      »Was soll denn das sein?« fragte der hohe Beamte mißtrauisch. »Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie keine Sprengstoffe verwenden dürfen.«

      »Wenn Sie sich bitte überzeugen wollen, Sir.« Parker präsentierte eines der Stahlblecheier. »Es handelt sich, wie Sie sofort erkennen werden, um ein Alarmgerät für den privaten Haushalt. Dieses Gerät wird vor die zu sichernden Türen oder Fenster gestellt. Kippt dieses Alarmei um, dann stellt eine Quecksilberzunge den Kontakt zwischen der Batterie und dem Lautsprecher her. Die dabei entstehenden Geräusche möchte ich als überraschend bezeichnen.«

      »Nicht schlecht!« Der hohe Beamte nickte schmunzelnd. »Aber glauben Sie wirklich, Waters damit her-auslocken zu können?«

      »In Anbetracht seines augenblicklichen Nervenzustandes ist fest damit zu rechnen.«

      Parker holte ein elastisches Brett aus seinem Wagen, auf dessen oberem Ende eine große Waschschüssel aus Plastik befestigt war. Er steckte das Brett vorn zwischen Stoßdämpfer und Kühler seines Wagens und bog das Brett weit herunter. Er hatte damit eine Riesenschleuder improvisiert, wie man sie sich wirkungsvol-ler nicht denken konnte.

      Nicht nur der hohe Beamte staunte.

      Die Uniformierten hatten sich um Parkers Wagen versammelt und sahen dem Schauspiel zu.

      »Wenn ich Mylady jetzt bitten darf.« Parker sah Agatha Simpson höflich an, die daraufhin die drei Blech-eier in die festgenagelte Waschschüssel legte.

      Parker bog das elastische Brett noch weiter zurück und ließ es dann zurückschnellen.

      Zischend schossen die drei Geräuschgranaten durch die Luft und klatschten nach einigen Sekunden inner-halb des Castle genau in den Innenhof.

      Gleichzeitig mit der Landung erhob sich ein spektakuläres Sirenengeheul, daß sogar die Beamten sich zwangsläufig die Ohren zuhielten.

      *

      Der hochgelassene Teil der Kabelbrücke klatschte herunter, das schwere Tor öffnete sich spaltbreit.

      Wie wild aus der Maschinenpistole um sich feuernd, rannte ein einzelner Mann über die Kabelbrücke und ging zum Angriff über. Dabei stieß dieser Mann halbirre Schreie aus.

      Er richtete keinen Schaden an, da die Wagen sich auf Parkers Wunsch hin weit zurückgezogen hatten. Die Beamten also lagen ganz in der Nähe des Vorwerks in sicherer Deckung und warteten, bis der Mann im wahrsten Sinn des Wortes sein Pulver verschossen hatte.

      Während die Polizisten sich dann mit Waters befaßten und ihn überwältigten, lüftete Parker dem hohen Beamten gegenüber die schwarze Melone.

      »Ich hoffe, Sir, Ihren Erwartungen entsprochen zu haben«, sagte er gemessen.

      »Wann hören diese schreckliche Sirenen endlich auf?« wollte der Beamte wissen und hielt sich schnell wieder die Ohren zu.

      »Dies, Sir, geschieht erst, wenn die Energie der Batterien sich erschöpft hat«, gab Parker zurück, »oder wenn man die Geräte abstellt, falls dies nach dem Aufprall noch möglich ist.«

      »Ich kann Waters verdammt gut verstehen«, stellte der hohe Beamte beeindruckt fest. »Ich hätte auch ei-nen Ausfall versucht!«

      »Werden wir noch gebraucht?« fragte Lady Simpson.

      »Vielleicht morgen, Mylady, für das amtliche Protokoll. Was ich noch sagen wollte, Ihr Butler hat es aber in sich. Eine Rarität.«

      »Wem sagen Sie das«, erwiderte Agatha Simpson und lächelte verschmitzt. »Manchmal bin ich sogar recht zufrieden mit ihm.«

      Parker erwartete seine Herrin neben dem hochbeinigen Wagen und öffnete die hintere Tür.

      »Soweit, so gut«, sagte Lady Simpson und sah sich nach Waters um, der im Licht der nun aufgedrehten Scheinwerfer gut zu erkennen war. Waters hat mit vielen Anklagen zu rechnen und dürfte dahin kommen, wohin er schon seit Jahren gehört.

