G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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sagt er leise. »Wenn du wieder gesund bist, dann leitest du die Ranch mit mir zusammen. Und zehn Dollar die Woche – ich war ziemlich verrückt, aber du hast mich immer Steve genannt – wie einen verdammten Fremden. Dabei wäre ich so froh gewesen, wenn du mal Vater zu mir gesagt hättest, nur ein einziges Mal und ganz leise, aber sagen hättest du es müssen, Sohn.«

      »Vater!«

      »Junge, he, mach mal die Augen auf!«

      »Ja, Vater!«

      »Ei, da sieht er mich, da sieht er mich. Alles in Ordnung, Junge, alles in Ordnung. Du hast die verfluchten Banditen alle erschossen. Wacker, wacker, richtiger Dorlan. Bist auf der Ranch von dem alten Walker. Der sitzt im Rollstuhl, hat eine Kugel im Bein. Junge, wenn du mit mir nach Hause fährst, dann leiten wir zusammen die Ranch, ja?«

      »Ich war wach, als du herein kamst, Vater.«

      »So, na ja. Ich rede manchmal so dummes Zeug, weißt du?«

      »Das war kein dummes Zeug, Vater.«

      »Nicht, na ja.«

      Und er steht auf, geht zum Fenster und trommelt mit den Fingern auf der Fensterbank.

      »Ein hübsches Girl.«

      »Wer?«

      »Dieses Walker-Mädel.«

      »Hm.«

      »Gefällt sie dir, Sohn? Da ist so was in ihren Aguen. Na, wenn du willst, ich meine, wenn du Lust hast, rede ich dir nicht rein, bist alt genug. Verstanden?«

      »Aber ich denke doch gar nicht…«

      »Idiot, wenn ich jünger wäre… So ein Girl, taufrisch, absolut taufrisch. Übrigens haben sich dieser Olbright und Walker auf einmal geeinigt. Sie benutzen die Wasserstellen zusammen.«

      »Gut, das ist gut. Ein paar alte Narren.«

      »He, bin ich auch, alt.«

      »Aber mein Vater!«

      »Besser konnte ich es auch nicht sagen, Sohn. Der Sheriff hat noch lange genug gelebt, um alles zu sagen, war nicht gleich tot. Und überhaupt, das mit den zwei Revolvern hört auf, ich will nicht jede Nacht im Bett vor Angst totschwitzen, daß dich einer umbringen könnte. Du bist friedlich und hilfst mir. Und dann kümmere dich mal um dieses Girl, das gefällt mir. Sonst heirate ich sie.«

      »So weit kommt das noch.«

      »Dann weißt du ja, was du zu tun hast, Junge. In vierzehn Tagen, meint der Doc, bist du reisefähig. Dann geht es nach Hause. Aber vielleicht hängen wir noch eine Woche dran, habe nie Urlaub gemacht, nie richtig. Du hast gesund zu werden, verstanden?«

      Keine Antwort. Lee Dorlan schläft fest. Der alte Mann hockt sich neben ihn und hält seine Hand. Er erinnert sich an viele Dinge, an einen Zaun, einen Spieler und eine Latte.

      Und die Sonne scheint auf ihre Hände durch das Fenster.

      Eine alte, grobe und schwielige Hand.

      Und eine schlanke und feste, hart wie Stahl, nur im Augenblick etwas durchsichtig.

      Sicher kommt eine dritte Hand eines Tages dazu. Noch schmaler, noch schlanker.

      Wäre das nichts?

      Na, Amigos?

      Dargestellte Personen auf den Titelbildern stehen mit dem Roman in keinem Zusammenhang.

      ISBN: 978-3-86377-496-7

Cover Ein Mann ohne Nerven

      Ich könnte ihn umbringen, dachte der Deputysheriff Jim Ford aus Paradise Hill, als er sich umsah. Der Mann hinter ihm hockte zusammengesunken auf seinem Pferd.

      Er war Jim Fords Onkel.

      »Die Hölle!« schrie Ford voller Grimm, als sich Sam, sein alter Onkel, die Brille blank rieb, damit er wieder sehen konnte. »Ich schwöre dir, wenn diese beiden Halunken einen Unschuldigen erschießen, dann holt dich der Teufel. Du dreimal verrückter Kerl, wie konntest du das tun, he? Wer hat dir erlaubt, in mein Office zu rennen und unter den Steckbriefen zu wühlen? Und welcher Satan hat dich geritten, dann mit dem Steckbrief in den Saloon zu rennen und zu schreien, du hättest Joe Brian Flint gesehen? Sam, hast du denn die beiden Ansons nicht erkannt?«

      Sam Ford, ein mickriges, kleines Männchen, Storebesitzer aus Paradise Hill in Nord-Nevada, riß den Steckbrief aus seiner Brusttasche. Dabei flog der Staub eines dreißig Meilen weiten Rittes auf, den er und Jim hinter sich gebracht hatten. Vor ihnen zog eine schwache Spur nach Norden auf den McConnell Peak zu, aber der Berg war noch drei Reitstunden entfernt, und die Dämmerung kam bereits.

