Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman


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      »lch habe meinen Dienstplan mitgebracht. Aber zuerst sollten Sie sich doch überzeugen, ob ich solch einer Aufgabe gewachsen bin.«

      »Es ist nicht so sehr schwierig, da Sie ja keine Ausländerin synchronisieren sollen«, meinte er. »Ihre Stimme ist der von Frau Valborg verblüffend ähnlich, will man vom jetzigen Zustand absehen.«

      »Ich kann das nicht beurteilen. Man sieht und hört sich ganz anders, als andere Menschen das tun«, erwiderte Simone ruhig.

      »Wann kann eine Probe stattfinden?« fragte Hanson.

      »Meinetwegen gleich. Ich brauche erst um zwei Uhr im Hotel zu sein.«

      »Gut, dann fahren wir ins Studio. Kommst du mit, Irene? Du bist objektiv.«

      »Gern. Ich sage Burgel Bescheid, daß sie das Essen für Alice und die Kinder richtet.«

      Sie eilte hinaus, und Rolf Hanson verschränkte lächelnd die Arme über der Brust.

      »Sind Sie beruhigt, daß ich nicht geschwindelt habe, Simone?« fragte er.

      In ihren Augen tanzten goldene Fünkchen.

      »Ich habe mir erlaubt, mich bei

      Dr. Norden zu erkundigen«, erwiderte sie.

      Er lachte warm und herzlich. »Das hätte ich mir eigentlich schon denken dürfen. Sie sind ein cleveres Mädchen.«

      »Nur vorsichtig. Man darf nicht immer nach dem Gefühl gehen.«

      »Aber das Gefühl hatte nichts gegen mich?«

      »Nein.«

      »Das beruhigt mich«, meinte er humorvoll.

      »Ihre reizende Frau hat dazu beigetragen«, sagte Simone hastig.

      »Das wird meine reizende Frau freuen. Nächstes Jahr feiern wir Silberhochzeit, und wenn wir dann noch zusammenarbeiten, werden Sie Ehrengast sein.«

      Simone errötete. »Das ist sehr nett, Herr Hanson, aber wenn ich für Sie tätig sein sollte, wenn ich es wollte, muß ich erst mit meiner Mutter klar kommen. Ohne sie und ihre Einwilligung geht das nicht.«

      »Sie kann sich ja überzeugen, daß es ein durchaus seriöses Angebot ist. Sie hängen sehr an Ihrer Mutter?«

      »Ich habe nur sie.«

      Irene kam zurück. »Alles okay«, sagte sie. »Wir können starten. Aber draußen liegt unser neugieriger Sohn auf der Lauer, der sich anscheinend überzeugen will, ob auch alles in Ordnung ist.«

      Simone mußte unwillkürlich lachen, weil sie das so charmant sagte. Doch gleich darauf wurde sie von einem jungen Mann angestarrt, dessen Blick sie befremdete, obgleich er eigentlich nur maßlose Verblüffung verriet.

      »Mein Sohn André«, stellte Rolf Hanson vor. »Erwähne Alice gegen­über bitte den Namen Röcken nicht.«

      »Das hat mir Vicky schon gesagt. Warum eigentlich nicht?« fragte An­dré.

      »Das erkläre ich dir später. Ich hoffe, ich kann mich auf euch verlassen!« sagte Rolf Hanson.

      »Ich möchte vermeiden, daß Alice unruhig wird«, erklärte Rolf, als sie im Wagen saßen. »Sie kann zwar nicht sprechen, aber sie kann hören, und sie wird mit Ihrer Mutter beisammen sein. Und Sie wollen doch nicht, daß Ihre Mutter von Ihrer Nebentätigkeit erfährt.«

      »Nein, das will ich nicht« erwiderte Simone verlegen. »Sie bedenken sehr viel, Herr Hanson.«

      »Ich habe mir auch erlaubt, mit Dr. Norden zu sprechen, damit alles klar ist. Wir haben einen sehr verständnisvollen Hausarzt, der Sie sehr gern hat, Simone.«

      »Und er war gestern abend bei uns, um nach Alice zu sehen«, warf Irene rasch ein. »Sie verlor plötzlich ihre Stimme völlig.«

      »Wird sich das bald beheben?« tragte Simone.

