in Indien, auch in Mexico City oder auf dem Louis-Armstrong-Friedhof zu New Orleans, wo der Verblichene mit Dixieland-Jazz und alkoholischem Frohsinn zu Grabe getragen wurde. Was übrigens angenehmer und weihevoller war als ein Begräbnis nahe Catania, wo sizilianische Klageweiber um die Wette klagten: Wer lauter heult, hat gewonnen.
Auch Wienern wird eine gelassene Nähe zum Tod schon zu Lebzeiten nachgesagt, doch wird ein offenes Lachen an der offenen Grube nicht wirklich geschätzt. Dort, wo es zuweilen vorkommt, handelt es sich ausnahmslos um pathologische Hysterie. Man geht in Wien allenfalls davon aus, dass unter dem Trauerschleier mancher Witwe ein feines Lächeln zu sehen wäre. Dass sich die Tiefbewegte haltlos begeistert zeigt, kommt nach Auskunft der Friedhofsverwaltungen kaum vor. Und niemals in den seltenen Fällen, da ein Mann seiner vorangegangenen Frau nachweint.
Völlig anders ist es beim anschließenden sogenannten „Leichenschmaus“ zu Ehren des Toten. Dort sind Witz und Wonne vorgeschrieben. Kein Nachredner verzichtet auf den Hinweis, der Tote habe es so gewollt. Allerdings ist kein einziger Fall bekannt, wo der Tote danach befragt wurde. So werte ich dies als Ausrede für Backhendlseligkeit und haltlosen Suff und das Erfinden heiterster Anekdoten rund um den Verwichenen. Tatsächlich wünscht jeder vernünftige Sterbende, die hinterbliebenen Verwandten und Freunde sähen fortan im Weiterleben keinen Sinn mehr. Viele Männer haben für indische Witwenverbrennungen immer ein höfliches Interesse bewahrt.
Darf man sich über gescheiterte Diäten ärgern?
Die gute Nachricht vorweg: Ich weiß die Lösung. Ihre Genialität, wenn ich so sagen darf, liegt in der Einfachheit. Ich bitte nur um ein wenig Geduld. So wie jeder Weitsprung einen Anlauf verlangt, so braucht auch die Antwort auf diese mollige Frage zuerst ein paar magere Sätze.
Fangen wir so an: Es gibt keine Probleme. Es gibt nur Herausforderungen. Wie wir sprachlich mit den Dingen umgehen, entscheidet darüber, ob wir gewinnen oder verlieren.
Viele meinen, gescheiterte Diäten seien ein „Problem“. Manche sprechen sogar von einem „schweren Los“. Dabei haben wir es mit einer kleinen Herausforderung zu tun. Das einzig echte Problem liegt darin, dass wir wie Flagellaten (deutsch: Selbstgeißler) uns selbst eine Schuld zuweisen, wo lediglich Naturgewalten walten.
Wir sollten zunächst akzeptieren, dass nicht nur Atlantik, Pazifik und Mittelmeer den Gesetzen der Gezeiten gehorchen. Auch wir sind einem steten Wechsel von Ebbe und Flut ausgesetzt. Selbstvorwürfe – Stichwort: Vanillekipferl! – sind unberechtigt. Unsere Willensschwäche spielt keine Rolle gegen die Kalorien-Flut, die uns die Natur rund um Weihnachten automatisch beschert, als Waffe gegen die Energieverluste im Winter.
Nur wenige wissen, dass unser Körper der Zeit nachhinkt. Er verlangt viel Bewegung, die einst sinnvoll war, um nicht zu verhungern. Man lief hundert Meter bis zur nächsten Heidelbeere und fünf Kilometer bis zum nächsten Braunbär. Heute, da wir die Zierde von Barhockern sind und am Schreibtisch arbeiten und das Essen aus dem Kühlschrank kommt, wird immer noch Bewegung verlangt, ein Witz der Evolution, über den wir selten lachen.
Logische Folge: Gewichtszuwachs. Viele kämpfen dagegen an. Sie machen eine Diät. Sie bewegen sich. Und haben auch sonst alles richtig gemacht. Warum wird dennoch das Kleid eng? Warum ruft es nach der lieben Änderungsschneiderin? Oder verlangt gar nach neuer Größe? Das ist doch nicht die Natur und nicht Ebbe & Flut allein. Es gibt daneben einen zweiten Schuldigen. Ich verschlüssele ihn hier mit dem Code G-W-A-N-D.
Darf ich dafür als Zeuge auftreten, obwohl ich als Mann dem ahnungslosen Geschlecht angehöre? So wie meine angeblich ewig formstabilen Biker-Jacken von Dainese, Harley und KTM schrumpfen auch meine Hosen, Sakkos und Gössl-Trachtenjanker. Sie sind weltmeisterlich gewoben, haben aber ein Eigenleben. Sie fassen über Silvester den Vorsatz, kleiner zu werden. Im Frühjahr sind sie enger als im Sommer davor.
