Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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Der Rundliche mit dem Rentnergesicht nickte. „Erzähl mir was von dir, Mädchen! Ich möchte dich kennenlernen.“

      „Wer sind Sie? Warum haben Sie mich gekidnappt? Ich bin für Sie doch völlig uninteressant.“

      „Denkste!“ Der Rentner lächelte für einen Moment. „Erinnere dich mal an die Geschichte vor der Hotelbar.“

      „Lieber nicht“, gab Kathy Porter zurück, „das war eine tolle Rempelei. Haben Sie die mitbekommen?“

      „Ich hab’ alles genau gesehen.“

      „Was soll ich Ihnen dann noch erzählen?“

      Während sie sprachen, steuerte Kathy den VW durch die kleine Seestadt und erhielt von ihrem Entführer den Hinweis, in Richtung Blackpool zu fahren, eine Straße, die sehr belebt war und ihre Aufmerksamkeit beanspruchte.

      „Wer waren die beiden Typen, die aus dem Lieferanteneingang kamen?“

      „Sie müssen zu einem Mister Hodner gehören“, antwortete Kathy. „Dieser Hodner, den ich überhaupt nicht kenne, hatte mich zu einem Drink eingeladen.“

      „Und da gehen Sie so einfach mit?“ Skepsis lag in seiner Frage.

      „Ich war eben neugierig“, verteidigte sich Kathy. „Und es hat sich gelohnt! Er will mich als Tänzerin engagieren.“

      „Dieses Miststück!“

      „Sie kennen Hodner?“

      „Man kennt doch solche faulen Tricks“ erwiderte er ausweichend. „Der Kerl sucht sich wahrscheinlich was fürs Bett. Aber mal ’ne andere Frage, was war denn mit dem Burschen, der den Frack trug?“

      „Umgestoßen hätte er mich beinahe.“

      „Es sah so aus, als hätten Sie ihm ein Bein gestellt.“

      „Warum hätte ich das tun sollen?“ Kathy merkte, daß der Frackträger das Hauptthema war. Alle Fragen vorher dienten nur dazu, dieses Thema abzudecken.

      „Der Junge schrammte ganz schön hin“, redete der Rentner weiter.

      „Ich glaube, die beiden anderen Männer waren hinter ihm her“, sagte die junge attraktive Sekretärin.

      „Würdest du den Frackmann wiedererkennen?“ Er stellte die Frage etwas zu beiläufig, in Wirklichkeit aber ging es ihm wohl nur darum.

      „Wie sollte ich?“ meinte Kathy und tat sehr nachdenklich, um dann den Kopf zu schütteln. „Dazu ging doch alles viel zu schnell.“

      „Hatte der Frackbursche nicht etwas aus der Hand verloren? Es kam mir wenigstens so vor.“

      „Ich habe nichts gesehen.“

      „Du bist ’n cleveres Mädchen“, stellte der Rentner fest und sah sie mit seinem Schlangenblick an. „Ich wette, du hast’s faustdick hinter den Ohren.“

      „Kann ich jetzt endlich erfahren, warum Sie mich gekidnappt haben?“ fragte Kathy erneut. „Um was geht es denn eigentlich? Bei mir ist nichts zu verdienen.“

      „Laß dich überraschen, Mädchen“, gab der Rentner zurück und streichelte seine Schußwaffe mit der freien Hand.

      *

      Josuah Parker machte eine interessante Entdeckung.

      Die schwarze Rauchwolke hatte sich verzogen und gab den Blick frei auf das Wrack im Wasser. Feuerwehrleute löschten die Trümmer, Polizisten drängten neugierige Zuschauer zurück. Angestellte des Bootsverleihs waren damit beschäftigt, die teilweise beschädigten übrigen Boote an sicherer Stelle neu zu vertäuen. Auf dem Wasser des Jachthafens trieben brennende Ölflecken, die mit Schaum unter Kontrolle gehalten wurden.

      „Ich bin guter Hoffnung, Mylady, Ihnen eine erfreuliche Mitteilung machen zu können“, sagte Parker, nachdem er sich die Angestellten des Jachthafens etwas genauer angesehen hatte.

