G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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gewesen sein«, antwortete Steve bitter. »Hieß er nicht Seward, der Captain? Da war doch neulich was, starb der nicht?«

      »Weiß ich nicht, ist der tot?«, staunte Ferguson.

      »Ich glaube, sie redeten darüber im Fort. Na, es stirbt sich schnell, Ferguson, wir sind alle mal an der Reihe.«

      Er stand auf und nickte dem kleinen Mann zu. »Ferguson, ich kann erst in drei Tagen herkommen, wenn Sie ihm das sagen würden?«

      »Sicher, ich richte es aus, Sergeant. Und wen soll ich melden? Ich meine – Ihr Name, Sergeant?«

      »Raily«, sagte Steve, weil ihm gerade Raily einfiel. »Sergeant William Raily. Na dann, tun Sie nicht mehr zu viel, mein Freund.«

      Er setzte den Hut wieder auf und ging hinaus. Hinter dem Zaun blieb er stehen und wartete. Aber Ferguson rannte nicht in den Hof und nahm kein Pferd. Ferguson wusste also nichts von Chaggins Geschäften.

      Canada, dachte Steve – er lächelte grimmig – Canada, Mr Chaggins, wie? Da hast du eine Niederlassung, sieh einer an. Und Clane ist über die Grenze mit dem gestohlenen Zeug, das du dann an die Mexikaner verkauft hast.

      *

      Canada war Grenzstadt, nur durch den Fluss, durch den Steve geritten war, von den USA getrennt. In einer Grenzstadt war immer Betrieb. Hier liefen noch die kleinen Kinder auf der Straße umher. Türen standen auf, Menschen schwatzten, Lichter glitzerten überall.

      Das große Hoftor in der weißen Mauer war geschlossen. Der eckige Flachgiebel des Hauses beleuchtet. »Garcia und Chaggins«, las Steve leise, als er zum Hausgiebel sah. »Frachten und Transporte.«

      Garcia und Chaggins, so war das.

      Chaggins hatte sich hier einen mexikanischen Partner genommen. Es machte sich dann leichter Geschäfte in diesem Land.

      Margley schlich an der Mauer entlang, bis er an dem niedrigen Flachbau stand. Das Fenster war sperrangelweit offen, die Tür auch. Jemand schnarchte in jenem Bau tief und sägend.

      Er schnarchte auch weiter, als Margley schon zwischen den Pritschen des Schlafraumes stand und die Lampe matt auf dem Tisch glänzen sah. Margley zog den Revolver. Er legte ihn neben die Lampe, nahm den Zylinder ab und riss ein Streichholz an.

      Das Schnarchen stoppte einen Moment. Dann brannte die Lampe, und das Licht fiel auf fünf Pritschen. Doch hier lagen nur zwei Mann.

      Steve Margley betrachtete den Mexikaner freundlich. Er dachte an das Tal und Clanes Versuch, aus der Falle zu kommen. Er sah den Hang wieder vor sich und den Mexikaner herabkugeln.

      Da bist du ja, dachte Steve. Und der da …, dreh dich doch mal um, Schnarcher! Er nahm den Revolver hoch und stieß den Schläfer an. Der Mann lag zusammengekrümmt auf der rechten Seite, das Gesicht zur Wand gewendet. Als ihn der Stoß traf, drehte er sich ächzend und brummend um. Er blinzelte ins Licht der Laterne, bis er die Hand und die blaue Uniform sah.

      »Hallo – Miller, Smith – oder wie du sonst heißt«, sagte Margley eisig. Dann schlug er zu, denn der Kerl sperrte das Maul auf wie ein Fisch, der nach Luft schnappte.

      Vielleicht wollte der Bursche auch nur beteuern, dass er nicht Smith, Miller oder Wilson, sondern ganz anders hieß und alles ein Irrtum war. Sicher war es ein Irrtum, dass er jemals im Jail gesessen und ein Mann ihn herausgeholt hatte.

      Der Mann, der die vielen Namen wie Hemden trug, die er anziehen und ablegen konnte, fiel zurück, er schnarchte nicht mehr. Er hatte eine Beule am Kopf.

      Die Pritsche knarrte, als er zurückfiel und die Augen schloss. Die andere Pritsche drüben knarrte auch, und Margley wirbelte blitzschnell herum.

      Der Mexikaner saß dort aufrecht, er sperrte auch den Mund auf. Doch dann knallte ihm der Revolverlauf an den Kopf. Er schrie nicht, er verdrehte nur die Augen. Sein Hinterkopf schlug gegen die Wand.

