täglich im Geschäft.
Später ging sie mit Conny ins Wasser. Es war herrlich erfrischend, und während Mutter und Tochter herumtobten, gesellte sich Michael Schürmann zu ihnen.
»Ist toll, nicht?« Prustend tauchte er neben Astrid auf.
Und weil er ihr dann doch ein wenig leid tat, warf sie ihm den Ball zu, mit dem Conny und sie spielten. Erfreut tat er mit.
»So, für heute ist es genug, sonst bekommen wir einen Sonnenbrand«, sagte sie, als sie Conny danach abfrottierte.
»Bin ich schon braun, Mami?«
»Nein, aber du fängst an, rot zu werden, mein Schatz, und ein Sonnenbrand kann sehr weh tun.«
»Was halten die Damen davon, wenn wir einen kleinen Bummel machten und irgendwo ein Eis äßen?« schlug Michael Schürmann vor.
»Au ja, das wäre toll!« rief Conny begeistert.
»Da bin ich wohl überstimmt«, lächelte Astrid.
Nachdem sie sich frisch gemacht und umgekleidet hatten, zogen sie los. Aber selbst für einen Bummel durch die schmalen Gäßchen war es zu heiß, so landeten sie bald in einem der vielen kleinen Cafés und labten sich an einem Eis.
Michael Schürmann erzählte, daß er von Beruf Optiker sei und einmal das elterliche Geschäft übernehmen würde. Er lebte in Hannover.
»Arbeiten Sie auch?« erkundigte er sich.
»Natürlich. Sehe ich so aus, als hätte ich das nicht nötig?« lachte Astrid.
»Na ja, es hätte doch sein können, daß Sie zu Hause einen gutverdienenden Ehemann haben«, grinste er.
»Habe ich aber nicht.«
»Tatsächlich?« Sein Blick ging zu Conny, die gerade mit einem Hündchen schäkerte, dessen Frauchen am Nachbartisch saß. Aber er getraute sich offenbar nicht, weiterzufragen.
»Ich habe mit Freunden zusammen einen Friseursalon«, berichtete Astrid nun.
»Da schau her, Sie sind also eine selbständige Frau.«
»Noch nicht lange, aber der Salon läuft gut. Das Glück, ein Geschäft zu erben, hatten wir leider nicht.«
»Ach, ich weiß nicht, ob das immer ein Glück ist. Für meinen alten Herrn bin ich immer noch so eine Art Lehrbub, obwohl ich schon meine Meisterprüfung hinter mir habe. Allerdings will er sich aus dem Geschäft zurückziehen, wenn ich mal verheiratet bin.«
»Dann tun Sie es doch«, scherzte Astrid.
»Woher eine Frau nehmen und nicht stehlen? Seit mir meine Freundin den Laufpaß gegeben hat, habe ich noch nicht wieder die richtige gefunden.«
»Sind Sie so kritisch?«
»Sind Sie es nicht auch? Wenn eine so hübsche Frau wie Sie allein ist, liegt es ja wohl kaum an mangelnden Verehrern.«
»Sie haben recht, man sagt mir auch nach, recht wählerisch zu sein. Aber es stimmt gar nicht, es ist nur so, daß ich jemanden schon sehr gern haben müßte, um mich zu binden. Außerdem soll Conny…«
»Keinen bösen Stiefvater bekommen, ich verstehe«, nickte er.
Obwohl Conny scheinbar ganz vertieft mit dem Hündchen gespielt hatte, blickte sie plötzlich auf.
»Ich habe doch einen Papa, er ist bloß ganz weit weg«, sagte sie.
Astrid wurde ein wenig verlegen.
»Klar, Conny, jeder Mensch hat Vater und Mutter, aber manche Eltern leben eben nicht zusammen, stimmt’s?« lächelte Michael Schürmann.
»Hast du auch Kinder?« forschte sie.
»Nein, noch nicht. Aber so ein nettes kleines Mädchen wie du, das würde mir gefallen, wenn die meine Tochter wäre«, schmunzelte er.
Die kleine Eva strahlte ihn an, doch bevor sie etwas sagen konnte, das sie womöglich wieder in Verlegenheit brächte, lenkte Astrid rasch ab.
