der Untertitelung
2.5.1 Trivia Tracks und andere zusätzliche Untertitel
Schon Ivarsson und Carroll machen eine Reihe von Vorschlägen für die kreative Nutzung von UntertitelnUntertitelkreative Untertitel (Ivarsson / Carroll 1998: 30). Von diesen Vorschlägen haben sich nur die so genannten Trivia TracksTrivia Track durchgesetzt, und auch die nur begrenzt. In den letzten Jahren kommen sie zunehmend seltener vor, aber vielleicht erleben sie ja eine Renaissance. Eine DVD mit Trivia Tracks gibt es z.B. zu Dirty DancingDirty Dancing (USA 1987).
In Trivia Tracks bekommt der Filmzuschauer Hintergrundinformationen zum Film sowie Klatsch und Tratsch zu den Schauspielern geliefert.
Mal kurz nachdenken … Welche Art von zusätzlichen Informationen könnten Untertitel noch enthalten?
Es gibt auf DVDs auch andere Extra-Texte als Trivia Tracks, z. B. informative EinblendungenEinblendunginformative Einblendung (zum Beispiel bei Good-bye Lenin, Deutschland 2003) und die Untertitelung zum RegisseurkommentarKommentarRegisseurkommentar in Filmlänge. Auf einer DVD wird also weit mehr untertitelt und übersetzt als der eigentliche Film. Die Regeln für die Untertitelung sind dabei die gleichen wie beim Film selbst.
Schwierig wird es, wenn Untertitel ein künstlerisches Element des Originalfilms sind. So gibt es zu Monty Python’s The Holy GrailMonty Python’s The Holy Grail (Die Ritter der Kokosnuß[sic], Großbritannien 1975) eine Untertitelspur „Subtitles for People Who Don’t Like the Film“. Die Untertitel bestehen aus Shakespeare-Zitaten (aus Henry IV). Immer wieder zitiert wird auch Annie HallAnnie Hall (Der Stadtneurotiker, USA 1977) von Woody Allen, in dem ein Paar um den heißen Brei herumredet, während in den Untertiteln die wahren Gedanken zu sehen sind.
Mal kurz nachdenken … Was kann der Untertitler tun?
Das ist eine schwierige Aufgabe. Wirklich befriedigend kann man sie nicht lösen. Probieren Sie sich daran, schauen Sie sich dann die offizielle Version auf der DVD an.
2.5.2 Bilinguale Untertitelung
Manche Länder haben mehrere offizielle LandessprachenLandessprache, so zum Beispiel Belgien (Französisch und Flämisch) oder Finnland (Finnisch und Schwedisch). In diesen Ländern werden Filme für das Kino tatsächlich oft in zwei Sprachen gleichzeitig untertitelt (im Fernsehen kann man meist zwischen den zwei Varianten wählen; sie stehen auf unterschiedlichen Videotextseiten, Ivarsson / Carroll 1998: 28-29). Noch extremer ist der Fall in Hongkong, wo drei Untertitel untereinanderstehen: Englisch, vereinfachte chinesische Schriftzeichen und traditionelle chinesische Schriftzeichen (Mok in MuTra 2006). Wenn in solchen Ländern zweizeilige UntertitelZweizeiler für jede Sprache verwendet werden (was im Chinesischen auf Grund der kompakten Schriftzeichen nicht notwendig ist), ist vom Film nicht mehr sehr viel zu sehen.
Das nachfolgende Bildbeispiel stammt aus Finnland. Es handelt sich um eine Nachrichtensendung, die in beiden Landessprachen live untertitelt wird. Die oberen Untertitel sind schwedisch, die unteren finnisch.
Bilinguale Untertitelung (Obs. Sendung vom 10.6.2010, Redakteur: Juri von Bonsdorff, Bild: Nina Svahn. Mit freundlicher Genehmigung von YLE [Yleisradio] Finnland)1
ARTEARTE nutzt zwar keine bilingualen Untertitel, doch grundsätzlich werden die Sprachen Deutsch und Französisch dort gleich behandelt. Das gilt auch für Schriftelemente im Film, also für DisplaysDisplay und EinblendungenEinblendung.
