Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman


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fehlt es denn?« wurde er von Dr. Norden begrüßt. »Krank sehen Sie nicht aus.«

      »Ich wollte mich nach einer anderen Patientin von Ihnen erkundigen«, erklärte Rolf Hanson, und er war dabei sichtlich verlegen.

      Bei Dr. Norden schlug ein Glöckchen an, aber er verriet sich nicht.

      »Um wen handelt es sich?« fragte er.

      »Um Frau Röcken. Es geht nämlich darum, daß ich Fräulein Röcken kennenlernte. Sie hat eine phantastische Mikrophonstimme, sehr für Synchronisation geeignet.«

      »Sie ist ja geschult«, sagte Dr. Norden.

      »Sie haben schon mit ihr gesprochen?«

      »Ja, aber sie scheint große Rücksicht auf ihre kranke Mutter zu nehmen. Mir brennt es unter den Nägeln, Dr. Norden. Die Valborg hat eine Kehlkopfentzündung, aber der Film muß fertiggestellt werden.«

      »Es ist kein Geheimnis, wenn ich Ihnen verrate, daß Frau Röcken übermorgen eine Kur antritt, aber wenn Simone verschaukelt wird, kündige ich Ihnen die Freundschaft.«

      »Ich bin bereit, ihr viel zu bieten, mehr als einer anderen, und ich könnte diesem Mädchen eine große Karriere nicht nur prophezeien, ich würde diese sogar garantieren, Dr. Norden«, sagte Rolf Hanson.

      »Das steht auf einem anderen Papier. Ich weiß, daß Simone mal den Wunschtraum hegte, Schauspielerin zu werden. Aber ihre Mutter ist strikt dagegen, obgleich sie sonst eine sehr liebevolle und vorbildliche Mutter ist. Und was Simones Stimme betrifft, kann ich Ihnen nur recht geben.«

      »Sie würden mich aber wohl nicht ein bißchen unterstützen?« fragte Rolf Hanson.

      »Nein, das würde ich nicht. Frau Röcken hat Vertrauen zu mir, das ich niemals enttäuschen möchte. Sie hat ihre Tochter allein aufgezogen. Das möchte ich Ihnen sagen. Sie hat geschuftet, damit das Mädchen wirklich nichts zu entbehren brauchte. Ich sage Ihnen das, weil ich weiß, daß Sie keinen Gebrauch davon machen werden.«

      »Ich werde Sie auch nicht enttäuschen«, erwiderte Rolf Hanson. »Es ist gut, daß Sie mir das gesagt haben, denn manchmal ist man ja egoistisch, wenn einem solch Naturtalent über den Weg läuft. Es ist ja nicht nur die Stimme, sie sieht auch bestens aus. Ein ganz besonders aparter Typ.«

      Dr. Norden lächelte.

      »Ich bin froh, daß Sie glücklich verheiratet sind und der zweite Frühling bei Ihnen nicht zu befürchten ist«, sagte er.

      »Der erste herrscht in meiner Ehe noch immer«, erwiderte Hanson lachend. »An meine Irene kommt keine Frau heran. Gelegenheit hat sich oft genug geboten. Jetzt kann ich nur hoffen, daß Fräulein Röcken Frau Valborg ihre Stimme leiht. Dann brauche ich um den Erfolg des Filmes nicht mehr zu fürchten.«

      »So sicher sind Sie?«

      »Ja, so sicher. Das Mädchen ist nicht nur bildhübsch, es ist auch intelli-

      gent.«

      »Dann möchte ich aber zur Premiere eingeladen werden, natürlich mit meiner Frau.«

      Rolf Hanson sah ihn erstaunt an. »Das würde mir die größte Freude sein«, sagte er herzlich.

      *

      André Hanson hatte gerade das Haus verlassen wollen, als sein Vater kam. Nun blieb er und musterte den Älteren forschend.

      »Was ist mit dem Mädchen, Paps?« fragte André.

      »Die Stimme!«

      »André meint Fräulein Röcken«, warf Irene Hanson ein, die ganz rasch die Diele betreten hatte. »Er scheint zu denken, daß du fremd gehst, Rolf.«

      »Na und, diese karrieresüchtigen Mädchen versuchen doch alle Maschen«, sagte André.

