etwas gemacht, das wie ein Gewirr aus Bäumen und Dorngestrüpp aussieht, habe aber sorgsam und absichtsvoll all das ausgespart, was mir nicht gefällt, nämlich das, was ich noch nicht verstehe). Ich hatte um diese Tageszeit noch nie einen Fuchs so nah gesehen; ich erschrak (es machte mir Angst, in meinem Alltag etwas zu sehen, was so außerhalb meines Alltags lag), ich schrie auf, kann sein, dass ich rief: »Es ist ein Fuchs!« Die Haushälterin Mary Jean und Vrinda, die im Haus gewesen waren, kamen heraus und sahen ihn auch. Als der Fuchs merkte, dass wir ihn oder sie ansahen (wir konnten nicht erkennen, ob es ein männliches Tier war, das nach einer Partnerin Ausschau hielt, oder eine Mutter auf Nahrungssuche), blieb er im Schatten der Hecke stehen (ein ungeplanter, aber gern gesehener Spindelstrauch) und sah uns an, vielleicht hatte er Angst, weil wir da waren, vielleicht war er auch neugierig auf uns, nachdem er uns vielleicht schon früher unbemerkt beobachtet hatte. Der Fuchs stand da, vielleicht gebannt von meinem Aufschrei, vielleicht hatte er noch nie einen Schrei jener Spezies vernommen, zu der ich gehöre (ich denke, dass ich zur menschlichen Spezies gehöre, ich habe, was das angeht, meist ambivalente Gefühle, aber als ich den Fuchs sah, hoffte ich, er würde meinen Schrei als etwas Vertrautes empfinden, als etwas Menschliches). Was tun, als der Fuchs mich ansah, als interessierte er sich für mich ebenso, wie ich mich für ihn interessierte (wer ist er, was macht er hier, nur ein paar Schritte von meiner Haustür entfernt, die nur einen Steinwurf von der Stelle entfernt ist, wo er/sie möglicherweise einen Bau angelegt hat?). Nachdem der Fuchs mich eine Weile angesehen hatte (aber was heißt schon eine Weile?), entfernte er sich so elegant wie alle Geschöpfe, die sich sicher sind, dass der Boden, über den sie schreiten, nicht weichen und nicht wanken wird. Der Fuchs schlich durch den Beerengarten, jenen Teil des Gartens, der (eine Laune von mir) Früchten vorbehalten ist, deren Kerne im Ganzen verzehrt werden können mit einem Nutzen, den Adele Davis (sie ist inzwischen tot) vermutlich gebilligt hätte.
Was tun mit dem Fuchs? Als der Fuchs auftauchte, machte ich mir gerade keine Gedanken um den Blauregen. Im Schatten des Spindelstrauchs sah der Fuchs grau aus, sein Fell wirkte wie schmückendes Beiwerk, wie der Mantelkragen einer Person, die sich so etwas leisten kann, die Handtaschenverbrämung einer Person, die sich so etwas leisten kann, ein Wandbehang einer Person, die sich so etwas leisten kann und wider alle Vernunft dazu nicht hatte Nein sagen können; als er (der Fuchs) in jenen Teil des Gartens spazierte, der nicht im Schatten, sondern in voller Sonne lag, war sein Fell gar nicht mehr grau, sondern wirkte wie angestrahlt, wie eine Lohe. Der Fuchs flüchtete nicht vor mir, er rückte, als ich mich vorsichtig näherte, nur Stück für Stück von mir ab. Wie er mir dabei den Kopf zuwandte und mich beobachtete, während er von mir wegstrebte, war beängstigend: Ich kann so etwas nicht. Und dann verschwand er in einem Stück Wildnis, in das ich ihm nicht folgen konnte.
Was tun mit dem Fuchs? Denn in jenem Frühjahr, in dem ich besorgt den Blauregen im Auge behielt und zusah, wie die Knubbel an den hängenden Ranken dicker wurden und kleine grüne Triebe freigaben, sah ich etwas Kleines, Rundes hinter den Rosenbüschen (Rosa ›Stanwell Perpetual‹) herumhopsen und dann hinter ein paar Töpfen verschwinden, in denen ich Wicken ziehen wollte. Das kleine runde Etwas bewegte sich schneller als ein Erdhörnchen, es hatte keinen langen Schwanz und war deshalb hübscher als eine Ratte; es kam langsam hinter den Töpfen hervor und riskierte einen Blick, dann kam es vollends heraus und sah mich groß an. Es war ein junges Kaninchen, und ich merkte (ich spürte, ich meinte zu merken), dass es noch nicht wusste, was Gefahr bedeutete, es war nicht unnütz und fraß (soweit ich sehen konnte) nichts, was (als Zierde oder in anderer Beziehung) einen Wert für mich hatte; es war nur insofern lästig, als es manchmal unerwartet auftauchte und mich aus irgendwelchen sorgenvollen Gedanken aufschreckte (meist mache ich mir sorgenvolle Gedanken im Garten, meist ärgere ich mich im Garten). Seine Mutter muss sich Sorgen um den kleinen Kerl gemacht haben, denn einmal sah ich, wie sie (ich denke mir, dass es seine Mutter war, ich hatte das Gefühl, es müsse seine Mutter sein) nach ihm suchte. Einmal sah ich sie aus dem Wäldchen herauskommen, ein andermal in Gesellschaft anderer Karnickel, und ich konnte sie von den anderen Karnickeln unterscheiden, denn keins der anderen war so groß wie die Mutter oder so klein wie das Junge. Und dann sah ich sie nicht mehr und dachte auch nicht mehr an sie, bis ich an jenem Tag den Fuchs aus dem Wäldchen auftauchen sah. Seither habe ich sie nicht mehr gesehen, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht mehr an sie denke. Erst vor einer Stunde habe ich an sie gedacht, als ich drei lebende Hummer in einen Topf mit kochendem Wasser legte, und es ist möglich, dass ich morgen an sie denke, wenn ich im Lauf des Tages die Hummer esse. Kann man Hummerscheren kompostieren? Ich werde es nachschlagen, ich habe ein Buch, in dem steht, was man mit all dem machen soll, was im Garten anfällt, und manchmal beherzige ich seine Ratschläge und manchmal nicht; manchmal tue ich, was mir passt, manchmal tue ich im Garten nur das, was mir gefällt.
