Honore de Balzac

Honoré de Balzac – Gesammelte Werke


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statt, wie üb­lich, ih­rem Groß­on­kel Bos­hei­ten zu sa­gen, brach­te sie ihm mit un­ver­än­der­li­cher Lie­bens­wür­dig­keit, die die Spaß­vö­gel zum La­chen reiz­te, sei­nen Krück­stock; sie bot ihm den Arm, fuhr in sei­nem Wa­gen aus und be­glei­te­te ihn auf al­len Spa­zier­gän­gen; sie re­de­te ihm so­gar ein, daß sie den Ge­ruch sei­ner Pfei­fe gern habe, und las ihm sei­ne ge­lieb­te »Quo­ti­di­enne« vor, wäh­rend der bos­haf­te See­mann ihr ab­sicht­lich sei­nen Ta­baks­rauch ins Ge­sicht blies; sie lern­te Pi­kett spie­len, um dem al­ten Gra­fen dar­in ge­wach­sen zu sein; und end­lich hör­te die jun­ge, sonst so lau­ni­sche Per­son ge­dul­dig den im­mer wie­der­keh­ren­den Er­zäh­lun­gen von dem Kamp­fe der »Bel­le-Pou­le«, den Ma­nö­vern der »Vil­le-de-Pa­ris«, der ers­ten Ex­pe­di­ti­on des Herrn von Suf­fren oder der Schlacht von Abou­kir zu. Ob­wohl der alte See­mann oft er­klärt hat­te, daß er sei­ne Län­ge und Brei­te zu gut ken­ne, um sich von ei­ner jun­gen Kor­vet­te ka­pern zu las­sen, er­fuh­ren ei­nes schö­nen Mor­gens die Pa­ri­ser Sa­lons die Nach­richt von der Hei­rat des Fräu­leins von Fon­taine mit dem Gra­fen von Ker­ga­rou­et. Die jun­ge Grä­fin gab, um sich zu zer­streu­en, glän­zen­de Fes­te; aber sie fand auf dem Grun­de die­ses Tru­bels das lee­re Nichts: der Lu­xus ver­hüll­te nur man­gel­haft die Ein­sam­keit und das Un­glück ih­rer kran­ken See­le; trotz der Aus­brü­che ei­ner ge­mach­ten Lus­tig­keit zeig­te ihr schö­nes Ge­sicht meis­ten­teils den Aus­druck dump­fer Me­lan­cho­lie. Im üb­ri­gen über­häuf­te Emi­lie ih­ren al­ten Ge­mahl mit Auf­merk­sam­kei­ten, der oft, wenn er abends bei den fröh­li­chen Klän­gen des Or­che­s­ters sei­ne Pri­vat­ge­mä­cher auf­such­te, sag­te: »Ich er­ken­ne mich nicht wie­der. Muß­te ich dazu zwei­und­sieb­zig Jah­re war­ten, um mich als Lot­se auf der ›Schö­nen Emi­lie‹, nach zwan­zig Jah­ren ehe­li­cher Ga­lee­ren­stra­fe, ein­zu­schif­fen?« Das Be­neh­men der Grä­fin war ein so streng zu­rück­hal­ten­des, daß auch die hell­sich­tigs­te Kri­tik ihr nichts an­ha­ben konn­te. Man­che Beo­b­ach­ter mein­ten, daß der Vi­zead­mi­ral sich das Recht vor­be­hal­ten hät­te, frei über sein Ver­mö­gen zu ver­fü­gen, um sei­ne Frau stär­ker an sich zu fes­seln; eine sol­che An­nah­me wäre für den On­kel wie für die Nich­te eine Be­lei­di­gung ge­we­sen. Die Hal­tung der bei­den Ehe­gat­ten war üb­ri­gens eine so klug ab­ge­wo­ge­ne, daß auch die jun­gen Leu­te, de­nen am meis­ten dar­an ge­le­gen war, das Ge­heim­nis die­ser Ehe zu er­fah­ren, nicht ahn­ten, ob der alte Graf sei­ner Frau ge­gen­über Gat­te oder Va­ter war. Man hör­te ihn oft sa­gen, daß er sei­ne Nich­te wie eine Schiff­brü­chi­ge auf­ge­nom­men habe, und daß er auch frü­her nie­mals mit der Gast­freund­schaft Miß­brauch ge­trie­ben habe, wenn es sich er­eig­net hat­te, daß er einen Feind vor der Wut des Un­wet­ters ret­te­te. Ob­gleich die Grä­fin den An­spruch er­hob, über Pa­ris zu herr­schen und sich auf glei­che Stu­fe mit den Her­zo­gin­nen von Mauf­rigneu­se, von Chau­lieu, den Mar­qui­sen d’Espard und d’Ai­gle­mont, den Grä­fin­nen Féraud, von Mont­cor­net, von Re­staud, der Frau de Camps und dem Fräu­lein des Tou­ches zu stel­len, so gab sie doch der Lie­be des jun­gen Vi­com­te von Por­ten­duè­re nicht nach, der sie an­be­te­te.

