nicht und komm! daß er uns nicht vermißt
Gefahrlos sei die Rach' und ganz!
Komm, sag' ich, komm!
(Beide ab ins Haus.)
(Ein Kolchischer Hauptmann mit Bewaffneten tritt auf.)
Hauptmann.
Hierher beschied man uns. Was sollen wir?
Ein Kolcher
(aus dem Hause).) Heda!
Hauptmann.
Hier sind wir!
Kolcher.
Leise!
Hauptmann.
Sprich! Was soll's?
Kolcher.
Verteilt euch rechts und links und wenn ein Fremder—
Doch still jetzt! Einer naht!—Kommt! hört das Weitre!
(Alle ab.)
Phryxus (mit ängstlichen Schritten aus dem Hause).
Ihr Götter! Was ist das? Ich ahne Schreckliches.
Es murmeln die Barbaren unter sich
Und schaun mit höhn'schen Lächeln hin auf uns.
Man geht, man kommt, man winkt, man lauert.
Und die Gefährten, einer nach dem andern
Sinkt hin in dumpfen Schlaf; ob Müdigkeit,
Ob irgend ein verruchter Schlummertrank
Sie einlullt weiß ich nicht. Gerechte Götter!
Habt ihr mich hergeführt, mich zu verderben?
Nur eines bleibt mir noch: Flucht auf mein Schiff.
Dort samml' ich die Zurückgebliebenen,
Und dann zur Rettung her, zur Hilfe—Horch!
(Schwertgeklirr und dumpfe Stimmen im Hause.)
Man ficht!—Man tötet!—Weh mir, weh!—zu spät!
Nun bleibt nur Flucht. Schnell eh die Mörder nahn!
(Er will gehn.)
Krieger (mit gefällten Spießen treten ihm entgegen).
Zurück!
Phryxus.
Ich bin verraten!—Hier!
(Von allen Seiten treten Bewaffnete mit gesenkten Speeren ihm entgegen.)
Gewaffnete.
Zurück!
Phryxus.
Umsonst! Es ist vorbei!—Ich folg' euch Freunde!
(An den Altar hineilend.)
Nun denn, du Hoher, der mich hergeführt,
Bist du ein Gott, so schirme deinen Schützling!
Aietes (mit bloßem Schwert aus dem Hause.) Medea (hinter ihm.)
Gefolge.
Aietes.
Wo ist er?
Medea.
Vater, höre!
Aietes.
Wo, der Fremdling?
Dort am Altar. Was suchst du dort?
Phryxus.
Schutz such' ich!
Aietes.
Gegen wen? Komm mit ins Haus!
Phryxus.
Hier steh' ich und umklammre diesen Altar,
Den Göttern trau' ich; o daß ich es dir!
Medea.
O Vater höre mich!
Phryxus.
Du auch hier Schlange?
Warst du so schön und locktest du so lieblich
Mich zu verderben hier im Todesnetz?
Mein Herz schlug dir vertrauensvoll entgegen,
Mein Schwert, den letzten Schutz gab ich in deine Hand
Und du verrätst mich?
Medea.
Nicht verriet ich dich!
Gabst du dein Schwert mir, nimm ein andres hier
Und wehre dich des Lebens.
(Sie hat einem der Umstehenden das Schwert entrissen und reicht es ihm.)
Aietes (ihr das Schwert entreißend).
Törichte!
Vom Altar fort!
Phryxus.
Ich bleibe!
Aietes.
Reißt ihn weg!
Phryxus (da einige auf ihn losgehen).
Nun denn, so muß ich sterben?—Ha, es sei!
Doch ungerochen, klaglos fall' ich nicht.
(Er reißt das Panier mit dem goldenen Vließ aus der Erde und tritt damit in den Vorgrund.)
Du unbekannte Macht, die her mich führend,
Dies Pfand der Rettung huldvoll einst mir gab
Und (Sieg und Rache) mir dabei verhieß;
Zu dir ruf' ich empor nun! Höre mich!
Hab' ich den (Sieg) durch eigne Schuld verwirkt,
Das Haupt darbietend dem Verräternetz
Und blind dem Schicksal trauend statt mir selber
So laß doch (Rache) wenigstens ergehn
Und halte deines Wortes zweite Hälfte!
Aietes.
Was zauderst du?
Phryxus.
Aietes!
Aietes.
Nun was noch?
Phryxus.
Ich bin dein Gast und du verrätst mich?
Aietes.
Mein Gast? Mein Feind.
Was suchtest du, Fremder, in meinem Land? Tempelräuber!
Hab' ich dir Gastrecht gelobt? dich geladen in mein Haus?
Nichts versprach ich, Törichter!
Verderbt durch eigne Schuld!
Phryxus.
Damit beschönst du deine Freveltat?
O triumphiere nicht! Tritt her zu mir!
Aietes.
Was soll's?
Phryxus.
Sieh dieses Banner hier, mein letztes Gut
Die Schätze alle hast du mir geraubt
Dies eine fehlt noch.
Aietes (darnach greifend).
Fehlt? Wie lange noch?
Phryxus.
Zurück! Betracht's, es ist mein letztes Gut
Und von ihm scheidend scheid' ich von dem Leben.
Begehrst du's?
Aietes.
Ja!
Phryxus.
Begehrst du's?
Aietes
(die Hand ausstreckend).) Gib mir es!
Phryxus.