Mal kurz nachdenken … Welche könnten das sein?
Ein typisches Beispiel sind Landkarten in Dokumentationen. Für viele Länder, Städte und Gegenden gibt es im Deutschen und im Französischen unterschiedliche Bezeichnungen. Bei ARTE wird erst die eine eingeblendet, dann kommt ein sehr kurzes Fade-out / Fade-in, wobei die Bezeichnung in der anderen Sprache erscheint. Dasselbe gilt für BauchbindenBauchbinde mit Funktionsbezeichnungen oder Institutionsbezeichnungen.
2.5.3 Fansubs
LaienübersetzungenLaienübersetzung gab es schon immer – man denke nur an die „Liebhaberübersetzung“. Bei Filmen gibt es diese Erscheinung ebenfalls schon seit längerer Zeit, sie hat aber wie so vieles andere durch das Internet einen größeren Bekanntheitsgrad gewonnen und ist durch die Möglichkeiten der digitalen Untertitelung einem größeren Kreis zugänglich geworden. Wenn Filme von Laien untertitelt werden, spricht man von FansubsFansub (von Laien synchronisierte Filme sind FandubsFandub).
Die Erscheinung der Fansubs hängt eng mit der Popularität von AnimeAnime, japanischen TrickfilmenTrickfilm und -serien, zusammen. Anime haben ein eingefleischtes Fanpublikum. Viele Fans wurden durch ihr Interesse an diesen Serien dazu motiviert, die japanische Sprache zu erlernen. Durch diese Sprachkenntnisse hatten sie wiederum Zugang zu Serien, die nur auf Japanisch vorlagen.
Fansubber folgen, zumindest theoretisch, einem Kodex: Gesubbt werden dürfen nur Filme, von denen noch keine Fassung in der Zielsprache vorliegt. Mit den Fansubs sollen Fans für die Serie gewonnen werden, die kein Japanisch können, die jetzt aber öffentlich dafür plädieren sollen, dass die Serie legal übersetzt und von einem Fernsehsender ausgestrahlt oder auf DVD veröffentlicht wird. Sobald das geschieht, hat die Fansub ihren Zweck erreicht und wird eingestellt und aus dem Internet genommen. Zumindest theoretisch; nicht alle Fansubber sind so fair.
Fansubber empfinden dieses Verfahren als sinnvoll und regelgerecht, da sie so die Verbreitung der Serien zum Nutzen aller fördern wollen. Legal ist es trotzdem nicht; einmal ganz davon abgesehen, dass man etwas, was einmal im Internet ist, nicht wirklich gut wieder herausnehmen kann. Die Rechte für Übersetzungen (besonders für veröffentlichte Übersetzungen) liegen bei den Urhebern des Originals. Meist wird das Fansubbing allerdings geduldet. Gegen Fansubber vorzugehen hieße, eventuell gute Kunden zu verlieren.
Fansubs sind ein gutes Beispiel dafür, wie der technische Fortschritt es auch Laien möglich macht, professionell wirkende Untertitel zu erstellen. Früher schickten die Fansubber einander die Filme auf Videokassetten per Post, und sie benötigten einen hochgerüsteten Arbeitsplatz, um die Untertitel zu erstellen.
Heute genügt ein PC, und die Ergebnisse sind optisch bei fast allen Fansubgruppen sehr gut. Allerdings haben Fansubs ausgesprochen oft sprachliche Mängel in der Zielsprache. Besonders Rechtschreibfehler und misslungene syntaktische Konstruktionen sind bei einigen Fansub-Gruppen extrem häufig (zu typischen Fehlern bei Amateur-Untertitlern siehe auch Bogucki 2009: 55).
Weiter oben war bereits von Sonderfällen der Untertitelung die Rede. Fansubs enthalten häufig zusätzlich zu den Untertiteln ÜbertitelÜbertitel, in denen den