Wolfgang Spreckelsen

Katz und Maus von Günter Grass: Reclam Lektüreschlüssel XL


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setzt ein mit einer Szene, die, wiewohl für den Verlauf der Handlung weniger bedeutend, Licht auf den Titel des Werkes wirft. Auf einem Schlagballfeld in Danzig beobachtet der Ich-Erzähler Pilenz, wie Joachim Die Maus Mahlke, Protagonist des Werkes und Mitschüler des Erzählers, von einer jungen Katze angegriffen wird. Mahlkes auffallend großer Adamsapfel »wurde der Katze zur Maus« (S. 5). Die Szene liegt zeitlich später als der Beginn der Handlung, sie findet statt, »als Mahlke schon schwimmen konnte« (S. 5), wahrscheinlich im Sommer 1940. Unklar bleibt der Anteil des Erzählers an dem Vorfall, auf den der Handlungsverlauf wiederholt zurückkommt.

      Die Handlung beginnt chronologisch 1939, als Joachim Mahlke im Alter von vierzehn Jahren als unauffälliger, kränklicher Schüler weder schwimmen noch Rad fahren kann. Er lernt es schnell und verbissen, um mit den anderen Jungen zu einem teilweise aus dem Wasser ragenden Wrack eines Minensuchbootes schwimmen zu können. Dort taucht er mit den anderen um die Wette, um aus den unter Wasser liegenden Schiffsbereichen Einzelteile zu bergen.

      2. Kapitel

      Im zweiten Kapitel werden im Rückblick Mahlkes Mahlkes Herkunft und Umgebung Herkunft und sein Umfeld beschrieben. Er wohnt mit der verwitweten Mutter und deren älterer Schwester im Danziger Vorort Langfuhr in einem Haus auf der Osterzeile 24, nicht weit von der Wohnung Pilenz’. Mahlkes Zimmer enthält Hinweise auf seinen Katholizismus sowie zahlreiche Beutestücke aus dem Minensuchboot, zum Beispiel ein komplettes Grammophon, aber auch eine polnische Marienmedaille aus Silber.

      Im Gymnasium, dem Conradinum, gilt Mahlke als guter Schüler, ohne Streber zu sein. Die Anerkennung, die er bei seinen Mitschülern genießt, scheint er selbst nicht zu bemerken. Aus dem Jungvolk wird er entfernt, nachdem er sich geweigert hat, zur Zeit der Messe Dienst zu tun. In der Hitlerjugend gelingt es ihm, unauffällig, nahezu unsichtbar zu bleiben. Seinen Mitschülern bleibt er weiterhin rätselhaft.

      Sodann wird die Vorgeschichte des Wracks erzählt, auf dem sich die Protagonisten häufig aufhalten. Es handelt sich um die »Rybitwa«, ein polnisches Minensuchboot, das nach seiner Erbeutung im Herbst 1939 beim Abschleppen aus ungeklärten Gründen abgesackt war.

      3. Kapitel

      Auf dem Wrack finden unter den pubertierenden Jungen auch Wettkämpfe im Onanieren statt, an denen sich Mahlke nicht beteiligt. Nur einmal, provoziert von Tulla Pokriefke, dem einzigen Mädchen der Gruppe, stellt er auch hier alle Mitschüler in den Schatten. Dabei interessiert er sich keineswegs für Tulla, sondern reagiert auf die hartnäckigen Aufforderungen, sich am Wettkampf zu beteiligen.

      Am Ende des Kapitels versucht der Erzähler, aus der Erinnerung ein Porträt Mahlkes Porträt Mahlkes zu rekonstruieren. Trotz der Hinzuziehung von Erinnerungen der anderen Mitschüler bleibt das Gesicht Mahlkes unscharf: »Behelfsmäßig wurden wir uns einig« (S. 38). Mahlke selbst hatte auf Versuche, sein Gesicht öffentlich darzustellen, empfindlich reagiert: Karel, der ihn an der Tafel skizziert hatte, wurde von dem ansonsten friedlichen Mahlke niedergeschlagen.

      4. Kapitel

      Im Winter 1941/42 ruft Mahlke, ohne es darauf anzulegen, einen Modetrend ins Leben, als er beginnt, eine Art Fliege aus Wollbällchen an einer Wollschnur zu tragen, die » Mahlkes »Puscheln«-Mode Puscheln«. Bald wird er von anderen Schülern imitiert, und eine über Danzig hinausgehende »Puscheln«-Mode entsteht.

      Im gleichen Winter kommen zwei Cousinen des Erzählers aus Berlin zu Besuch, denen das eingefrorene Minensuchboot vorgeführt werden soll. Mahlke ist schon auf dem Wrack, damit beschäftigt, den im Sommer zum Tauchen benutzten Lukendeckel freizulegen. Am nächsten Tag kommt der Erzähler noch einmal zum Wrack, um festzustellen, dass Mahlke tatsächlich das Eisloch exakt an der Stelle ausgehöhlt hat, wo der Lukendeckel unter dem Eis liegt.

