sehr lebhafte Begegnung ereignete sich vor vielleicht vier Jahren an einem Sommerabend. Ein Ehepaar, mit dem wir lange befreundet gewesen waren, bevor wir nach Colorado zogen, kam von der Ostküste zu uns zu Besuch. Sie machten gerade jeder für sich und auch in ihrer Ehe eine sehr schwere Zeit durch. Diesen Abend waren wir zu viert ins Kino gegangen, um uns Harry und Sally anzuschauen, eine sehr bewegende Komödie über die Frage, ob Männer und Frauen einfach nur miteinander befreundet sein können. Der Film löste in unseren Freunden tiefe Gefühle aus, und sie gingen hinunter zu dem See in der Nähe unseres Hauses, um über ihre Verletzungen, über ihren Zorn und über ihre Zukunft zu reden. Unser Haus steht auf einer Erhebung im Süden unserer Stadt, und meine Frau und ich saßen in unserem dunklen Esszimmer am Tisch und blickten hinaus zu den Lichtern der angrenzenden Wohngegenden.
Mein Herz war schwer, wenn ich darüber nachdachte, was unsere Freunde durchmachen mussten. Es war schwer beim Gedanken an die ungewisse Zukunft ihrer Ehe und unserer Freundschaft. Ich war auch traurig über manche Abgründe in unserer eigenen Ehe, die wir nur selten überbrückt hatten. Als ich diese Gedanken gegenüber Ginny äußerte, streckte sie den Arm aus und ergriff meine Hand. Ich erinnere mich nicht mehr genau an den Wortlaut unseres Gesprächs, aber ich weiß noch, wie sie in ihrem Sommerkleid dasaß und ich selbst im Zwielicht ihre blauen Augen sehen konnte. Ich weiß noch, dass wir darüber sprachen, wie es ist, ein Mann zu sein und eine Frau zu sein, zu lieben und verliebt zu sein. Mir war, als ob ein Vorhang, der oft zwischen uns hing, sich für ein paar Augenblicke hob, sodass wir wie gute Freunde miteinander reden konnten. Freunde, die die Chance zu einer tieferen Romanze hatten.
Als ich an jenem Abend zu Bett ging, fühlte ich mich genauso, wie ich mich als Junge an jenen Sommerabenden vor langer Zeit gefühlt hatte, aufgewühlt und verzaubert von einem Geschmack der Schönheit und der Vertrautheit, der mich überrascht hatte. Die Tränen, die ich in den Momenten vor dem Einschlafen vergoss, waren traurig und fröhlich zugleich, und ich empfand das überhaupt nicht als Widerspruch. Als ich am nächsten Morgen erwachte, versuchte ich dieses Gefühl der Romanze in meinem Inneren wieder zu finden, aber ich wusste, es war fort, noch bevor ich in der Küche war, um mir einen Kaffee zu holen. Der Vorhang hatte sich wieder gesenkt, und der Tag, der vor mir lag, schien mir nichts zu bieten als die alltäglichen Aufgaben im Beruf und in der Familie. Es musste einfach nur weitergehen.
Als ich mich an diese Szenen aus meiner eigenen Geschichte erinnerte, erkannte ich, dass ich einen Teil der verlorenen Reise meines Herzens wieder gefunden hatte. Als ich ein kleiner Junge war, wurde mein Herz gefesselt vom Geheimnisvollen: einem Mysterium, das mich einlud, mein Herz zu öffnen und mich auf eine Art freudige Ausgelassenheit einzulassen; ein Mysterium, das mich eine Geschichte erahnen ließ, die ganz selbstständig außerhalb der Schöpfungskraft meiner eigenen Fantasie existierte; eine Geschichte, die mich dennoch einlud, an ihr teilzuhaben, wenn ich meine Kindheitsabenteuer konstruierte; eine Geschichte, die Schurken und Helden enthielt und eine Handlung, die sich aus ihrem Konflikt entwickelte; eine Geschichte, die mir nicht nur von großen Gefahren berichtete, sondern auch in Aussicht stellte, dass alles gut werden würde; eine Geschichte, die sich anfühlte, als beginne sie mit Lachen und als wäre sie voller Zuversicht, dass sie alle, die darin vorkamen, am Ende voller Freude zu Hause vereinen würde.
Leider erkennen viele von uns dieses Werben, an was für einem Ort es uns auch immer erstmalig begegnet, niemals als etwas, das mit dem tiefsten Verlangen unseres Herzens zu tun hat, mit unserem geistlichen Leben oder mit der Bestimmung unserer Seele. Zum Teil ist das wohl deshalb so, weil es eine Geschichte ist, die nur sehr schwer in Aussagen zu fassen ist. Wir haben gelernt uns selbst zu sagen, es sei naiv, ihr noch zu vertrauen, wenn wir erwachsen geworden sind, als ob wir dann irgendwie aus ihr herausgewachsen wären und uns eine vernünftige oder „wissenschaftliche“ Denkweise angeeignet hätten. Wir haben gelernt, sie als drollig oder sentimental zu betrachten, als kindliche Torheit. Das zeitgenössische Christentum hat uns oft gelehrt, ihr zu misstrauen, aus Angst, es würde uns in irgendeine New-Age-Irrlehre führen, und so hat es, ohne es zu wissen, etwas preisgegeben, was zum innersten Kern des christlichen Glaubens gehört. Jedenfalls wird uns heute kaum noch gesagt, dass wir auf dieses Werben hören sollen, dass wir danach Ausschau halten und ihm zu seiner Quelle folgen sollen.