      »Das ist schwer zu sagen. Auch Dr. Norden konnte das nicht beurteilen. Anscheinend ist ein Schock daran schuld.«

      »Es muß schlimm sein«, sagte Simone. »Wenn mir das passieren würde, müßte ich meine Stellung aufgeben.«

      »An so was wollen wir gar nicht denken«, sagte Rolf Hanson aufmunternd. »Haben Sie eine schwache Ahnung, wie eine Synchronisation vor sich geht?«

      »Ja, ich weiß Bescheid. Man muß die Rolle kennen und dann mit den Mundbewegungen des Darstellers über­einstimmen. Ich stelle es mir ziemlich schwer vor.«

      »Es ist nicht schwer, wenn man sich in die Rolle selbst hineindenkt, oder besser hineinlebt. Es wäre natürlich gut, wenn Sie sich mit dem Drehbuch befassen würden.«

      »Ja, selbstverständlich«, erwiderte Simone. »Darf ich es mitnehmen?«

      »In diesem Fall sage ich ja. Ich vertraue Ihnen.«

      *

      André bekam seine Schwester zu fassen, als sie in die Küche ging, um Kamillentee für Alice zu holen.

      »Hast du sie gesehen?« fragte er drängend. »Wie findest du sie?«

      »Ein paar Klassen besser als Gabi«, erwiderte sie schnippisch. »Hast du ihr gesagt, daß ich es leid bin, die Putzfrau für sie zu spielen?«

      »Ich bin gegangen«, entgegnete er.

      Sie sah ihn konsterniert an. »Wieso denn das?« staunte sie.

      »Weil mir auch manches nicht paßte. Ich bin kein Steigbügelhalter.«

      »Sie scheint sich ja ganz schön aufgeführt zu haben, wenn du das begriffen hast«, meinte Vicky. »Ich habe nur deinetwegen solange mitgespielt. Ich dachte, sie sei deine große Liebe.«

      »Liebe ist ein großes Wort, Vicky«, sagte er ernst, »aber wie dem auch sei, ich bin enttäuscht.«

      »Das gibt sich«, sagte sie lässig. Dann seufzte sie schwer. »Ich habe Alice wirklich gern, aber wenn man mit einem Menschen nicht reden kann, ist es schon hart.«

      »Mit manchen Menschen redet man viel und hat sich eigentlich doch nichts zu sagen«, brummte er.

      »Du bist plötzlich so weise«, meinte sie anzüglich. »Du kommst mir so menschlich vor. Könntest du uns vielleicht ein bißchen Gesellschaft leisten und Alice aufmuntern?«

      »Wir können ihr ja ein paar alte Filme vorführen«, sagte er.

      »Eine gute Idee. Aber erwähne den Namen Röcken nicht. Mami hat es mir ans Herz gelegt.«

      »Ich weiß Bescheid. Woher kenne ich dieses Mädchen?« sagte er dann gedankenverloren. »Wenn mir das nur einfallen würde.«

      »Du kennst sie?«

      »Sie kommt mir bekannt vor«, sagte er. »Ich kann es mir nicht einbilden. Sie ist kein Dutzendtyp.«

      Sie brauchten Alice Valborg keine Gesellschaft zu leisten. Alice wollte schlafen. Die alten Filme, die André schon vorgeholt hatte, blieben im Kasten.

      Burgel rief André ans Telefon. Er vernahm die laut dröhnende Stimme von Gabis Vater, der von ihm wissen wollte, was mit ihm los sei, da Gabi ihm die Ohren vollheule.

      »Wenn es Ihnen Ihre Tochter nicht sagen kann, werde ich es tun«, sagte André. »Sie soll sich ihre Ambitionen aus dem Kopf schlagen.«

      Vielleicht war das ein bißchen zu deutlich, aber Gabis Vater schien es ihm nicht zu verübeln. Er hätte ihr das schon oft genug gesagt, erwiderte er. Er werde den Geldhahn zudrehen.

      Dann aber kam Gabi ans Telefon und redete auf ihn ein, und schließlich verabredete er sich mit ihr.

      »Ich habe es mir ja gedacht, daß du umfällst«, sagte Vicky spöttisch. »Jetzt wird sie dich auf’s Standesamt schleppen. Ich kenne den alten Nickmann. Er wird ihr die Pistole auf die Brust gesetzt haben.«

      »Ich denke nicht an Heirat«, stieß André hervor.

      »Darüber