      Schließlich wird von einer Gemeinsamkeit des Erzählers und Mahlkes berichtet, sie beide sind Ministranten an der Herz-Jesu-Kirche, Mahlke stets intensiv betend, der Erzähler stets Mahlke beobachtend.

      5. Kapitel

      Unvermittelt kommt ein ehemaliger Schüler ans Gymnasium zurück, um von seinen Erlebnissen an der Front zu berichten. Mahlke hört seinem Luftkampf-Vortrag Vortrag und den Schilderungen von Luftkämpfen aufmerksam zu. Erst spät wird dem Erzähler klar, dass Mahlke vor allem das Ritterkreuz des jungen Leutnants in Bann zieht. Die Puscheln trägt Mahlke von da an nicht mehr, stattdessen aber Leuchtplaketten und Leuchtknöpfe.

      6. Kapitel

      Im folgenden Sommer hat Mahlke offenbar jedes Interesse am Tauchen verloren. Die Tertianer haben das Wrack entdeckt und bevölkern es. Bei der Rettung eines der Tertianer findet Mahlke den Zugang zur Mahlkes Funkerkabine Funkerkabine des Schiffs, die teilweise über dem Wasserspiegel liegt. Er richtet sich diesen für alle Freunde unerreichbaren Raum mit persönlichen Gegenständen, vor allem aber mit Mariendevotionalien ein.

      7. Kapitel

      Im gleichen Sommer besucht ein weiterer ehemaliger Schüler und Ritterkreuzträger, ein U-Boot-Kommandant, die Schule, um einen Vortrag zu halten. Mahlke und das Ritterkreuz Mahlke ist sofort wieder im Bann des offen getragenen Ritterkreuzes. In der anschließenden Sportstunde, bei der der Kapitänleutnant mitturnt, wird das Ritterkreuz aus der Umkleidekabine gestohlen. Pilenz vermutet sogleich, dass Mahlke der Dieb ist. Die sofort anberaumte Untersuchung aber führt zu nichts.

      8. Kapitel

      Am nächsten Tag sucht Pilenz Mahlke auf dem Minensuchboot auf. Mahlke hat tatsächlich das Ritterkreuz bei sich. Zum ersten Mal wirkt er, der sonst stets angespannt und verkrampft ist, gelöst und ruhig. Pilenz rät ihm, den Orden in der Funkerkabine zu verstecken, Mahlke aber beschließt, sich dem Direktor der Schule, Oberstudienrat Klohse, zu stellen. Er wird der Schule Schulverweis Mahlkes verwiesen und besucht von da an die Horst-Wessel-Oberschule.

      In diesem Kapitel wird, neben der eigentlichen Novellenhandlung, einiges mehr über den Erzähler Pilenz berichtet. Nach dem Krieg ist er Sekretär im Kolpinghaus geworden, wo er, angeregt durch den Franziskanerpater Alban, Mahlkes Geschichte aufschreibt.

      9. Kapitel

      In den großen Ferien fehlt von Mahlke jede Spur, da er sich in ein Wehrertüchtigungslager gemeldet hat. Pilenz trifft ihn nach den Ferien redselig und gelöst beim wieder aufgenommenen Ministrantendienst in der Marienkapelle. Am dritten Advent besucht Pilenz Mahlke bei seiner Mahlkes Familie Familie und bekommt Einblick in die Lebensgeschichte des 1934 verstorbenen Vaters.

      10. Kapitel

      Anfang 1943 wird Pilenz Luftwaffenhelfer in Brösen-Glettkau bei Danzig. Mahlke ist nach einem Notabitur in den Arbeitsdienst Mahlkes Reichsarbeitsdienst eingezogen worden, den er auf der Tuchler Heide ableistet. Zufällig begegnen sie sich in Oliva, dann sehen sie sich ein Jahr lang nicht. Auskunft geben nur Briefe über Mahlkes religiöse Gedanken und seine militärischen Erfolge.

      11. Kapitel

      Pilenz wird im Frühjahr ebenfalls zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und Pilenz folgt Mahlke folgt auch hierin Mahlke, dessen Hinterlassenschaft im Ausbildungslager auf der Tuchler Heide er in Form einer lateinischen Inschrift auf der Latrine findet und entfernt. Mahlke hat während seiner militärischen Dienstzeit ein Waffendepot der Partisanen entdeckt und ist für einen kleineren Orden vorgeschlagen worden. Als Pilenz’ Dienstzeit beinahe um ist, kommen die ersten Meldungen über zahlreiche Panzerabschüsse Mahlkes.

      12. Kapitel

      Nach dem Abschluss seiner Dienstzeit kehrt auch Pilenz nach Danzig zurück. Im Conradinum trifft er auf Mahlke, der mit seinem neuen Mahlke mit Ritterkreuz Ritterkreuz gekommen ist, vor den Schülern seinen Erlebnisvortrag zu halten. Oberstudienrat Klohse aber lehnt den Vortrag aufgrund des Diebstahls, der damals zu Mahlkes Schulausschluss geführt hatte, ab. Von einem anderen Vortragsort will Mahlke nichts wissen. Dagegen lauert er eines Nachts Klohse auf und ohrfeigt ihn. In der gleichen Nacht