      Zwei Jah­re nach ih­rer Ver­hei­ra­tung hör­te Emi­lie in ei­nem der al­ten Sa­lons des Fau­bourg Saint-Ger­main, wo man ih­ren der al­ten Zei­ten wür­di­gen Cha­rak­ter be­wun­der­te, wie der Vi­com­te von Lon­gue­ville ge­mel­det wur­de; in der Ecke des Sa­lons, wo sie eine Par­tie Pi­kett mit dem Bi­schof von Per­se­po­lis spiel­te, konn­te ihre Auf­re­gung von nie­man­dem be­merkt wer­den: als sie den Kopf um­wand­te, hat­te sie ih­ren al­ten Be­wer­ber in vol­lem Glan­ze der Ju­gend her­ein­tre­ten se­hen. Der Tod sei­nes Va­ters und sei­nes Bru­ders, den das böse Kli­ma von Pe­ters­burg hin­ge­rafft hat­te, hat­te auf das Haupt Ma­xi­mi­lians die erb­li­chen Fe­dern des Pair­hu­tes über­tra­gen; sein Ver­mö­gen kam sei­nen Be­zie­hun­gen und sei­nem Ver­diens­te gleich; noch am Abend vor­her hat­te sei­ne jun­ge, glü­hen­de Be­red­sam­keit in der ers­ten Kam­mer Auf­se­hen er­regt. So er­schi­en er der be­trüb­ten Grä­fin in die­sem Au­gen­blick als frei­er Mann und mit al­len Vor­zü­gen aus­ge­stat­tet, die sie frü­her von ih­rem Ide­al ge­for­dert hat­te. Alle Müt­ter hei­rats­fä­hi­ger Töch­ter be­wie­sen ei­nem jun­gen Man­ne, der die Vor­zü­ge, die man bei ihm vor­aus­setz­te, wirk­lich be­saß, und des­sen An­mut man be­wun­der­te, das lie­bens­wür­digs­te Ent­ge­gen­kom­men; aber bes­ser als jede an­de­re wuß­te Emi­lie, daß der Vi­com­te von Lon­gue­ville jene Cha­rak­ter­stär­ke be­saß, in der klu­ge Frau­en die Ge­währ des Glückes se­hen. Sie warf einen Blick auf den Ad­mi­ral, der, nach sei­nem fa­mi­li­ären Aus­druck, sich noch lan­ge an Bord hal­ten wür­de, und ver­wünsch­te ihre ju­gend­li­chen Ver­ir­run­gen.

      In die­sem Mo­ment sag­te der Herr von Per­se­po­lis mit bi­schöf­li­cher Lie­bens­wür­dig­keit: »Mei­ne schö­ne Dame, Sie ha­ben den Coeur­kö­nig ab­ge­wor­fen, ich habe ge­won­nen. Aber Ihr Ver­lust braucht Ih­nen nicht leid zu tun, ich hebe das Geld für mei­ne klei­nen Se­mi­na­ris­ten auf.«

Der Diamant

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