      »So ist das«, sagte Steve Margley trocken. »Nun wollen wir euch die Flügel binden, sonst fliegt ihr mir noch mal davon. Sie werden sich mächtig freuen, wenn sie euch wiedersehen, wetten, ihr Vögel?«

      Steve blickte in den Hof, aber dort war niemand. Nur die Pferde im Corral rechts neben dem Stall schnaubten leise. Margley schleifte die beiden Burschen hinter sich her in den Hof.

      Er ging in den Stall, als wäre er hier zu Hause. Dann fand er genug Seile und auch ein dreckiges Tuch, aus dem er zwei Knebel drehte.

      Steve Margley kehrte in den Hof zurück und lehnte sich an die Seitentür des Hauses. Als ihm die Zeit zu lang wurde, ging er ins Haus, aber es war niemand hier. Schließlich holte Margley noch ein Pferd aus dem Corral und lud die zwei Gefangenen auf.

      Schritte kamen plötzlich – zwei Männer unterhielten sich. Ihre Stimmen schlugen in den Hof und prallten gegen die Mauern.

      Margley hörte, wie das Außentor zufiel. Dann schob er das hintere Tor sacht auf.

      In diesem Augenblick sah er sie stehen – Chaggins, den Mann mit dem runden Hut. Er stand rechts am Haus neben der Haustür. Der andere Mann, ein Greaser, legte gerade den Balken vor das große Hoftor.

      »Hallo«, sagte Steve Margley, und war mit einem Satz im Hof. »Chaggins, hier bin ich.«

      Er schrie vor Schreck auf, der Mann mit dem runden Hut und der dreiviertellangen Jacke. Er schrie und sprang auf die Tür zu, um ins Haus zu kommen.

      Der Greaser am Tor wirbelte herum, seine Hand zuckte zum Gürtel.

      In derselben Sekunde drückte Margley ab.

      *

      Steve Margley stürmte los, als der Mann am Tor zusammenbrach. Er dachte an das Dröhnen des Schusses, das überall in der Stadt gehört worden sein musste. Sein Blick zuckte zur Haustür, und er raste in langen Sätzen auf sie zu.

      Jetzt zahlte es sich aus, dass er vorher im Haus gewesen war. Er hörte, wie Holzstufen unter schweren Tritten klangen. Walt Chaggins lief die Treppe empor zum oberen Geschoss des Hauses. Chaggins wollte entwischen und hatte die Haustür hinter sich zugeschmettert.

      Margley lief, bis er zwei Schritt vor der Tür war. Dann drehte er sich und sprang ab. Er krümmte sich zusammen und spürte, wie der Anprall die Tür aus dem Schloss riss. Sie schwang mit einem dumpfen Krach in den Flur. Margley flog mit der Tür in den Flur hinein, den Colt in der Faust.

      Dunkelheit im Flur und über der Treppe, aus der jäh ein Blitz von oben herabzuckte. Schwer, tosend und grollend der Abschuss des Revolvers. Ein Krachen und Splittern war hinter ihm in der Tür.

      Steve lag am Boden, den Colt in der Faust. Einmal wälzte er sich herum. Mitten in der Drehung kam das zweite Brüllen. Die Kugel schlug in den Boden, aber er sah nun aus weit offenen Augen hinter dem Feuerstrahl die dunkle Gestalt.

      Jetzt …!, dachte Margley, als er durchzog und der Colt in seiner Hand hüpfte. Jetzt, Chaggins!

      Chaggins schrie durchdringend und hell, und Margley schnellte sich ab. Er flog mit einem Satz an der Treppe vorbei. Ehe er sich hochstemmen konnte, dröhnte die Treppe. Der Mann schrie nicht mehr, er kam die Treppe herunter, stürzte über die Stufen, bis er aufschlug. Irgendetwas fiel ihm nach, blieb aber auf halber Treppenhöhe liegen, der Revolver, aus dem Chaggins zweimal gefeuert hatte.

      Steve Margley fegte mit einem Sprung um den Aufgang. Neben dem Mann bückte er sich, riss ihn hoch und griff nach seinem Hals. Pulsschlag klopfte unter seinen Fingern.

      Du bist nicht tot, dachte Steve, als er sich den Mann über die Schulter warf, du lebst, Bursche, raus hier.

      Er stürzte in den Hof und stürmte mit Chaggins auf das hintere schmale Tor zu. Sein Blick zuckte nach rechts zum breiten, geschlossenen Hoftor. Während er lief, sah er den Mexikaner so liegen, wie er ihn getroffen hatte. Jemand schrie auf der Straße. Stiefel rannten über harten Boden, und Tritte näherten sich dem Tor.

      Ruhig, dachte Margley, ganz ruhig, Mister. Das Seil und den Kerl an den Sattel binden. Nur immer mit der Ruhe, wie? Ah, sie springen über das Tor. Die rennen doch erst ins Haus, wetten? Well, ins