Doch Gott sei Dank will unser Herz nicht vollkommen von dieser Romanze lassen. Trotz aller unserer „Reife“ oder der Ermahnungen unserer Lehrer, die „Dinge dieser Welt“ zu meiden, spüren wir den Kloß in unserem Hals, wenn in einem Film zwei Liebende, von denen wir wissen, dass sie füreinander bestimmt sind, einander endlich finden – oder auch nicht. Ein anderer Film erzählt die Geschichte eines Mannes mit einem edlen Herzen. Er opfert Bequemlichkeit und Sicherheit für eine Sache, die höher ist als bloße Opportunität. Er erleidet eine Niederlage, und doch schlägt er unseren Geist mit seinem Heldentum in seinen Bann. Wir verlassen das Kino mit einem Brennen in unserem Herzen; einem Verlangen, an einer solchen Sache teilzuhaben, irgendwie daran beteiligt zu sein.
Wir alle haben diese Sehnsucht nach einer Göttlichen Romanze im Herzen.
Diese Sehnsucht geht nicht weg, auch wenn wir uns über die Jahre noch so viel Mühe geben, uns für ihren Gesang unempfindlich zu machen, ihn zu überhören oder ihn nur an eine einzige Person oder Tätigkeit zu knüpfen. Es ist eine Romanze, die von Geheimnissen umwoben und tief in uns hineingepflanzt ist. Sie lässt sich nicht in Lehrsätze fassen oder ganz und gar durchschauen, genauso wenig, wie wir einen Menschen kennen lernen können, indem wir die Anatomie seiner Leiche studieren.
Die Philosophen nennen diese Romanze, dieses Verlangen des Herzens in uns, „Sehnsucht nach Transzendenz“; das Verlangen, Teil von etwas zu sein, das größer ist als wir selbst, Teil von etwas Außergewöhnlichem zu sein, das gut ist. Transzendenz ist das, was wir ansatzweise, aber eindrucksvoll erleben, wenn die Fußballmannschaft unserer Stadt gegen alle Wahrscheinlichkeit das große Spiel gewinnt. Im tiefsten Herzen haben wir eine Sehnsucht, mit anderen Gleichgesinnten in einer heldenhaften Sache verbunden zu sein.
Ja, wenn wir an die Reise unseres Herzens zurückdenken, ist uns die Romanze am häufigsten in Form von zwei tiefen Wünschen begegnet: der Sehnsucht nach dem Abenteuer, das etwas von uns erfordert, und dem Verlangen nach Intimität – danach, jemanden zu haben, der uns so kennt, wie wir sind, während er uns gleichzeitig einlädt, ihn zu erkennen auf jene unverhüllte und erforschende Art, wie Liebende einander auf dem Ehebett kennen lernen. Vielleicht liegt bei Männern der Schwerpunkt mehr auf dem Abenteuer und bei Frauen mehr auf der Intimität. Doch beide Wünsche sind stark in uns, ob wir nun Männer oder Frauen sind. In uns allen kommen diese beiden Wünsche zusammen als eine Sehnsucht danach, in einer Beziehung von heroischen Ausmaßen zu leben.
Als ich ein Junge war, sprang ich gerne von unserer Heumiete auf die Rücken der Ochsen, die direkt darunter an der Heuraufe fraßen. Der Ritt ohne Sattel, der sich daran anschloss, war jedes Mal ein Abenteuer erster Ordnung. Ich schaute mir auch gern den Mickey-Mouse-Club im Fernsehen an, nur um einen Moment der Intimität mit Annette (Funicello) zu erleben. Zum Teil bin ich bis heute überzeugt davon, dass unsere Blicke sich ein- oder zweimal begegneten und sie mich anlächelte. Diese beiden kindlichen Leidenschaften für das Abenteuer und die Intimität verbanden sich oft in meinen Tagträumen in einer Geschichte, in der ich Annette vor den Schurken errettete und mit ihr in die Berge floh, wo wir gemeinsam glücklich lebten bis an unser Ende. Ich war ihr Held. Sie war meine Schönheit. Und wir waren stets bereit, von neuem gegen die Schurken zu kämpfen, wann immer die Welt uns brauchte, Seite an Seite.
In welcher Form auch immer wir unsere Abenteuer in unseren Tagträumen oder im „wirklichen Leben“ erlebt haben mögen, diese Göttliche Romanze haben wir alle im Herzen, und wir werden sie nicht daraus vertreiben. Sie ist der Kern unserer geistlichen Reise. Jede Religion, die sie ignoriert, kann nur als von Schuldgefühlen gespeiste Gesetzlichkeit überleben, als ein Gebäude von Lehraussagen, die man auswendig lernen, und von Regeln, denen man gehorchen muss.
Jemand oder etwas hat uns von Anfang an umworben mit Sängern am Bachufer und pastellfarbenen Sonnenuntergängen, mit der erhabenen Majestät der schneebedeckten Berggipfel und den lodernden Flammen der Herbstfarben, die uns von etwas – oder von jemandem – erzählen, das oder der Abschied nimmt, aber seine Rückkehr in Aussicht gestellt hat. Solche Dinge können uns in einem ungeschützten Moment vor Sehnsucht nach diesem Etwas oder diesem