Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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sagte. Bluff und Ärger. Sie wollte diesen unsympathischen Mann nur in die Enge treiben, ihn verunsichern und auch ein wenig reizen. Sie wartete darauf, ihm den Glücksbringer auf die Nase zu setzen.

      Leider ging er auf ihre Absichten überhaupt nicht ein.

      „Lassen Sie mich in Ruhe“, brüllte er. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden! Und ich weiß auch nicht, wo Ihre Sekretärin steckt. Sie gehören ja in eine Anstalt!“

      Nun hatte er es gegen seinen ursprünglichen Willen doch noch geschafft.

      Lady Simpson langte zu …

      Da sie mit ihrem Pompadour wegen der Enge im Wagen nicht richtig arbeiten konnte, trat sie ihm mit der Spitze ihres derben Schuhs gegen das Schienbein.

      Der Tritt fiel derart energisch aus, daß Hodner brüllte und von seinem Sitz hochfuhr. Er knallte mit dem Kopf gegen die Bespannung des Wagendachs, plumpste zurück und war aschfahl im Gesicht.

      „Ihnen werde ich noch die richtigen Flötentöne beibringen“, prophezeite Agatha Simpson ihm. „Sie scheinen immer noch nicht begriffen zu haben, wer Lady Agatha Simpson ist.“

      *

      „Wasser“, murmelte Kathy, bevor der Finger sich auf weitere Entdeckungsreisen begeben konnte. Sie öffnete die Augen, ließ die Wimpern flattern und stellte fest, daß der Mann zusammenschreckte. Er fühlte sich wie ein ertappter Dieb.

      „Sie brauchen keine Angst zu haben“, sagte der Neandertaler. „Sie nich’ Ärger machen.“

      Er nickte ihr zu, versuchte ein Lächeln und eilte zum Waschbecken. Irgendwie tat er Kathy leid. Dieser Mann war von der Natur sicher stiefmütterlich behandelt worden.

      Sie sah ihm nach und rief sich zur Ordnung. Mitleid war jetzt nicht angebracht. Er war abgestellt worden, sie zu bewachen und festzuhalten. Und Kathy hatte keine Lust, auf die Rückkehr der drei dubiosen Männer zu warten.

      Er hatte ihr den breiten Rücken zugewendet.

      Kathy sprang blitzschnell vom Tisch herunter und lief zur Tür, die nur angelehnt war.

      Wie gefährlich dieser Mann war, bekam sie umgehend zu spüren. Dicht neben ihrem Kopf zerschellte ein Teller am Türrahmen. Er hatte ihre Flucht bemerkt und wollte sie auf seine Weise stoppen.

      Kathy duckte sich, schlüpfte durch die Tür und schmetterte sie hinter sich ins Schloß. Beim Betreten des Hauses hatte sie gesehen, daß die Tür eine Außenfalle besaß.

      Kathy war so mutig und geistesgegenwärtig, nicht sofort weiterzulaufen, sondern diese Falle erst zu schließen. Sie brauchte einen Vorsprung, wenngleich sie schon jetzt wußte, daß sie den Jeep nie in Gang brachte.

      Wie richtig sie gehandelt hatte, zeigte sich unmittelbar danach.

      Der Mann war schnell, rüttelte bereits an der Tür und brüllte wütend, als er sie nicht öffnen konnte. Kathy rannte zurück zur Remise. Es ging ihr um die Doppelflinte, die Gefangene brauchte eine Waffe, um sich ihrer Haut zu wehren.

      Der Mann im Haus warf sich gegen die Tür, bekam sie nicht auf Anhieb auf und erschien am Fenster. Er riß es mit wenigen Hieben seines Ellbogens auf.

      Kathy hatte bereits die Doppelläufige in der Hand und feuerte den ersten Schuß auf das benachbarte Fenster. Sie wollte den Mann auf keinen Fall töten, sondern nur zurückschrecken. Der Massige, der sich gerade durch das Fenster zwängen wollte, bekam einige Schrotkörner ab und brüllte wie ein waidwundes Tier. Nicht vor Schmerz, sondern wohl mehr aus Wut und Zorn. Er ließ sich zurück ins Haus fallen und ging in Deckung.

      Kathy nahm die Doppelläufige in die rechte Hand und rannte weiter. Sie wußte, wo der leider sehr lange Zufahrtsweg endete. Hatte sie erst mal die Straße erreicht, konnte ihr nichts mehr passieren.

      Körperlich durchtrainiert, wie sie war, machte ihr der Lauf überhaupt nichts aus.

