Thomas Schröder

Samos Reiseführer Michael Müller Verlag


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und grünste Eiland der Ägäis.

      Landschaftlich ist Sámos ein Traum. Im Wes­ten und in der Inselmitte er­reichen die Gebirgszüge des Kérkis und des Ám­pelos-Massivs Höhen von deut­lich über tausend Metern. In den Win­ter­mo­naten fangen die hohen Gipfel die Re­genmassen ein, die im Osten vom kleinasiatischen Festland heranzie­hen und für üppigen Nie­der­schlag sorgen. Ent­spre­chend kraftvoll sprießt vie­ler­orts die Vegetation. Be­son­ders im was­ser­reichen Nor­den, wo Platanenwälder, Zy­pres­sen, Pappeln, Obst­bäume, vor al­lem aber Wein­gärten ein fast para­die­si­sches Grün hinzaubern. Nicht zufällig gilt dieses von schma­len Pfaden durch­zo­ge­ne Gebiet als das Wanderel­do­ra­do von Sámos. Der von den hohen Berge abge­schirmte Sü­den der Insel dage­ge­n ist wärmer, we­niger win­dig und trockener - er wirkt me­diterraner.

      Der Osten glänzt dank der Nähe zur Türkei mit un­gewöhnlichen Pa­no­ra­men. Gera­de mal 1,2 Kilometer tren­nen Sá­mos an der engsten Stelle vom klein­asia­ti­schen Fest­land. Keine grie­chi­sche In­sel ist der Türkei näher, an vie­len Stellen schei­nen die Ber­ge von Mykale nur einen Katzen­sprung ent­fernt. Da liegt ein Ausflug ins türkische Ephesus, die antike Metropole mit ihrem welt­berühmten Grabungsgelände, buch­stäb­lich nahe.

      Wohl weil der Tou­ris­mus hier ver­gleich­sweise spät einsetzte, blieb die Insel von seinen negativen Beg­lei­t­erscheinungen weitge­hend verschont. Selbst die drei wich­tigs­ten Orte konn­ten ihr Bild bislang fast un­ver­än­dert be­wahren, ab­seits die­ser klei­nen Zen­tren zeigt sich das Eiland oh­nehin von seiner länd­lichen Sei­te. Wer Fe­rien­rum­mel und Ani­ma­tion sucht, ist auf Sámos nicht an der passenden Ad­resse, auch wenn sich man­cherorts ent­spre­chende Mög­lichkeiten finden.

      Das wilde und urtümliche Ikaría, Foúr­ni, die Fischerinsel, oder Pátmos, die „Insel der Apokalypse“ - jede dieser Eilande hat ihren eigenen Charakter und wird mehrmals in der Woche mit der Fähre angefahren.

      Für passionierte Wanderer ist Sámos ein wunderbares Ziel. Et­was Wander­erfahrung ist aber vonnö­ten: Die Insel ist bergig, die Pfa­de sind oft schwer zu finden. Auch Kon­dition und Aus­dauer sollte man mit­bringen. Dann belohnt Sámos den Wan­derer mit ver­steck­ten Schön­heiten, mit Blu­men­meeren im Früh­jahr, mit som­mer­schat­tigen Pla­ta­nen­schluch­ten, malerischen Kirchlein, ein­samen Strän­den und weiten Pa­no­ra­men. Im­mer neu­e Per­spekti­ven öff­nen sich, und oft reicht der Blick bis nach Klein­asien und zu ande­ren In­seln. Ein her­ausragen­des, wenn auch anspruchs­volles Wan­der­ge­biet sind die Hänge an der Nord­küste, an de­nen noch viele der alten Pflas­ter­wege zwi­schen den Dör­fern intakt ge­blie­ben, teil­weise so­gar mar­kiert sind.

      Was gibt es Schöneres, als direkt am Meer unter einer schattigen Tamariske zu sitzen, eine Portion frittierter Marí­des (Kleinfische) zu essen und dazu einen selbstgemachten Hauswein zu trin­ken? Auf Samos gibt es zahlreiche solcher Orte zu entdecken. Die Aus­wahl an Restaurants und Tavernen ist groß, die fein gewürzten Speisen der traditio­nel­len samiotischen Küche sind schmack­haft, die Preise günstig. Und die auf der Insel teils bis in 800 m Höhe an­ge­bau­ten Weine sind seit der Antike berühmt.