Ich habe dies philosophisch als Stoiker hingenommen. Der Kluge pinkelt nicht gegen den Wind. Dann aber fand ich die Ideal-Lösung. Ich kaufe das teure Zeug im Zweierpack, in der aktuellen und nächsthöheren Größe. Solange ich mich darin wohl und beweglich fühle, bin ich zufrieden. Und sollte ich zu schlank werden, werde ich gern für eine dritte, kleinere Größe in die Tasche greifen. Ich kenne Frauen, die dafür Messen lesen ließen, im Stephansdom zu Wien.
FACEBOOK UND SMS
Gutes Benehmen im Zeitalter der mobilen Kommunikation
Darf man sein Porträt in Facebook per Photoshop schönen?
Definitiv JA. Sie sollten darin ganz entspannt sein.
In dreißig Jahren als Herausgeber und Chefredakteur des seriösen Wirtschaftsmagazins trend lernte ich, dass es in der Welt der Zeitungen, Magazine und Bücher keinen einzigen Autor und Kolumnisten gibt, dessen Porträt nicht schöner wäre als das Original.
Umso weniger wird dies von Verfassern verlangt, die sich persönlich in FACEBOOK einbringen, wo die Inhalte keinerlei Reglement unterliegen, also nicht von strengen Lektoren überprüft werden. Wie man weiß, darf dort jeder Geistesriese und jeder Dumpfgummi alles schreiben, was er will. So stehen Genie und Wahnsinn in den Texten nebeneinander, und Lüge und Wahrheit. Warum also sollte gerade hier an die Authentizität der Autoren-Porträts ein höherer Maßstab gelegt werden?
Fazit:
Machen Sie aus Ihrem Porträt, was Sie wollen. Und studieren Sie das führende Bildbearbeitungsprogramm Adobe Photoshop noch gründlicher als bisher. Wahrscheinlich kennen Sie noch gar nicht alle Möglichkeiten, aus dem Glöckner von Notre Dame einen Brad Pitt zu machen, und aus einer Hexe, auf deren Nase sieben Raben Platz haben, eine stupsnasige Scarlett Johansson. Ich empfehle spezielle Weichzeichner und Warmfilter. Weiters Streckwerkzeuge, die aus einem pausbäckig-ländlichen Antlitz eine gotische Gottheit machen. Auch tools, die in vergrößerte Augen ein Funkeln zaubern, können Ihrem Facebook-Auftritt eine frische, begehrenswerte Note schenken.
Darf man in mehrmaligen Frage- & Antwort-E-Mails alle Floskeln weglassen?
Die Frage ist klug, so wie die Fragestellerin selbst, die, obgleich blond, immer wieder für Überraschungen sorgt. In diesem Fall zeigte sie einen wachen Sinn für Historie.
Im frühen 16. Jahrhundert, zur Zeit des Seefahrers Christoph Kolumbus, als jeder Brief Monate brauchte, um den Adressaten zu erreichen, wäre diese Frage gar nicht verstanden worden. Man schrieb damals mit der Feder auch nur zehn Worte, ehe man sie wieder in die Tinte tauchte. Ein guter Brief brauchte den ganzen Vormittag. Auf eine beglückende Anrede und eine unvergessliche Abschiedsformel zu verzichten, hätte keinen Zeitgewinn gebracht, den Adressaten aber tief verletzt.
Nun aber ist die Rede von der schnellsten Post, die es jemals gab, der sogenannten E-Mail, wo zwei PC- & Phone- & Pad-affine Briefpartner einander oft sieben Briefe in fünf Minuten schreiben, sieben hin und sieben her. Hier stellt sich die Frage, ob man Anrede und Ausklang wirklich immer dazuschreiben muss. Sonst wird nämlich, wie Bäuerinnen sagen, die Suppe teurer als das Fleisch. Das heißt: Man braucht mehr Zeit für Anrede und Abspann als für die Briefe selbst.
Man sollte dennoch streng mit sich sein. Nur in zwei Fällen darf man grundsätzlich auf die Höflichkeit der Anrede und Abrede verzichten.
Fall 1:
Zwei Freundinnen unterhalten sich per E-Mail über aktuell untreue Männer und betreuen einander. Hier sorgt schon der schriftliche Tonfall sizilianischer Klageweiber dafür, dass jede weiß, von welcher der Brief kommt. Anreden sind überflüssig. Und ein Abspann voll Trost erübrigt sich, weil Trost nicht wirklich gewünscht wird. Würde er von der Freundin dennoch gewagt werden, liefe er in das Messer folgender Retour-E-Mail:
„Du erfrechst Dich, mir Trost zu spenden? Obwohl Du weißt, dass diese Liebe die höchste seit Titanic war? Eine Liebe, die mich für immer trostlos zurücklässt? Wie willst Du Dich in meine Lage versetzen? Du, die doch immer nur seichte Lieben kanntest. Wie beneide ich Dich! Du darfst glücklich