dursten mußt' und dursten, weil dir die
Gedanken nur wandern gingen in des Zaren Haus?
Weißt du, wie mir zumut, wenn ich mir sagte:
Sie liebt dich nicht, sie feilscht mit ihren Küssen
Sich den Genossen!
EUDOXIA.
Glebof!
GLEBOF.
Fluch dem Band,
Das uns verknüpft! – Bei meinem Stamm! Wenn du
Noch säßest auf dem Thron im Kreml, und wenn
Glebof dem Throne nahte, Liebe flehnd,
Du stießest mit dem Fuße mich hinweg,
Und sprächst: »Was willst du, Wurm, von deiner Zarin?«
EUDOXIA.
Stephan!
GLEBOF.
Es mag drum sein! – Das fehlte noch.
Ich hielt mein Herz, und halt's mit eh'rner Faust,
Und will es schrein, so drück' ich's, daß es stumm
In seinen Qualen zuckt. Wir stehn zu hoch
Für Schäferleid und zarten Torenzwist.
Ich bin gefaßt, und will Vernunft von dir.
EUDOXIA.
Sprich, teurer Glebof, was ich soll?
GLEBOF.
Heut abend
Versamml' ich alle Häupter bei Alexis.
Du trittst dann schwarz, in deiner Klostertracht,
Das Kreuz in deiner Linken, und die Krone
In Deiner Rechten haltend, vor den Sohn;
Beugst ihm das Knie, und rufst, wie in Begeistrung:
»Heil unsrem Zar Alexis Petrowitsch!
Huldigt, Bojaren, Eurem wahren Herrn!«
Ich sorge für das übrige.
EUDOXIA.
Bin ich
Denn nicht vorhanden?
GLEBOF.
Das ist Eure Weisheit
Von heute früh.
EUDOXIA.
Warum dem Sohn die Herrschaft?
GLEBOF.
Ich will's! – Und hier die Gründe. Weil nur er
Die Stimmen all' besitzt, sobald die Deine
Mit in des Jünglings Waage fällt. Weil uns
Furchtbare Not einmüt'ges rasches Handeln
Gebietet ... Weil der Sinne Spaltung uns,
Die mind'ste Zögrung in den Abgrund stürzt,
Weil ...
EUDOXIA.
Weil? – Du stockst?
GLEBOF.
Eudoxia, ich muß
Ein großes Wort Dir sagen ...
EUDOXIA.
Sprich.
GLEBOF.
Ich wag'
Das Heil der Sache.
EUDOXIA.
Weil ...
GLEBOF.
– Der Zar noch lebt!
EUDOXIA.
Er lebt?
GLEBOF.
Er lebt. Sei stark. Beweise Dich
Als sein gewes'nes Weib, und fürchte nicht,
Den alle fürchten. Hör' mich aus. Die Memmen,
Sie hätten nichts gewagt an dem Lebend'gen,
So band er alle Geister zauberisch.
Drum hab' ich ihn getötet mit dem Munde.
Nun atmen sie, nun wagen sie, den Arm
Zu regen. Und bevor sein mächt'ger Fuß
Auf Rußlands Boden tritt, ist umgewandelt
Die Form des Reichs, sind Volk und Truppen schon
In Eid und Pflicht genommen, und Verzweiflung
Wird die Bojaren in dem Kampfe stärken,
Der uns bevorsteht. Es gilt Haupt und Leben
Für jeden dann. Unrettbar bloßgestellt
Hat jeder sich.
EUDOXIA.
Er lebt!
GLEBOF.
Seit Jahren sann
Ich auf den Augenblick, wo was zu wagen.
Und wie der Sternekundige nicht müd wird,
Den Lauf der Lichter
Am Firmament zu schaun; Planetenbahnen
Auszustudieren und Kometenirrläuf',
So schaut' ich unverwandt in unsre Nacht,
Auf Rußlands ernsthaft-wandelnde Planeten,
Wildschweifende Kometen, kleine Monde;
In den Gesetzen ihrer Bahnen still
Sie zu erforschen. – Nun, ich weiß genug.
Vom Höchsten bis zum Niedrigsten durchdrang
Gährung die Herzen.
Was Russ' ist, steht zu uns. Und drüben sind
Glücksritter nur und eingedrungne Fremde.
Fern schwimmt der Zar auf seinem Meer. Die Truppen
Sind aus dem Land nach Mecklenburg.
Der Schwede Karl droht an der Grenze. Will
Das Schicksal uns beschützen, hat es jetzt,
Jetzt oder nimmer die Gelegenheit.
EUDOXIA.
Er lebt!
GLEBOF.
Ich hab's gesagt. Werd' ich's bereun?
EUDOXIA.
Was sprichst du da? Kennst du Eudoxien nicht?
Er lebt! Nun jauchze Herz! Weht, Wünsche, weht,
Wie rote Siegesfahnen über Trümmern!
Ich wähnt' ihn tot, da mußt' ich wohl verzweifeln;
Nur seinem Schatten sandt' ich eiteln Haß
Unmächtig nach ins nie erreichte Haus
Der ew'gen Finsternis! Er lebt! Ich kann
Ihn in Gedanken morden, martern! Was
Lebendig, steht in dem Bereich der Rache.
Jetzt schöpf ich Luft, jetzt hoff' ich schöne Tage,
Ich lieb' mein Leben, Zar, weil du noch lebst!
Zu Glebof.
Zum letztenmal vermummt,