G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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annahm.

      Floyd aß hastig. Erst als er den ersten Hunger gestillt hatte, fragte er wieder:

      »Clancy, traust du mir nicht? Warum sagst du mir nicht, von wem du die Sachen bekommen hast?«

      Clancy war dabei, einen Packen zu öffnen. Er hielt ein Hemd hoch und warf es jetzt Floyd Reegan zu.

      »Well«, murmelte er. »Könnte dir passen, zieh es mal an, Junge. Kein Vertrauen zu dir? Das ist es nicht, Junge. Es ist nur so, daß ich Freunde habe. Wenn man uns erwischt, dann weißt du besser nicht, woher ich die Sachen bekam, klar?«

      »Ich würde nicht reden, Clancy. Du hast gesagt, wir waren Freunde in Ketten und würden das auch ohne bleiben«, preßte Floyd hervor. »Ich würde dich doch nie verpfeifen. Oder jemand, der uns hilft, Clancy.«

      Clancy schwieg einige Sekunden. Dann sah er weg und sagte leise:

      »Ich hab’ versprechen müssen, den Namen der Leute nicht zu nennen, verstehst du? Als ich hier wegritt auf dem Gaul, was dachtest du, Floyd? Keine Antwort, was? Du dachtest, ich käme nicht wieder, na? Siehst du, soviel Vertrauen hattest du zu mir. Oder war es nur die Angst, allein bleiben zu müssen? Na gut, Floyd. Ich habe all diese Sachen von ziemlich armen Leuten, denen ich mal einen Gefallen tun konnte. Ich kam bei ihnen vorbei, kurz nachdem – jemand ihnen Pferde gestohlen und den Sohn schwer angeschossen hatte. Ich ritt den Kerlen nach. Es waren zwei. Den einen mußte ich erschießen, der andere gab verwundet das Spiel auf. Ich brachte den Leuten ihre Pferde wieder, und weil der Sohn zwei Monate nicht arbeiten konnte, half ich seinem Vater etwas. Ich ritt Pferde zu und machte Rancharbeit. Umsonst, wenn du das wissen willst.«

      »Aber sie wußten doch, daß du aus dem Jail...«

      »Sicher«, gab Clancy leise zurück. »Sie halfen mir dennoch. Sie haben nicht viel, verstehst du? Zwei Pferde sind für diese Leute eine Menge wert. Brauchst nicht nach einem Brandzeichen zu suchen, sie sind ungebrannt, diese beiden Pferde. Ich habe ihnen versprochen, ich würde sie ihnen bezahlen. Yeah, wenn das Mädchen nicht gewesen wäre...«

      »Ein Girl?«

      »Yeah«, murrte Clancy. »Ich bin weggegangen, damals, weil ich merkte, daß sie mich mochte. Ich sagte zu ihr, eines Tages käme ich wieder. Irgendwann, wenn ich etwas erreicht hätte. Sie meinte, ich brauchte nichts zu besitzen. Es war verdammt nicht ganz einfach, jetzt hinzureiten. Ich sagte ihnen, wo ich gewesen wäre und was ich angeblich getan hätte, verstehst du. Sie glaubten mir, Junge.«

      Er sah zum Himmel und lächelte verwischt. Floyd blickte ihn an. Er hatte ihn noch nie so nachdenklich gesehen.

      »Du, Clancy, ist das Girl hübsch?«

      »Denke schon, Junge«, seufzte Clancy. »War nicht ganz so leicht, wieder wegzureiten. Aber es mußte sein. Bin schließlich nicht drei Tage lang mit dir nach Südwesten geritten, um dann meinen Plan aufzugeben. Jetzt hör zu, Junge, wir reiten noch einige Stunden bis zum Morgengrauen. Dann rasten wir den Tag über. Von hier aus geht es nach Süden. Dann reiten wir durch das nördliche Nevada, stoßen am Owyhee nach Norden hoch und kommen schließlich über den Warfield Creek in die Nähe von Silver City. Nach Möglichkeit soll uns niemand sehen. In einer Woche dürften wir am Ziel sein.«

      »Und dann?« erkundigte sich Floyd gepreßt. »Clancy, meine Mutter und meine Schwester! Sie werden zu ihnen reiten und sie verhören. Wenn ich ihnen doch Nachricht geben könnte.«

      »Du kannst weder hin noch ihnen schreiben, nicht jetzt«, beruhigte ihn Clancy. »Niemand wird ihnen etwas tun, keine Sorge, Junge. Du bist frei.