      Zwischendurch blieb sie immer wieder mal kurz stehen und hielt Ausschau nach dem Neandertaler. Es beunruhigte sie, daß er nicht zu sehen war. Hatte er sich wirklich so leicht abschrecken lassen?

      Dann entdeckte sie ihn.

      Es war Zufall, daß es dazu kam. Kathy Porter hatte sich umgedreht, wollte weiter in Richtung Straße laufen und sah ihn auf dem weiten Feld. Er warf sich gerade in das hohe Unkraut und wollte nicht gesehen werden.

      Er war schlau und gerissen.

      Der Mann wollte ihr den Weg abschneiden und hätte es wahrscheinlich auch geschafft.

      Kathy blieb sofort stehen und wurde nervös. Nur im zweiten Lauf der Flinte war noch eine Schrotpatrone. Sie hatte sich vergewissert, daß dem so war. Konnte sie sich damit den Weg freischießen? Hatte der Mann sich in zwischen nicht wieder bewaffnet?

      Kathy änderte sofort ihre Fluchtrichtung und lief hinüber zu den Weiden, die wohl einen kleinen Flußlauf säumten. Damit trickste sie den Verfolger erst mal aus, oder war es seine Absicht, sie in diese Richtung zu treiben?

      Er war bewaffnet.

      Nicht weit von ihr entfernt zischte ein Geschoß vorbei und verlor sich in der Weite der leeren Felder. Erst Bruchteile von Sekunden danach war der eigentliche Abschuß zu hören.

      Und sie rannte zurück zur Farm, wo sie sich bessere Chancen ausrechnete, als hier auf den Feldern. Sie ärgerte sich, daß sie daran nicht vorher gedacht hatte.

      *

      „Ich verbitte mir Ihren vorwurfsvollen Blick, Mister Parker“, grollte Agatha Simpson ihren Butler an.

      „Mylady waren vielleicht ein wenig zu direkt, wenn ich dies bemerken darf.“

      „Diesen Monstern gegenüber kann man nicht direkt genug sein.“

      „Ein vorsichtiges Verfolgen des Mister Hodner wäre möglicherweise effektiver gewesen, Mylady.“

      „Schmieren Sie mir das nicht unnötig aufs Sandwich“, raunzte sie verärgert. Sie gab ihrem Butler recht und wußte, daß die Lage verfahren war. Hodner hatte sich mitsamt seinen beiden Profis in seine Strandvilla zurückgezogen und war damit in voller Deckung.

      „Darf ich mir erlauben, Mylady zurück zum Wagen zu geleiten?“ Parker deutete auf sein hochbeiniges Monstrum.

      „Und dann? Was versprechen Sie sich davon?“

      „Darauf, Mylady, vermag ich leider nicht zu antworten.“ Parker sagte die Wahrheit. Er war ratlos. Wo und wie sollte man nach Kathy Porter forschen? Die Chance, daß vielleicht Dan Hodner sich ungewollt als Pfadfinder betätigte, war vertan.

      „Lassen Sie sich gefälligst etwas einfallen“, forderte Lady Simpson, als sie im Fond von Parkers Wagen saß. Ihre Stimme klang erstaunlich sanft, fast bittend.

      „Ich werde mich bemühen, Mylady“, versprach Parker höflicherweise. „Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf, sollte man vielleicht ins Hotel zurückkehren. Möglicherweise hat Miß Porter sich dort bereits telefonisch gemeldet.“

      „Natürlich wird sie inzwischen angerufen haben“, meinte die besorgte Dame und sah ihren Butler dabei vorwurfsvoll an. „Darauf hätten Sie auch früher kommen können, Mister Parker. Sie brauchen meinen Blutdruck nicht unnötig auf die Spitze zu treiben.“

      Parker gab zu, daß es sich leider um eine schwache Hoffnung handelte. Er beeilte sich dennoch, so schnell wie möglich ins Majestic zu kommen, und erkundigte sich sofort in der Hotelrezeption nach einem entsprechenden Anruf.

      „Kommen Sie mir ja nicht mit seelischen Beruhigungspillen“, grollte Lady Simpson, als Parker zu ihr in die Hotellounge kam. „Ich sehe es Ihnen an der Nasenspitze an, daß Kathy sich nicht gemeldet hat.“

      „Ich muß leider bedauern, Mylady.“

      „Dieses Mädchen zerrt an meinen Nerven“, erregte sich die Sechzigjährige. „Besorgen Sie mir einen Kreislaufbeschleuniger, Mister Parker!“

      „Er wird bereits serviert, Mylady. Ich war