Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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hielt sich an diejenige, hinter der das Schluchzen zu hören war. Und jetzt auch das Klatschen von Ohr-feigen.

      Parker pirschte sich unendlich geduldig an diese Tür heran und blickte durch das Schlüsselloch.

      In einem schäbigen Sessel saß eine mehr als üppige Blondine, die schon ein wenig aus der Grundform ge-raten war. Sie trug ein neckisches Negligé und sonst nichts. Darunter bot sie Reize an, auf die die beiden Männer seitlich neben ihr überhaupt nicht eingingen.

      Diese Männer waren Parker nicht gerade unbekannt.

      Es handelte sich um die Profis, die er erst vor einigen Stunden in einer großen Holzkiste an Charles Hamp-ton zurückgeschickt hatte.

      Sie ließen ihre wahrscheinlich immer noch schlechte Laune an der üppigen Blondine aus und benahmen sich nebenbei wie sexhungrige Anfänger.

      Was Josuah Parker mißbilligte.

      »Also, noch mal und zum mitschreiben«, sagte der erste junge Profi gerade. »Dein komischer Albino will zusammen mit Ritchie Cloud das ganz große Geschäft machen. Nun sag’ schon endlich, Süße, daß sie ’ne Lady entführen wollten!«

      »Oder ich lange jetzt mit ’nem Messerchen zu«, stellte der zweite junge Profi in Aussicht und präsentierte dem Anatomie-Juwel ein Klappmesser, dessen Klinge er hervorschnellen ließ.

      Mary Plant, um die es sich handelte, wie Parker verständlicherweise unterstellte, starrte entsetzt auf das Messer und schluchzte trocken auf.

      »Sag’s schon«, forderte der erste junge Mann sie auf.

      Sie nickte zögernd.

      »Sag’s!« lautete die erneute Aufforderung.

      »Ja, sie wollen eine Frau entführen, ’ne Millionärin«, gestand Mary Plant dann zögernd, »aber mehr weiß ich nicht …«

      »Das ist doch schon etwas«, freute sich der Mann mit dem Messer, »und wohin soll die geldschwere Tan-te gebracht werden?«

      »Das hat Eddy mir nicht gesagt. Ehrenwort! Ich weiß es nicht.«

      Die Frau hatte einen Zusammenbruch und weinte hemmungslos. Parker erkannte, daß sie es wirklich nicht wußte. Was ja auch verständlich war. Eddy, wie ihr Freund hieß, mochte wohl gewisse Andeutungen ge-macht haben, aber er hatte sich wohl gehütet, Details zu verraten.

      Die beiden Profis waren jedoch anderer Meinung.

      Sie wollten die Folter der Frau weiter fortsetzen, wie deutlich zu sehen war, damit erklärte sich Josuah Parker aber auf keinen Fall einverstanden.

      Er öffnete leise die Tür und schritt auf die beiden jungen Profis zu, die ihm den Rücken zudrehten. Parker räusperte sich diskret und donnerte ihnen den bleigefüllten Bambusgriff seines Regenschirms auf den Hin-terkopf.

      Sie gingen sofort zu Boden und nahmen den »Überfall« derart übel, daß sie ab sofort nicht mehr aktiv mitmachten.

      Mary Plant starrte den Butler völlig entgeistert an. Sie wußte die Erscheinung dieses Mannes nicht einzu-ordnen. Sie merkte natürlich vom Aussehen her, daß sie es mit einem hochherrschaftlichen Butler zu tun hat-te, aber so etwas kannte sie nur von Filmen.

      »Ich gestatte mir, einen relativ guten Abend zu wünschen«, sagte der Butler und lüftete höflich seine schwarze Melone. »Sie hatten gewisse Schwierigkeiten mit den beiden Herren?«

      »Diese Schweine«, sagte Mary Plant wenig vornehm, »aber jetzt sollen die mich mal kennenlernen!«

      Sie sprang hoch und kümmerte sich herzlich wenig darum, daß ihr Negligé flatterte und Einblicke offen-barte, die Parker allerdings wenig ästhetisch fand. Sie griff nach einer schweren Vase und wollte die ange-kündigte Behandlung in die Tat umsetzen.

      Parker stoppte die Resolute mit der Spitze seines Regenschirms.