      »Aber wissen Sie, was mich ärgert, Mister Parker?«

      »Wenn Mylady gestatten, vermute ich es in etwa.«

      »Wie komme ich jetzt an die 45 Pfund, die dieser Waters mir noch schuldet?« grollte die Sechzigjährige, während sie in den Wagen stieg. »Ich muß schon sagen, Mister Parker, daß Ihnen die ganze Aktion nicht besonders gelungen ist …«

      »Wie Mylady meinen«, erwiderte der Butler ungerührt und ohne mit der Wimper zu zucken. »Vielleicht erreiche ich beim nächsten Fall jene Perfektion, die Mylady von meiner bescheidenen Wenigkeit erwarten!«

      ENDE

Cover Der Kidnapper

      Lady Agatha war äußerst unwirsch.

      Die streitbare, alte Dame hatte gerade im Hydepark einige Schwäne gefüttert und wollte nun mit ihrer rei-zenden Gesellschafterin zurück zum Wagen. Eben noch hatte sie sich in einer ungemein friedlichen Stim-mung befunden, doch als sie jetzt die Mündung eines 38ers auf sich gerichtet sah, änderte sich das erheblich.

      »Was hat das zu bedeuten, Sie Lümmel?« herrschte sie den jungen, gutaussehenden Mann an, der etwa fünfundzwanzig Jahre alt war. Er trug gut geschnittene, sportliche Kleidung und sah so gar nicht nach einem Gangster aus.

      »Ich hoffe, Sie machen keinen Ärger, Mylady«, meinte der junge Mann, der etwas nervös wirkte. »Gehen Sie rüber zu dem Ford! Wir werden einen kleinen Ausflug machen.«

      »Soll das etwa ein Überfall sein?« Myladys Stimme klang leicht gereizt und schon etwas kriegerisch.

      »Haargenau, Mylady. Und wenn Sie nicht spuren, werde ich auf Ihre Gesellschafterin schießen!«

      Lady Agatha Simpson, etwa um die sechzig Jahre alt, groß, von imponierender Gestalt und an eine Büh-nenheroine erinnernd, schaute verächtlich auf die Waffe, die übrigens mit einem modernen Schalldämpfer versehen war.

      Kathy Porter, Myladys Gesellschafterin, wußte sofort, daß hier nicht gespaßt wurde. Der junge Mann war zwar nervös, ließ aber sehr genau erkennen, was er wollte.

      »Bitte, Mylady«, sagte Kathy Porter schnell zu Agatha Simpson, die angriffslustig wirkte.

      »Worum ich auch gebeten haben möchte«, ließ sich in diesem Moment eine männliche Stimme hinter den beiden Damen vernehmen. Lady Simpson drehte sich halb um und sah sich einem Mann gegenüber, der schon wesentlich eindeutiger nach einem Gangster aussah.

      Er war etwa fünfunddreißig Jahre alt, untersetzt und muskulös und schien sich in früheren Jahren etwas zu häufig in einem Boxring herumgeprügelt zu haben. Seine Nase saß ein wenig schief im Gesicht, die linke Augenbraue verschwand halb in einer wulstigen Narbe.

      Auch er hielt eine schallgedämpfte Schußwaffe in der Hand. Mit dem eckigen Kinn deutete er unmißver-ständlich hinüber auf den wartenden Wagen.

      Lady Agatha war zwar bekanntermaßen kriegerisch und streitlustig, doch sah sie ein, daß Widerstand sinnlos war. Zudem sorgte sie sich um Kathy Porter. Einen Schuß auf ihre attraktive Gesellschafterin, die sie wie eine Tochter behandelte, wollte sie auf keinen Fall provozieren.

      Mylady marschierte also auf den Wagen zu und zog dabei ein grimmiges Gesicht.

      Am Steuer des parkenden Ford saß eine Art Albino.

      Dieser Mann war vielleicht dreißig Jahre alt, hatte fast weißes Haar, weiße Augenbrauen und eine Ge-sichtsfarbe, die an frisch angerührten Kalk erinnerte. Die Augen schimmerten rötlich. Von diesem Mann ging eine Kälte aus, die fast körperlich zu spüren war.

      *

      Parkers hochbeiniges Monstrum – ein ehemaliges Londoner Taxi, das nach seinen Plänen umgebaut wor-den war –