Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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Porter, Sekretärin und Gesellschafterin der Lady Agatha Simpson, wußte eigentlich genau, wer dieser Dan Hodner war. Es mußte sich um den dicken Mann handeln, der die fünf Rüpel am Strand zusammengeschlagen hatte.

      Normalerweise hätte Kathy Porter sich solch eine Frechheit niemals bieten lassen und ihre scheinbare Scheu abgelegt. Sie sah aber noch sehr deutlich die kalten Augen des Mannes, spürte seinen abschätzenden Blick und war neugierig.

      Sie bemerkte, daß der Mann vor ihr einen Schulterhalfter umgeschnallt hatte, der mit einer Waffe gefüllt sein mußte. Er schien eine Art Leibwächter dieses Dan Hodner zu sein.

      „Ich glaube nicht, daß ich viel Zeit habe“, sagte Kathy Porter, um nicht zu willig zu erscheinen.

      „Nehmen Sie sich, was Sie kriegen können, Miß, kommen Sie mit!“

      Er war sich seiner Sache vollkommen sicher und ging einfach voraus. Der Mann, er mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein, hatte keine Ahnung, mit wem er sich da gerade herablassend unterhalten hatte. Er hätte sich sonst wohl sehr gehütet, der jungen Frau den Rücken zuzuwenden. Wenn es sein mußte, verwandelte Kathy Porter sich in eine kalt und präzise reagierende Kampfmaschine, die sich in vielen Arten der Verteidigung auskannte.

      Sie folgte ihm also und war auf die Begegnung gespannt.

      Dan Hodner erwartete sie oben an der Promenade.

      In seinem etwas zu hellen Anzug sah er noch dicker und massiver aus. Er trug ein teures Produkt, das auf keinen Fall von der Stange stammte.

      „Nett, daß Sie gekommen sind“, sagte er ohne jeden Gruß. „Nehmen wir doch einen Drink drüben in der Bar, ja?“

      „Ich kenne Sie ja gar nicht“, widersprach Kathy Porter.

      „Dan Hodner“, sagte er in einem Ton, als würde sein Name jeden Abend im Fernsehen genannt. „Und wer sind Sie, Kleines?“

      „Kathy Porter.“

      „Und Kathy Porter liegt ganz allein am Strand herum?“ wunderte sich Hodner gespielt und bemühte sich, ein wenig neckisch zu wirken, was ihm aber völlig mißlang.

      Sie überschritten die Fahrbahn hinter der Promenade und gingen auf eine Hotelbar zu. Rechts vom Eingang stand der zweite Mann, der Kathy ausdruckslos musterte.

      „Waren Sie es nicht, der unten am Strand die fünf Rowdys niedergeschlagen hat?“ fragte Kathy, als sie die Bar betraten. Es handelte sich nicht um ein Allerweltslokal, der Luxus sprang den Eintretenden förmlich in die Augen.

      Das geschulte Personal buckelte servil, als Dan Hodner hereinstampfte und auf eine Fensternische zuhielt. Er schien in diesen Räumen bekannt zu sein.

      „Ich hab’ Sie die ganze Zeit über beobachtet“, bekannte Hodner, nachdem er sich gesetzt hatte. Seine Bewegungen waren trotz seiner Fülle schnell und geschmeidig.

      „Davon habe ich aber überhaupt nichts gemerkt“, erwiderte Kathy Porter und hielt genau das Gleichgewicht zwischen Überraschung, einer gewissen Schüchternheit und engagierter Selbstverständlichkeit. Früher oder später mußte sie ja schließlich sagen, welchen Beruf sie ausübte. Daher durfte sie sich auf keinen Fall zu naiv geben.

      „Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen“, begann Hodner, nachdem er die Drinks bestellt hatte. „Und spielen Sie nicht gleich beleidigt, wenn ich offen mit Ihnen rede.“

      „Ich muß mir oft eine Menge anhören“, behauptete Kathy Porter.

      „Welchen Beruf haben Sie?“

      „Ich bin Sekretärin bei Lady Simpson“, bekannte sie freimütig, da dies leicht nachzuprüfen war.

      „Sekretärin.“ Seine Stimme klang nicht gerade verächtlich, aber doch etwas abwertend. „Bei mir können Sie sich eine goldene Nase verdienen.“

      Sie schaltete auf Abwehr und tat so als habe sie ihn völlig mißverstanden.