      »Das ist der Steckbrief, oder nicht?« brüllte der kleine Sam mit fuchtelnden Händen zurück. »Hier steht es, du Affe! Josef Brian Flint… tot oder lebendig. Gesucht wegen Bankraubes, Stagecoachüberfall und Trickdiebstahl. Alter, Haarfarbe, und Kennzeichen. Hörst du? Kennzeichen, du Affe! Flint trägt fast immer sogenannte Stutzerwesten mit Silberknöpfen, Cordanzüge und einen Fünfundvierziger. Dieser Mann, du nachgemachter Sheriff, der Kerl war gestern abend, als es dunkel wurde, in der Stadt und in meinem Store. Es fiel mir jedoch erst ein, als der Bursche schon weg war, daß ich bei dir im Office einen Steckbrief gesehen hatte, auf dem der Kerl genau beschrieben war, wie er dann auch in meinem Store stand. Es war dieser verfluchte Trickdieb Flint. Ich laß mich hängen, wenn er es nicht war, hörst du? Die Beschreibung stimmt genau. Er kam auch erst, als es dunkel war. Er sah sich noch um wie einer, dem jemand auf den Fersen sein muß. Ich bin doch nicht blind, du nachgemachter Sheriffstellvertreter, dem ich erst den Job besorgt habe. Ohne mich wärst du noch dabei, Kühe zu hüten, du Affe. Und jetzt schreit der Kerl mich an, ich hätte einen Fehler gemacht! Das war dieser Flint, der einen ganzen Wagen voll Münzsilber der Hamilton Mine gestohlen und versteckt hat. Es war Flint, verdammt noch mal!«

      »Hattest du deine Brille auf, als er im Store war?« erkundigte sich Ford grimmig. »Und als du in den Saloon ranntest – hattest du sie da auf der Nase, he? Du bist verrückt geworden, Sam! Ganz Nevada kennt die beiden Ansons. Das sind die kaltblütigsten Kopfgeldjäger der letzten Jahre. Und was machst du? Du schreist durch den ganzen Saloon, du hättest Flint gesehen. Sie hören es, nehmen dir den Steckbrief weg, dann verschwinden sie – und ich bin nicht in der Stadt. Weißt du, was das hier sind, Sam? Das sind Spuren, Mister. Die eine stammt von deinem angeblich in deinem Store gewesenen Flint, aber die anderen beiden haben die Ansonsbrüder hinterlassen. Tot oder lebendig, wie? Weißt du, wie die Ansons ihre Opfer anbringen? Immer tot! Und nun denke mal etwas nach, du Narr! Wenn der Mann nicht Flint war, dann knallen die Ansons einen Unschuldigen ab. Was dann passiert, Mister, kannst du dir nicht ausrechnen, wette ich.«

      Sam Ford holte tief Luft, dann schnappte er bissig:

      »Als du noch in die Windeln machtest, du Affe, hatte ich schon Quentin Lodge erschossen. Und warum, he? Weil ich ihn erkannte, ich, verstehst du? Dieser Bandit wurde in ganz Arizona gesucht, aber ich erkannte ihn, ich rief ihn an und schoß schneller.«

      »Schneller?« knirschte der Deputy. »Du hattest ein Gewehr, und er nur einen Revolver. Seitdem bist du ein Held, was? Dabei bist du alt, siehst schlecht und tust so, als wärest du noch fünfundzwanzig, Sam. Los, komm weiter, ich will die Ansons einholen, ich muß!«

      »Laß dir nur Zeit«, höhnte Sam Ford. »In diesem Steckbrief steht, daß Flint niemals am Tag, sondern nur nachts reitet. Dort vorn ist der McConnell Peak, und ich wette meine Brille, daß der Kerl dort oben den ganzen Tag geschlafen hat und jetzt erst aufbrechen wird.«

      Sie ritten an, kamen auf steiniges Gelände und sahen im letzten Tageslicht, daß die eine Spur verschwunden war. Die Doppelfährte der berüchtigten Ansonbrüder aber bog nach Osten ab.

      »Verdammt!« zischte der Deputy verstört. »Sieht tatsächlich so aus, als wäre der Bursche zum Berg geritten. Die Ansons sind abgebogen. Alle Teufel, ich glaube fast…«

      Er fuhr herum, als Hufschlag