Feinde bis ans Meer.
Ein schifft' ich mich und hoch als goldne Wimpel
Flog mir das Vließ am sturmumtobten Mast
Und wie die Wogen schäumten, Donner brüllten
Und Meer und Wind und Hölle sich verschworen
Mich zu versenken in das nasse Grab
Versehrt ward mir kein Haar und unverletzt
Kam ich hierher an diese Rettungsküste
Die vor mir noch kein griech'scher Fuß betrat.
Und jetzo geht an dich mein bittend Flehn
Nimm auf mich und die Meinen in dein Land,
Wo nicht so fass' ich selber Sitz und Stätte
Vertrauend auf der Götter Beistand, die
Mir (Sieg und Rache) durch dies Pfand verliehn!
- Du schweigst?
Aietes.
Was willst du, daß ich sage?
Phryxus.
Gewährst du mir ein Dach, ein gastlich Haus?
Aietes.
Tritt ein, wenn dir's gutdünkt, Vorrat ist
Von Speis' und Trank genug. Dort nimm und iß!
Phryxus.
So rauh übst du des Wirtes gastlich Amt?
Aietes.
Wie du dich gibst so nehm' ich dich.
Wer in des Krieges Kleidung Gabe heischt
Erwarte nicht sie aus des Friedens Hand.
Phryxus.
Den Schild hab' ich, die Lanze abgelegt.
Aietes.
Das Schwert ist, denkst du gegen uns genug?
Doch halt' es wie du willst.
(Leise zu Medea.)
Begehr' sein Schwert!
Phryxus.
Noch eins! An reichem Schmuck und köstlichen Gefäßen
Bring' ich so manches, was ich sichern möchte.
Du nimmst es doch in deines Hauses Hut?
Aietes.
Tu, wie du willst!
(Zu Medea.)
Sein Schwert sag' ich begehr'!
Phryxus.
Nun denn, Gefährten, was wir hergebracht
Gerettet aus des Glückes grausem Schiffbruch,
Bringt es hierher in dieser Mauern Umfang
Als Grundstein eines neuen, festern Glücks.
Aietes (zu Medea).
Des Fremden Schwert!
Medea.
Wozu?
Aietes.
Sein Schwert sag' ich!
Medea (zu Phryxus).
Gib mir dein Schwert!
Phryxus.
Was sagst du holdes Kind?
Aietes.
Fremd ist dem Mädchen eurer Waffen Anblick
Bei uns geht nicht der Friedliche bewehrt.
Auch ist's euch lästig.
Phryxus (zu Medeen).
Sorgest du um mich?
(Medea wendet sich ab.)
Sei mir nicht bös! Ich weigr' es dir ja nicht!
(Er gibt ihr das Schwert.)
Den Himmlischen vertrau' ich mich und dir!
Wo du bist da ist Frieden. Hier mein Schwert!
Und jetzo in dein Haus, mein edler Wirt!
Aietes.
Geht nur, ich folg' euch bald!
Phryxus.
Und du Medea?
Laß mich auch dich am frohen Tische sehn!
Kommt Freunde teilt die Lust wie ehmals die Gefahr!
(Ab mit seinen Gefährten.)
(Medea setzt sich auf eine Felsenbank im Vorgrunde und beschäftigt sich mit ihrem Bogen, den sie von der Erde aufgehoben hat. Aietes steht auf der andern Seite des Vorgrundes und verfolgt mit den Augen die Diener des Phryxus, die Gold und reiche Gefäße ins Haus tragen.—Lange Pause.)
Aietes.
Medea!
Medea.
Vater!
Aietes.
Was denkst du?
Medea.
Ich? Nichts!
Aietes.
Vom Fremden mein' ich,
Medea.
Er spricht und spricht;
Mir widert's!
Aietes (rasch auf sie zugehend).
Nicht wahr? Spricht und gleißt
Und ist ein Bösewicht,
Ein Gottverächter, ein Tempelräuber!
Ich töt' ihn!
Medea.
Vater!
Aietes.
Ich tu's!
Soll er davon tragen all den Reichtum
Den er geraubt, dem Himmel geraubt?
Erzählt' er nicht selbst, wie er im Tempel
Das Vließ gelöst von der Schulter des Gottes,
Des Donnerers, Perontos,
Der Kolchis beschützt.
Ich will dir ihn schlachten Peronto!
Rache sei dir, Rache!
Medea.
Töten willst du, den Fremden, den Gast?
Aietes.
Gast?
Hab' ich ihn geladen in mein Haus?
Ihm beim Eintritt Brot und Salz gereicht
Und geheißen sitzen auf meinem Stuhl?
Ich hab' ihm nicht Gastrecht geboten,
Er nahm sich's, büß' er's der Tor!
Medea.
Vater! Peronto rächet den Mord!
Aietes.
Peronto (gebeut) ihn.
Hat der Freche nicht an ihm gefrevelt?
Sein Bild beraubt in der Delpherstadt?
Führt der Erzürnte ihn nicht selbst her
Daß ich ihn strafe, daß ich räche
Des Gottes Schmach und meine?
Das Vließ dort am glänzenden Speer,
Des Gottes Kleid, der Kolcher Heiligtum
Soll's ein Fremder, ein Frevler entweihn?
Mein ist's, mein! Mir sendet's der Gott
Und (Sieg und Rache) geknüpft an dies Pfand
Den Unsern werd' es zu Teil!
Tragt nur zu des kostbaren Guts!
Ihr führet die