*
Die ersten Tage vergingen wie im Flug, obwohl Mutter und Tochter eigentlich wenig unternahmen. Für Conny war es am schönsten, am Strand zu buddeln, zu baden und mit den anderen Kindern zu spielen, und Astrid genoß das Faulenzen nicht weniger. Sie hatte sich reichlich mit Lesestoff versorgt, um nachzuholen, wozu sie alltags meistens zu müde war. Früher hatte sie mehr die Unterhaltungsliteratur bevorzugt, doch jetzt wagte sie sich auch an anspruchsvollere. Sie hatte gelegentlich das Gefühl gehabt, ihre Allgemeinbildung ein wenig vernachlässigt zu haben und versuchte nun, diese Lücken zu schließen. In der letzten Zeit ging sie auch wieder öfter ins Theater und in Konzerte, besuchte manchmal Kunstausstellungen und Museen. Was gerade aktuell war, erfuhr sie, wenn Kundinnen sich unterhielten. Dann hatte sie immer die Ohren gespitzt und sich ein wenig daran orientiert. Auch ihre Sprachkenntnisse, in der Realschule hatte sie Englisch und Französisch gelernt, versuchte sie aufzubessern, denn in diesen Fächern war sie immer gut gewesen.
»Nun hast du gerade die Meisterprüfung hinter dir und hast schon wieder Kurse an der Volkshochschule belegt«, hatte Tante Marlene halb tadelnd, halb bewundernd gemeint.
»Es macht mir eben Spaß, dazuzulernen. Andere gehen tanzen oder auf Parties, ich leiste mir halt diesen Luxus«, hatte Astrid lächelnd erwidert.
»Ganz schön anspruchsvoll, was Sie da lesen«, hatte Michael Schürmann gemeint, als er einmal ein Buch in die Hand genommen hatte, was sie gerade las.
»Ach, Sie meinen zu anspruchsvoll für eine kleine Friseuse?« hatte sie etwas spitz erwidert.
»Unsinn, so war es doch nicht gemeint! Ich dachte nur an mich, der ich mich im Urlaub nie zu so was aufschwingen kann und lieber Krimis lese.«
»Die lese ich auch manchmal«, gestand Astrid. »Schön gruselig müssen sie sein, nicht solche, die nur von Revolverhelden handeln.«
»Und wenn Sie dann abends ins Bett gehen, schauen Sie erst nach, ob sich kein Unhold im Schrank versteckt hat, wie?« spottete er.
»So ähnlich«, lachte sie.
Heute morgen allerdings war der Himmel zum ersten Mal ein wenig bezogen, denn in der Nacht war ein starkes Gewitter niedergegangen. So hatte Astrid einen Ausflug nach Ibizastadt unternommen, um ein paar Mitbringsel zu erstehen. Michael Schürmann wäre gern mitgekommen, doch sie hatte ihn abgewimmelt.
»Bei einem Einkaufsbummel habe ich nicht gern ein Mannsbild bei mir«, hatte sie unverblümt erklärt und sich auch nicht erweichen lassen, als er versichert hatte, sozusagen der ideale Einkaufsbegleiter zu sein.
Ein paar Mitbringsel fanden sich schnell, und dann entdeckte Astrid in einer Boutique ein wunderschönes Kleid für sich. Sie kaufte es, obwohl es nicht gerade billig war.
Conny erhielt ein süßes Blüschen und passende Bermudashorts dazu. Sie durfte beides gleich anziehen und betrachtete sich stolz in den spiegelnden Schaufensterscheiben, an denen sie vorübergingen.
Mancher interessierte Blick folgte Mutter und Tochter. Wegen der Hitze trug Astrid das Haar meistens aufgesteckt, an ihren Ohren baumelten lange silberne Ohrringe. Obwohl sie die zarte Haut der Rotblondinen besaß, bräunte sie schnell. Das weiße lose Seidenhemd mit den lilafarbenen Applikationen hob die frischerworbene Bräune noch hervor. Dazu trug sie eine weite knielange Hose, ebenfalls aus weißer Seide. Dieses Ensemble hatte sie sich noch zu Hause für diesen Urlaub gekauft.
Bis dahin hatte Conny brav durchgehalten, aber nun wurde sie doch ein wenig quengelig, denn die Sonne war wieder durchgekommen.
»Zur Belohnung essen wir noch ein Eis, bevor wir zurückfahren, ja?« schlug Astrid vor, als sie an einem Straßencafé vorüberkamen. Conny war natürlich einverstanden, und so suchten sie sich einen freien Tisch.
Sie hatten gerade bestellt, als Astrids Blick zum Nebentisch hinüberging, an dem ein Herr und eine Dame saßen. Auch die Dame, eine Blondine in leuchtend rotem Kleid, blickte herüber, und dann erkannte