Franz Taut

Oberst ohne Ritterkreuz


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haben’s geschafft«, sagte er, »der Schneesturm ist zur rechten Zeit gekommen.«

      »Was ist mit Goroditsche?«, fragte ich.

      Er machte mit der heilen Rechten, die in einem Fausthandschuh steckte, eine müde Bewegung. »Der Iwan sitzt in Goroditsche«, sagte er. »Wir hatten nur noch zwei Häuser. Der Kolchos ist abgebrannt.«

      »Wir waren auf dem Marsch zu euch, Fritz«, bemerkte ich, »der Sturm hat uns aufgehalten.«

      »In Ordnung, Emser«, sagte er. Seine Augen flackerten wie im Fieber.

      Erst jetzt fragte ich stockend nach dem Sohn des Kommandeurs.

      John drehte sich um – die Kolonne war inzwischen herangekommen – und deutete auf den ersten der Schlitten, die erschöpft taumelnde Soldaten im Mannschaftszug hinter sich herschleppten. Die Schlitten waren mit in Decken gehüllten Gestalten beladen.

      John ging mit mir zu dem vordersten Schlitten. Zwischen zwei Landsern, die ich nicht kannte, lag Erich Metzelbrod. Sein gelbbleiches, stoppelbärtiges Gesicht war mit gefrorenen Blutrinnsalen gesprenkelt. Die Augen waren geschlossen, die Lippen fest zusammengepresst. Schnee häufte sich auf den Decken.

      »Als wir Goroditsche räumten«, sagte John, »war er noch am Leben. Sieh dir die Kompanie an, Eimer. Ganze 36 Mann, die 18 Verwundeten nicht mitgezählt.«

      Ich stellte aus meinen beiden Zügen eine Marschsicherung auf und nahm John, der am Zusammenbrechen war, beim Arm.

      Als wir uns Hartungsried näherten, im Schneetreiben, das nach kurzem Nachlassen wieder dichter war, gewahrte ich im Schutz der zerschossenen Häuser eine Ansammlung von Landsern. Sie kreiselten die Arme und stampften im Schnee. Leutnant Zeltinger kam auf uns zu.

      »Was ist mit Major Hartung?«, fragte er.

      Ich zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich in Gefangenschaft. Und Sie, Herr Zeltinger?«

      »Ja«, sagte er, »ich. Von zwei Kompanien bin ich der einzige überlebende Offizier. Ich wollte mich gerade in Hartungsried sesshaft machen. Was halten Sie davon?«

      Ich stimmte zu. »Der Kommandeur wird dann entscheiden«, sagte ich und gab Zeltinger die Hand.

      Wir zogen weiter. Aber erst gegen Abend kamen wir in Pawlowskaja an und brachten die Verwundeten – durch Artilleriebeschuss waren unterwegs noch fünf Mann dazugekommen, darunter Feldwebel Strobel – zum Verbandplatz. Auch Leutnant John blieb in der Schule.

      Der Ort Pawlowskaja, in dem zwei Tage zuvor kaum Bewegung gewesen war, glich jetzt einem Heerlager. Wieder brannten einige Häuser, die Treffer bekommen hatten. Davor standen Soldaten und wärmten sich, Versprengte aller Waffengattungen.

      Nachdem ich dafür gesorgt hatte, dass alle Leute, die ich mitgebracht hatte, untergekommen waren, meldete ich mich beim Kommandeur. Er wusste bereits durch Versprengte, was in Hartungsried geschehen war. Er sah mir fest in die Augen.

      »Wie steht’s, Emser?«, fragte er. Es war leicht zu erraten, worauf sich seine Frage bezog.

      »Oberleutnant Metzelbrod ist verwundet«, antwortete ich, »wir haben ihn auf dem Verbandplatz abgeliefert. Auch Leutnant John. In Goroditsche sitzt der Russe, Herr Oberst.«

      Der Oberst nickte. »Danke, Emser«, murmelte er, »guter Emser.«

      Er holte Mantel und Mütze und verließ den Gefechtsstand. Er ging gebeugt wie unter einer schweren Last.

      Ich war auf einmal todmüde und legte mich auf die Ofenbank. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Vielleicht war es die Nachwirkung des sibirischen Frostes und der blendenden Helle, die vom Schnee ausging wie fahler Totenschein.

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