      »Denken Sie lieber an Eddy Falness«, sagte er höflich. »Nach meinen Informationen befindet er sich in ei-ner gewissen Lebensgefahr …«

      »Lebensgefahr?« Sie vergaß ihre Absicht und sah den Butler aus großen Augen an. »Wer sind Sie über-haupt?«

      »Ein Einzelgänger, wenn ich es so umschreiben darf.« Parker blieb zurückhaltend und höflich. »Wo kann ich Ihren Freund finden, Madam?«

      »Keine Ahnung«, ärgerte sie sich. »Dieser blöde Hund hat mir kein Sterbenswörtchen gesagt.«

      »Mit Ihrer etwas ungewöhnlichen Umschreibung meinen Sie sicher Mister Eddy Falness, nicht wahr?«

      »Klar doch.« Sie nickte. »Eddy hat fürchterlich geheimnisvoll getan … Als ob ich je etwas verraten wür-de!«

      »Sicher nicht«, pflichtete Parker ihr bei. »Aber das ändert nichts an den Tatsachen, daß er sich in Gefahr befindet … Sein Auftraggeber versucht, ihn und seinen Freund Ritchie Cloud hereinzulegen, wie es wohl in einschlägigen Kreisen so herzerfrischend deutlich heißt.«

      »Sie kennen auch Ritchie Cloud?« Mary Plant faßte Vertrauen zu Parker.

      »Per Distanz«, antwortete Parker, was sie zwar nicht so recht verstand, aber akzeptierte.

      »Dann kennen Sie sicher auch Paul Sanders, oder?«

      »Alle drei Männer befinden sich in Gefahr«, steigerte der Butler seine Warnung. »Sie sollen um ihren Geldanteil betrogen werden.«

      »Dieses Schwein!« stieß Mary Plant wütend hervor.

      »Wen, bitte, meinen Sie jetzt?« wollte Parker wissen.

      »Den Boß, den sie sich da angelacht haben«, antwortete Mary Plant, »ich war ja gleich mißtrauisch …«

      »Sie kennen ihn?« Parkers Frage klang beiläufig und desinteressiert.

      »Leider nicht, aber ich war von Anfang an mißtrauisch.«

      »Sie haben den richtigen Instinkt, Madam«, lobte Parker die üppige, naive Blondine. »Wie konnte Eddy sich auch mit ihm einlassen! Das begreife ich einfach nicht.«

      »Er muß ihn von früher her kennen«, lieferte die Frau das nächste Stichwort, »als Eddy draußen in Ben-wood Castle gearbeitet hat …«

      »Richtig, als Chauffeur«, sagte Parker und tat so, als wüßte er über diese Einzelheit Bescheid.

      »Nein, als Gärtner«, kam prompt die Korrektur. »Danach ging Eddy doch für ein paar Monate in den Bau.«

      »Eine schreckliche Zeit«, meinte Parker mitfühlend und mußte sich dann um die beiden jungen Profis kümmern, die sich anschickten, das Land der Träume zu verlassen.

      Während er sich über die beiden Männer beugte, dachte er über das Stichwort Benwood Castle nach. Er Var sicher, von diesem Landsitz schon mal gehört zu haben, doch er wußte im Moment nicht, wo er ihn su-chen sollte.

      *

      Charles Hampton hatte sein Büro verlassen und befand sich in den hinteren Räumen seines Clubs.

      Bennie, der Gorilla, hatte ihn alarmiert und auf die beiden Ganoven aufmerksam gemacht, die durch zwei Handschellen scheinbar unzertrennbar miteinander verbunden waren.

      Hampton sah zu, wie Bennie sich redlich mühte, die Handschellen aufzusägen. Es zeigte sich allerdings, daß er es mit einem Stahl zu tun hatte, der den Sägezähnen bisher spottete.

      »Ihr solltet euch also einen Butler schnappen«, wiederholte Hampton gerade, nachdem er sich die Ge-schichte der beiden Männer angehört hatte, »und ihr seid von hier aus vermittelt worden?«

      »Vom Clubmanager«, erwiderte der größere der beiden mißmutig. »Aber wenn wir gewußt hätten, wie faul das Ei ist, hätten wir auf die Piepen verzichtet …«

      Hampton überhörte diesen Vorwurf.

      Ihm war natürlich bekannt, daß sein Club eine Art Börse der Unterwelt war, in der Geschäfte aller Art vermittelt wurden. Hier konnte man Tips ein-