      »Werde bloß nicht albern«, sagte Rolf. »Mit solcher Stimme braucht man das nicht.«

      »Und vergiß deine Verabredung mit Gabi nicht«, warf Irene ein. »Du kannst ruhig gehen.«

      »Und mal nachforschen, ob nicht deine Gabi karrieresüchtig ist«, sagte Rolf bissig. »Oder hast du ihr etwa eingeredet, daß sie Alice Valborg ihre Stimme leihen könnte? Da bist du schief gewickelt, Junior. Flötentöne kann ich da nicht brauchen.«

      »Und Ma wird tolerant sein« sagte André bissig. »Viel Vergnügen!«

      »Gleichfalls«, sagte Irene.

      »Spinnt er?« fragte Rolf, als André die Tür zugeschlagen hatte.

      »Gabi hat ihn unter der Fuchtel. Er wird noch viel Lehrgeld bezahen müssen, Rolf, wie sein Vater«, fügte sie dann lachend hinzu.

      »Aber ich bin bei dir hängengeblieben und habe es nie bereut.«

      »Hoffen wir, daß er auch so schnell schlau wird. Ein Jahr hat er noch Zeit. Hast du eigentlich schon mal daran gedacht, daß wir nächstes Jahr Silberhochzeit haben, Rolf?«

      »Mein Schatz, habe ich jemals diesen Tag vergessen? Mir vergeht nur die Zeit viel zu schnell, und für mich bist du jung und schön wie damals.«

      Er hielt sie in den Armen, und sie sah ihn nachdenklich an. »Und warum sollte sich nicht ein junges Mädchen in dich verlieben, Rolf? Vielleicht eins, das so eine Vaterfigur sucht?«

      »Wenn du Simone Röcken meinst, lerne Sie erst mal kennen, Reni«, sagte er. »Ich wäre glücklich, wenn unser Sohn mal so eine Schwiegertochter daherbrächte. Aber er läßt sich von einer Gabi Nichts an die Angel legen.«

      »Gabi Nickmann«, sagte Irene sanft.

      »Ich kann nur hoffen, daß er selbst noch dahinterkommt, daß sie ein Nichts mit viel Ambitionen ist. Solange sie nicht den Mund auftut, mag es ja noch gehen, aber…«

      »Jetzt hör auf, Rolf. Vicky kommt, und sie ist Gabis Freundin.«

      Victoria Hanson trat ein, ein zierliches blondes Mädchen. Elflein, wurde sie von ihrem Vater oft genannt, und so sah sie auch aus.

      »Störe ich?« fragte sie leise.

      »Aber nein, Kleines, du störst nie«, erwiderte Rolf.

      »Hattet ihr Krach mit André? Ich habe ihn draußen getroffen. Er hat sich nicht geäußert.«

      »Er hat nur Anstoß genommen, daß ich eine junge Dame mit einer ungewöhnlich schönen Stimme engagieren will«, sagte Rolf Hanson.

      »Für Alice?« fragte Victoria leise. »Ich war eben bei ihr. Sie ist sehr verzweifelt. Warum kann man ihr nicht helfen? Begreifst du eigentlich nicht, daß sie wahnsinnig deprimiert ist, Paps? Wer kann denn ihre Stimme ersetzen?«

      Rolf Hanson sah seine Frau an. »Unsere Kinder sind gegen mich, Reni, aber ich kann doch nicht zaubern. Ich kann doch den Film nicht wegschmeißen, weil Alice die Kehlkopfentzündung hat. Ich kann Konkurs anmelden, wenn der Film kein Erfolg wird. Begreifst du das wenigstens, Vicky?«

      Das Mädchen sah ihn erschrocken an. »Daran habe ich nicht gedacht, Paps«, sagte sie leise.

      »Dann denk endlich mal darüber nach, wovon wir leben. Für Simone Röcken bedeuten fünftausend Euro, daß ihre Mutter mal eine Kur machen kann. Dieses Mädchen mit einer phantastischen Stimme verdient sich ihr Geld als Telefonistin. Sie hat keinen Starfimmel wie deine Freundin Gabi, mein liebes Kind. Sie ist äußerst mißtrauisch, und wenn sie nein sagt, dann gute Nacht, meine Lieben. Ich kann nichts dafür, daß Alice ihre Stimme verloren hat, sie kann auch nichts dafür, aber sie denkt an ihren Profit genauso wie ich an meinen. Aber wir können es gern mal andersrum versuchen. Mal sehen, was ihr macht, wenn ihr plötzlich vor dem Nichts steht.«

      »Paps, so habe ich das doch nicht gemeint«, schluchzte Vicky auf.

      »Aber vielleicht bringst du es fertig, das deinem Bruder klar zu machen.«

      »Wozu die Aufregung« sagte Irene einlenkend. »Fräulein Röcken kommt morgen um elf Uhr, Rolf. Und ich bin von ihrer Stimme sehr angetan.«

      »Wenn