      „Ich will Sie nicht für mein Bett“, sagte Hodner daraufhin rundheraus und lächelte flüchtig. „Ich engagiere Sie als Tänzerin. Ich besitze eine paar Music Halls und Diskotheken hier an der Küste und drüben auf der Isle of Man.“

      „Ich bin Sekretärin und keine Tänzerin.“

      „Aber Sie haben das gewisse Etwas, Kleines“, redete Hodner gelassen weiter in einem Ton, der bei aller Höflichkeit keinen Widerspruch duldete. „Ich hab’ gesehen, mit welchem Schwung Sie aus der Hüfte heraus gehen. Was Sie nicht können, werden wir Ihnen schon beibringen. So, hier ist meine Karte. Rufen Sie mich noch heute an! Wir machen dann einen Vertrag.“

      Er erhob sich leicht, um anzudeuten, daß das Gespräch beendet sei. Kathy Porter reagierte verwirrt, stand hastig auf und ging. Draußen vor der Bar kam sie an den beiden Männern vorbei.

      Genau in diesem Moment fiel in der Bar ein Schuß, der normalerweise gar nicht zu hören war. Er war nämlich schallgedämpft abgefeuert werden, alarmierte aber Kathys Ohren, die sich in solchen Dingen nur zu gut auskannte.

      Die beiden jungen Männer waren bereits in der Hotelbar verschwunden.

      *

      „Herr im Himmel, wie sehen Sie denn aus?“

      Agatha Simpson, walkürenhaft gebaut, um die sechzig Jahre alt, vollschlank und auf großem Fuß lebend, sah ihren Butler überrascht an. Ihre Stimme hatte den Unterton eines relativ friedlichen Feldwebels der Armee Ihrer Majestät. Sie war eine äußerst stattliche Dame, die man nicht übersehen konnte. Ihre Manieren hatten eine erstaunliche Bandbreite. Sie konnte sich geben und dabei fluchen wie ein ordinäres Marktweib, sie konnte sich aber auch in eine Herzogin verwandeln, für die kein Parkett zu glatt ist.

      Mylady war eine ungewöhnliche Frau, die sich dank ihres Vermögens Extravaganzen leisten konnte. Sie war mit dem Hoch- und Finanzadel der Insel verschwägert.

      Lady Agatha lebte ein freies Leben und ritt ein ungewöhnliches Steckenpferd. Sie beschäftigte sich als Amateurdetektivin und hatte in ihrem Butler einen Partner gefunden, wie sie ihn nur in ihren kühnsten Träumen erwarten konnte.

      Lady Agatha befand sich in ihrem Hotelzimmer und musterte ihren Butler. Sie hatte auf den ersten Blick bemerkt, daß sich interessante Dinge ereignet haben mußten. Ihre dunklen, schnellen Augen nahmen einen erfreuten Glanz an.

      „Mylady mögen das Aussehen meiner Wenigkeit entschuldigen“, ließ Josuah Parker sich vernehmen. „Nach Lage der Dinge scheint man mich mit meinem Kollegen, dem ich einen Besuch abstattete, verwechselt zu haben.“

      „Wie schön“, freute sich Lady Agatha ohne jedes Mitgefühl. „Ein neuer Fall für uns?“

      „Keineswegs, Mylady, selbst bei weitester Auslegung. Es handelte sich nur um einige Rowdys, die ihr Temperament abreagieren wollten.“

      „Weiter, lassen Sie sich nicht jedes Wort aus dem Mund ziehen, Parker!“

      „Die jungen Herren ergriffen die Flucht, als ich ein wenig nachdrücklich wurde.“

      „Eine Bande, die man auffliegen lassen könnte?“ Lady Agatha gab ihre Hoffnung auf einen neuen Fall nicht so schnell auf.

      „Sicher nicht, Mylady.“

      „Sehr schade“, grollte Parkers Herrin enttäuscht, „aber vergessen Sie nicht, Parker, daß wir da einen Fall hatten, der ebenfalls mit Rowdys begann und sich dann recht erfreulich entwickelte.“

      „Gewiß, Mylady.“

      „Man hat Sie verwechselt, Mister Parker. Mit Ihrem Kollegen, wie Sie gerade sagten. Wollen Sie diesen Kollegen schutzlos lassen? Und warum sollte er von diesen Schlägern überfallen werden? Das sind doch Fragen, die geklärt werden müssen.“

      „Mein Kollege, Mylady, wird um diese Zeit bereits den Campingplatz verlassen haben.“

      „Sie enttäuschen mich sehr, Mister Parker.“ Lady Simpson hatte eingesehen, daß wirklich nichts zu machen war.