Was tun? Denn dieser Sommer war wie kein anderer, und dieser Sommer war wie alle anderen. Es war mein erster Blauregen; zumindest war es mein erster Blauregen, der im Sommer blühte, davon hatte ich noch nie gehört. In diesem Sommer des blühenden Blauregens trugen die Tomaten (alles alte Sorten) nicht üppig, aber das tun sie ja nie (üppig tragen, meine ich), und erst wenn ich sie probiere (›Prudens Purple‹, ›Striped German‹, ›Green Zebra‹, ›Radiator Charlie‹), erst ich andere Leute besuche, die gegen Ende der Saison überall auf dem Fußboden Tomaten auf Zeitungspapier liegen haben, Tomaten, für die nichts spricht als ›die habe ich selbst gezogen‹, sind alle Klagen vergessen. In diesem Sommer (der inzwischen jener Sommer ist) pflückte ich eine erste Portion Erbsen (›British Knight‹) und legte kurz darauf eine zweite Partie (auch die ging auf), und Gurken gab es mehr, als ich verarbeiten konnten, aber die Kartoffeln, die frühen wie die späten, bekamen alle die Braunfäule, so ist das immer mit den Kartoffeln in meinem Gemüsegarten, wo immer ich sie pflanze, wann immer ich sie ernte – sie haben unweigerlich einen Schorf, diesen oder jenen Makel, sodass sie, frisch aus der Erde geholt und in einen Korb gelegt, wenig verlockend aussehen, aber gekocht und in Butter und Petersilie geschwenkt sind sie großartig. Die Roten Bete wuchsen langsam, die Möhren wuchsen langsam, es regnete zu viel und dann wieder nicht genug.
Im Zuchtbeet blühte eine junge Magnolia ashei, eine große weiße duftende Blüte saß inmitten einiger größerer Blätter, aber das fiel mir nur auf, weil … ja weil ich so gern gehabt hätte, dass der Blauregen blüht; ich sah ihn vor mir, den Blauregen, in Gesellschaft der späten Frühlingsblüher, hörte das Lied jenes Vogels, das man sogar noch weiter im Norden hört, das einem mit seiner Süße durch und durch geht, als könnte Lust auch Schmerz sein (als wäre Lust nicht auch Schmerz), sah das Blau des Blauregens (in Blüte damals) auf der einen Seite des Patio, sein weißes Gegenstück auf der anderen mit einer Unterpflanzung gelber Tulpen (›Mrs. J.T. Scheepers‹) und daneben einen fast voll erblühten Erlenblättrigen Federbuschstrauch und Fritillaria persica. Und als ich so unvermutet die Magnolia ashei blühen sah, dachte ich sehnsüchtig an den Blauregen und fragte mich, ob ich etwas falsch gemacht hatte (vom Gärtnerischen her, meine ich, obgleich das für mich meist keine Frage ist, weil ich genau weiß, dass ich etwas falsch gemacht habe); aber M. Ashei blüht schon sehr jung, das habe ich aus einem Buch, in dem es nur um Magnolien geht, The World of Magnolias von Dorothy J. Callaway.
Jener Sommer, dieser Sommer! Der Blauregen blühte im Sommer, als ich mir nicht vorstellen konnte, dass es so etwas wie Winter geben könnte, zu einer Zeit, da das Faktum Winter mich amüsierte, gerade so, als würde jemandem, den ich auf irrationale Weise nicht mag, ein boshafter (aber nicht lebensbedrohlicher) Streich gespielt. Winter, was ist das überhaupt? Dieser komische Zustand, wenn die Luft kalt und kein Laub an den Bäumen ist und alle Kreaturen – Mensch wie Tier – einen hungrigen Blick haben, als sei von allem nicht genug da, als würde nie wieder genug da sein. Gerade dann, gerade jetzt (in jenem Sommer, in diesem Sommer! als der Blauregen zur Unzeit blühte) war das Laub der Bäume so grün, dass es grüner nicht mehr werden konnte, von jetzt an würde Grün nur Grün sein und nicht mehr, und der Rasen würde nicht mehr satt und saftig dastehen, sondern nur noch unordentlich und verfilzt und reif für den Rasenmäher, und … und … und. Wie schön, wenn man über Nichtigkeiten jammern kann, besonders in einem Garten. Denn jener zur Unzeit blühende Blauregen und der Schmetterlingsstrauch, der seinerseits nicht allzu weit von dem Staudenphlox ›Nora Leigh‹ entfernt ist, der wiederum mitten im Staudenphlox ›David‹ wächst – all das war damals (jetzt) meinem Auge wohlgefällig; wenn ich mich nach links oder rechts drehte