Willy Wimmer

Wiederkehr der Hasardeure


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in Afghanistan: Kaschmir im Visier

       Truppenentsendungen im Koalitionsvertrag

       Von Beistandspflichten

       Die schleichende Wandlung der NATO

       Westeuropäische Entscheidungskompetenz – Fehlanzeige

       Eine Führungsrolle für Deutschland?

       Verfassungsferne Staatsräson

       Wer entscheidet künftig über Bundeswehreinsätze?

       Der Generalinspekteur als »Reichswehrminister«

       Sicherheitspolitische Herausforderungen nach der Wiedervereinigung

       Amerikas Vormachtstellung in Bündnis- und Einsatzfragen

       Verfassungsklage gegen Tornados in Afghanistan

       Transatlantische Netzwerke hebeln parlamentarische Kontrolle aus

       NATO-Oberbefehl und die unbequeme Bündnisfrage

       Wird der Parlamentsvorbehalt gekippt?

       Deutsche Truppen im In- und Ausland unter fremder Verfügungsgewalt?

       Visionen vom Frieden (von Wolfgang Effenberger und Willy Wimmer)

       Die Autoren

       Anhang

       Briefe von Willy Wimmer

       Denkschrift vom 20. Dez. 1989 an Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl über die NATO-Mitgliedschaft des wiedervereinigten Deutschland

       Globaler Einsatz deutscher Truppen im weltweiten Interesse der USA, Brief vom 7. Dez. 1999 an Bundeskanzler Gerhard Schröder

       Die amerikanische Neuordnung Europas, Brief vom 2. Mai 2000 (nach der Konferenz von Bratislava) an Bundeskanzler Gerhard Schröder

       Anmerkungen

       Literaturverzeichnis

       Personenregister

       Bildquellenverzeichnis

      Vorwort

      Von Wolfgang Effenberger und Willy Wimmer

      »Geschichte muss doch wohl allein auf Treu und Glauben angenommen werden?

      Nicht?«

      Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise

      2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal; zahlreiche neue Publikationen zu diesem gravierenden Ereignis, der »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«, wie es der US-amerikanische Historiker und Diplomat George F. Kennan (1904–2005) treffend formulierte, schwemmen den Markt. Denn die Folgen sind noch heute wirkungsmächtig, der Krieg selbst ein Trauma im kollektiven Gedächtnis der europäischen Völker.

      Wie sieht nun die aktuelle Bewertung dieses Krieges, insbesondere seitens der deutschen Geschichtswissenschaft, aus? Ausländische, vor allem angelsächsische und französische Historiker haben sich ja bereits vor langer Zeit zu großen Teilen von der These der Alleinschuld der Deutschen verabschiedet. Ein kritischer vergleichender Blick in die Publikationen der letzten hundert Jahre soll hier die verschiedenen Ansichten gegenüberstellen.

      Welche Anforderungen sollten an einen seriösen Historiker gestellt werden? Zunächst muss er sich des eigenen »Nichtwissens« bewusst sein und sich infolgedessen vor schnellen Beurteilungen hüten. Er muss in die Vorstellungswelt einer Epoche eintauchen und darf seine Schlüsse nicht aus der Rückschau und dem Stand der heutigen Wissenschaft ziehen. Frei von jeglicher Ideologie, sollte er in erster Linie ein Fragender sein und ergebnisoffen in alle Richtungen forschen.

      Den ersten thematischen Anstoß zum Thema dieses Buches erhielt Wolfgang Effenberger im Mai 2005 während seiner Recherchearbeiten zu den Festlichkeiten für das 25. Regierungsjubiläum des Deutschen Kaisers Wilhelm II. im »Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz« in Berlin. Dort begann er mit der Materialsammlung für das vorliegende Werk, durchaus im Bewusstsein, dass über den Ersten Weltkrieg und dessen Ursachen mehr als ausführlich geschrieben worden ist. Mit Recht stellte Walther Hubatsch bereits 1955 fest, dass Forscher in allen Ländern sich über die Grundzüge der Vorgänge im Großen und Ganzen einig sind – sofern nicht ideologische Bindungen die unbefangene Beurteilung beeinträchtigten.

      Egmont Zechlin untersuchte 1964 die Politik und Kriegführung in den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs und wählte als Überschrift für seinen Artikel: »Deutschland zwischen Kabinettskrieg und Wirtschaftskrieg«. Manche Politiker in Berlin, Moskau, Paris oder London mögen gehofft haben, dass er auf das Maß eines Kabinettskrieges zu beschränken sei. Doch diese Annahme war höchst naiv, den Kriegstypus gab es höchstens bis zur Französischen Revolution. An einem Kabinettskrieg war lediglich ein kleines stehendes Heer beteiligt, die Kriegführung war zurückhaltend, hatte begrenzte Ziele und strebte die weitgehende Schonung von Menschen und Sachwerten an.

      Doch Ende Juli 1914 mussten alle politischen und militärischen Führer geahnt haben, dass dieser Krieg mit den Millionenheeren ein gewaltiges Völkerringen von existenzieller Bedeutung werden würde. So überfielen den britischen Außenminister Sir Edward Grey am Abend des 3. August düstere Gedanken: »In ganz Europa gehen die Lichter aus, wir werden es nicht mehr erleben, dass sie angezündet werden.«Trotzdem stimmte er am nächsten Tag für die Kriegserklärung gegen Deutschland.

      Dass der Krieg, der doch nur wenige Wochen dauern sollte, über die Jahre zum »totalen Krieg« eskalierte, liegt zu großen Teilen an der nationalen Kriegspropaganda, die stets der Gegenseite die Kriegsschuld aufbürdete. Das war auch notwendig, um die Massen für die weitere Kriegführung zu mobilisieren. So darf es nicht verwundern, dass die selektiven Schuldzuweisungen interessierter Kreise weit über das Kriegsende hinaus die Debatte bestimmten, um sie für ihre Nachkriegsziele zu instrumentalisieren.

      Vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Frage nach einer Kriegsschuld nicht gestellt, da seit