      Zeugen vergangener Macht

      Einzigartige Baudenkmäler wie der Wassertunnel des Eupalinus und die Überreste des größten Tempels Griechenlands zeugen von einer Zeit, in der Sámos zu den reichsten Inseln in der Ägäis gehörte. In den Museen von Sámos lassen sich Artefakte aus dieser Zeit und aus früh­eren Epochen bis ins 6. Jahr­tau­send v. Christus besichtigen. Von der jahrhundertelangen (jün­geren) Tradition des grie­chisch-ortho­doxen Glau­bens erzählen die Klöster und teils ungewöhn­li­chen Kapellen der Insel.

      Bedeutende Samier der Antike:

      ♦Pythagoras (570-510 v. Chr.), Philosoph und Mathematiker

      ♦Polykrates (570-522 v. Chr.), Tyrann von Sámos

      ♦Epikur (341 v. Chr.), Philosoph

      ♦Äsop (6. Jh. v. Chr.), Dichter, berühmt für seine Fabeln

      Allein die Ausdehnung der antiken Denkmäler und Überreste auf Sámos zeu­gen von Macht und großem Reich­tum ihrer Erbauer. Herodot nannte Sá­mos in seiner Blütezeit die be­rühm­teste Stadt ihrer Zeit.

      Der Tunnel des Eupalinos: Oberhalb des Städt­chens Pythagório ließ Baumeister Eu­pa­linos vor zweieinhalb Jahrtau­sen­den die­sen über einen Kilometer langen Tunnel quer durch den Berg treiben - von zwei Seiten wurde gemeißelt, und man traf sich fast genau in der Mitte! Dieses Meis­ter­werk der Baukunst, das den Zeitgenossen als Weltwunder galt, versorgte mehr als tausend Jahre lang die Stadt mit Was­ser­. Der Tunnel kann erst seit 2018 in ganzer Länge be­sichtigt werden. Eben­falls sehens­wert sind die Reste der antiken Stadt­mauer in der Nähe.

      Das Heraíon: Am südwestlichen Ende der Bucht von Pythagório breitet sich die wichtigste an­tike Stätte der Insel aus. Auf dem großen Tempel­bezirk, noch zur Römerzeit über eine sechs Kilo­meter lange „Heilige Straße“ mit der Stadt verbunden, stand einst der größte Tempel Grie­chen­lands, von He­ro­dot ebenfalls unter die Welt­wun­der ein­ge­reiht. Heute erinnert nur noch ei­ne einsame, kaum auf halbe Höhe auf­ragende Säule an den Monu­men­tal­bau. Dennoch lohnt ein Besuch des weit­läufigen Ge­ländes.

      Über die ge­samte Insel sind die S­a­kral­bauten verstreut. Ihr Reiz be­steht je­doch in aller Regel eher in ihrer schö­nen La­ge als in heraus­ragenden Kunst­schät­zen. Doch einige der zahlreichen Ge­bäude stechen heraus.

      Klöster Timíou Stavroú und Megális Pa­na­gías: Das Kloster Timíou Stavroú, an der Hauptstraße von Chora Rich­tung Pirgos gelegen, ist schon wegen seiner holz­geschnitz­ten Iko­no­stase, den kost­ba­ren Ikonen und den schönen Fres­ken sehens­wert. Nur 15 Au­to­mi­nu­ten ent­fernt trifft man bei Kou­mara­déi auf das viel­be­suchte Kloster Me­gális Pa­na­gías, des­sen Kirchen­möbel und Ikono­stase be­ein­drucken. Beide Klöster wur­den En­de des 16. Jahr­hunderts ge­grün­det.

      Agía Matróna: Die Kreuzkuppelkir­che bei Vour­liótes zeigt faszinierende Fres­ken, die man gesehen haben muss.

      Moní Spilianís: Eine kleine Kapelle ist die Attraktion dieses ungewöhn­lichen Klosters in der Nähe des Eupalinos-Tunnels - sie wurde mitten in eine Grotte hineingebaut.

      Moni Vronta: Sehenswert ist auch das älteste Kloster der Insel, das süd­west­lich von Vourliótes in 450 m Höhe liegt.

      Panagía Makriní: Die Höhlenkirche an den Westhängen des Kerkis-Massivs ver­dankt ihre Berühmtheit den beein­dru­cken­den Fresken aus dem 14. Jahr­hundert.

      Die Zahl der Museen und Sammlungen ist klein, doch was sie dem Besucher an Schätzen der Insel präsentieren, beeindruckt. Gespannt sein darf man auch auf das neue Schiffsbaumuseum.

      Archäologisches