      „Wenigstens etwas“, knurrte sie zurück.

      „Zwei der jungen Männer dort am Kai gehören eindeutig zu jenen Rowdys, die meine bescheidene Wenigkeit in der Campingstadt überfielen.“

      „Genauer, wenn ich bitten darf. Welche jungen Männer?“

      „Darf ich Myladys Aufmerksamkeit auf jenes schlanke Subjekt lenken, das ein blaues Auge und eine Rißwunde auf der Stirn hat?“

      „Ein unsympathisch aussehender Flegel!“ Mylady nahm den Angestellten zur Kenntnis.

      „Der zweite junge Mann dort gehörte ebenfalls zu den Rowdys.“

      „Der Lümmel mit dem Bürstenhaar?“

      „Und der verarzteten Nase, Mylady, sehr wohl.“

      „Sie dürften ihm das Nasenbein gebrochen haben“, stellte Agatha Simpson zufrieden fest.

      „Falls ja, Mylady, so war dies gewiß nicht meine erklärte Absicht.“

      „Dann dürften die drei anderen Flegel ebenfalls zum Bootsverleih gehören, oder?“

      „Dieser Schluß, Mylady, bietet sich an.“

      „Stellen Sie das doch bitte fest, Mister Parker. Sie wissen ja jetzt, wo Sie ansetzen müssen. Zudem haben Sie noch das Armkettchen.“

      „Im Augenblick dürfte dort unten im Jachthafen eine geringe – Gesprächsbereitschaft bestehen, Mylady.“

      Sie sah es ein und war bereit, zurück zum Wagen zu gehen.

      „Halten wir also fest“, meinte sie sichtlich animiert, „es gibt da gewisse Zusammenhänge. Die fünf Rowdys arbeiten wahrscheinlich für Dan Hodner, der seinerseits nicht ganz sauber ist.“

      „Davon könnte man ausgehen, Mylady.“

      „Unterbrechen Sie mich nicht immer“, raunzte sie ihn mit ihrer baritonal gefärbten Feldwebelstimme an. „Natürlich kann man davon ausgehen, Ihr Kollege Angels nun fühlte sich von diesen Rowdys bedroht, also wahrscheinlich auch indirekt von Hodner.“

      Parker schwieg.

      „Warum sagen Sie nichts?“ grollte sie ihren Butler sofort wieder an. „Wollen Sie in einen Redestreik treten?“

      „Dies, Mylady, würde ich mir nie erlauben.“

      „Wir brauchen also nur noch ein Motiv, warum Ihr Kollege Angels erschossen wurde und weshalb die beiden anderen Männer tödlich verunglückten.“

      „Falls es da einen Zusammenhang gibt, Mylady.“

      „Er ist doch offenkundig“, schnarrte sie und schenkte Parker einen flammenden Blick. „Spüren Sie das denn nicht?“

      „Ich werde mich bemühen“, versprach Parker gemessen.

      „Zurück zu diesem Hodner. Inspektor Griffins, der übrigens recht erfreulich zu sein scheint, Mister Parker, laut Griffins also fanden auf Hodner in jüngster Vergangenheit einige Mordanschläge statt. Wie vor ein paar Stunden in der Hotelbar.

      Hodner ist der Schlüssel zu diesem Fall“, stellte Agatha Simpson fest. „Wir werden uns ab sofort intensiv mit ihm beschäftigen.“

      „Mylady können sich völlig auf meine bescheidene Wenigkeit verlassen“, versprach der Butler, dessen Stimme immer gedehnter wurde. Er entdeckte nämlich inzwischen, daß Kathy Porter den Wagen verlassen hatte.

      Ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf.

      Er horchte in sich hinein und hörte das schrille Klingeln seiner inneren Alarmanlage.

      „Sie wird sich etwas umsehen“, sagte Lady Simpson, als Parker auf Kathys Fehlen aufmerksam gemacht hatte.

      Parker wußte es bereits besser.

      Ihm war klar, daß mit der jungen Dame etwas passiert war, was für sie nicht besonders angenehm sein konnte. Er ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie recht er