      Und vielleicht kannst du eines Tages beweisen, daß du Bartley doch nicht erschlagen hast. Ich will nach Silver City. Hugh Stacy, der Kerl, der damals für Roggers arbeitete und gegen mich schwor, wird noch in der Stadt sein. Roggers war damals der mächtigste Mann. Heute wird das Horgany sein. Er war immer der erbittertste Gegner von Roggers, und vielleicht hat er Roggers Freunde aus der Stadt jagen lassen. Kann sein, daß Stacy dann nicht mehr in Silver City ist. Er hatte jedoch eine Freundin, ein Girl aus der Tanzhalle. Finde ich Stacy nicht, dann ist sicher das Girl da. Und ist auch das weg, muß ich mit Horgany reden.«

      »Der holt den Sheriff, Clancy«, sagte Floyd besorgt. »Bist du sicher, daß er es nicht macht?«

      »Eben nicht«, knurrte Clancy finster. »Das wäre die letzte Möglichkeit, begriffen, Floyd? Nur keine Angst, niemand wird uns auf zwei ungebrannten Pferden in Cowboytracht vermuten. Eher hält man uns für Wildpferdjäger. Rasieren werden wir uns nicht. Und wenn wir uns in Silver City bewegen, dann vorsichtig. Nur keine Angst, Floyd, wir kommen hin. Wir finden entweder Stacy, John Carter oder das Girl.«

      Und wenn er niemand mehr findet, dachte Floyd Reegan bedrückt. Wenn nun niemand mehr da ist?

      *

      Floyd rührte sich nicht. Nur seine Augen wanderten langsam nach rechts. Vom Zaun her drang ein leises Schaben an Floyds Ohren. Jemand kam, bog geduckt um die Stallecke und schob sich dann in die Nische neben ihn. Floyd atmete aus. Zwei Stunden hatte er hier gewartet, während Clancy auf die Suche gegangen war.

      »Dauerte lange, was?« flüsterte Clancy leise. »Tut mir leid, Floyd. Ich habe sie...«

      Floyd, der wenig Hoffnung gehabt hatte, hob den Kopf.

      »Was – bestimmt?«

      »Yeah«, erwiderte Clancy düster... James Horgany hat alle Tanzhallen und Saloons übernommen nach Roggers’ Tod. Er warf die meisten Leute von Roggers aus der Stadt, darunter auch Stacy und Carter.«

      »Großer Gott!« stieß Floyd erschrocken heraus. »Clancy, warst du etwa bei diesem Horgany?«

      »Ich bin doch nicht verrückt«, gab Clancy grinsend zurück. »Genausogut hätte ich auch gleich zum Sheriff Claybran gehen können. No, ich bin zum Frachthof drüben gegangen. Ein paar Fremde, die ich fragte, kannten Stacy und Carter gar nicht. In der Frachtstation versorgt ein alter, halbblinder Mann die Pferde. Er erkannte mich nicht. Ich tat so, als wäre ich vor zwei Jahren mal hiergewesen. Stacy und Carter sind verschwunden und seit drei Monaten nicht mehr in der Stadt gesehen worden.«

      »Teufel, wenn sie weg sind!« preßte Floyd hervor. »Weißt du, wohin?«

      »No«, antwortete Clancy knapp. »Aber das Girl, Madeleine Crouchot, ist da. Der alte Stallhelp in der Station erzählte mir, sie ritte manchmal weg. Wahrscheinlich trifft sie sich mit Stacy. Der Kerl und sie steckten immer zusammen. Das Girl hat jetzt die Aufsicht über alle Tanzhallengirls drüben im Silver-Star-Palast. Die Girls, es sind sieben, wohnen in einem Bretterhaus hinter der Tanzhalle. Wir müssen hin. Nach Mitternacht schließt die Tanzhalle. Gewöhnlich ist es so, daß die Crouchot länger bleibt. Sie hat die Aufsicht und muß abrechnen, was die Girls den Männern aus der Nase gezogen haben. Sie kommt immer später und muß über den dunklen Hof.«

      »Allmächtiger, du willst sie dir greifen?« schluckte Floyd. »Clancy, wenn sie schreit? Eine Frau schreit alles zusammen.«

      »Die schreit nicht«, sagte Clancy grimmig.

      Er zog sein Messer und fuhr mit dem Daumen über die Klinge. Floyd stierte auf das Messer und die Klinge. Ihm wurde schlecht...

      Floyd brach der kalte Schweiß aus. Vor ihm fiel das Licht aus den drei Fenstern in den Hinterhof. Er hörte die Mädchen lachen, durch ein offenes Fenster jetzt Schritte auf einer Treppe.

      »Sieben«, sagte Clancy hinter ihm träge. »Drei wohnen oben, vier unten in den beiden Zimmern. Paß auf, Junge...«

      »Clancy, du kannst doch nicht ins Haus, du kannst nicht einfach...«

      »Sie wohnt im Anbau«, erwiderte Clancy ungerührt. »Bleib hier stehen und paß nur auf. Kommt sie nicht allein, gehst du nach rechts hinter den Schuppen. Dann bist du in der Gasse und pfeifst, verstanden? Ich verschwinde dann.«

      »Du schaffst es nicht, wenn sie einen Mann mitbringt«, ächzte Floyd. »Welches Fenster ist offen?«

      »Das hintere von hier aus«, gab Clancy gleichmütig zurück. »Ein Schiebefenster.«

      Er