Peter Glanninger

Finsterdorf


Скачать книгу

      

      Peter Glanninger

      Finsterdorf

      Kriminalroman

      Impressum

      Personen und Handlung sind frei erfunden.

      Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

      sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

      Immer informiert

      Spannung pur – mit unserem Newsletter informieren wir Sie

      regelmäßig über Wissenswertes aus unserer Bücherwelt.

      Gefällt mir!

      

      Facebook: @Gmeiner.Verlag

      Instagram: @gmeinerverlag

      Twitter: @GmeinerVerlag

      Besuchen Sie uns im Internet:

       www.gmeiner-verlag.de

      © 2021 – Gmeiner-Verlag GmbH

      Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

      Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0

      [email protected]

      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Christine Braun

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © pepipepper / photocase.de

      ISBN 978-3-8392-6742-4

      Widmung

      Für Ulli

      1.

      Die Finsternis über dem Dorf war vollkommen. Die Dunkelheit wirkte so allmächtig, dass sie selbst das Licht der Straßenlaternen aufzusaugen schien. Selten hatte man im Dorf eine so dunkle Nacht erlebt.

      »Sie kommt« – lautete die kurze Nachricht auf dem Handydisplay.

      Er steckte das Telefon in die Tasche und klopfte an die Trennwand zum Laderaum des Transporters.

      »Es geht los«, sprach er nach hinten in den dunklen Laderaum, startete den Motor und zog sich die Sturmhaube über Kopf und Gesicht.

      »Dort drüben ist sie«, sagte einer der beiden Männer, die vom Laderaum aus durch ein Schiebefenster und die Windschutzscheibe den nächtlichen Platz beobachteten. Seine Stimme klang dumpf unter dem schwarzen Stoff. Dann öffnete er die Schiebetür.

      Ein junges Mädchen verließ das Lokal schräg gegenüber, wandte sich nach rechts und tapste mit kurzen Schritten davon.

      »Alles klar?«, fragte der Fahrer.

      »Alles klar«, antworteten die zwei Männer hinter ihm.

      Das Mädchen entfernte sich rasch auf dem Gehsteig. Wenige Meter noch, dann würde sie die Hauptstraße verlassen und in eine Seitengasse gehen. Am Beginn dieser Gasse war ein unbebautes Grundstück. Dort würden sie zuschlagen. Erst 100 Meter weiter hinten begann die Wohnsiedlung, in der das Mädchen lebte. Sie kannten die Örtlichkeit und die Gewohnheiten der Kleinen. Es würde keine Probleme geben, sie hatte keine Chance.

      Als das Mädchen in die Seitengasse ging und aus ihrem Blickfeld verschwand, fuhr der Lenker los. Nach wenigen Augenblicken bog er um die Kurve, sah sie vor sich, rollte an ihr vorbei und bremste den Wagen ab. Gleichzeitig sprangen die beiden anderen Männer aus dem Laderaum auf die Straße.

      Es ging schnell.

      »Hey, was soll das?«, war die empörte Stimme des Mädchens zu hören, aber bevor sie weitersprechen konnte, wurde sie gepackt und nach hinten gestoßen. Gleichzeitig presste sich eine Hand im Lederhandschuh fest auf ihren Mund und erstickte den aufkommenden Schrei. Ein heftiger Schlag in den Magen ließ ihr die Beine wegknicken und raubte ihr für einen Moment beinahe die Besinnung. Sie merkte kaum, wie sie in den Laderaum gezerrt wurde, die Schiebetür sich schloss und der Transporter weiterfuhr.

      Erst jetzt begriff sie, was passierte, und versuchte, sich zu wehren. Sie lag auf dem Boden, zwei maskierte Männer über ihr. Sie wusste, was das zu bedeuten hatte, und es brauchte nicht viel Vorstellungskraft, um sich auszumalen, was als Nächstes geschehen würde. Eine unbeschreibliche Angst packte sie genauso fest wie die Männerhände, die sie niederdrückten. Sie begann herumzutreten und versuchte sich zu befreien, die Hand um ihren Mund presste den Kopf brutal auf den Boden des Wagens. Dann spürte sie eine andere Hand, die ihr den Hals zudrückte, und hörte eine Stimme flüstern: »Halt still, du Schlampe, sonst mach ich dich kalt.«

      Sie hörte auf, sich zu wehren, und ließ mit sich geschehen, was immer die Männer tun wollten. Sie blieb still, als sie zur Seite gedreht und ihre Arme nach hinten gerissen wurden. Sie spürte, wie sich Kabelbinder um ihre Handgelenke und um ihre Beine zusammenzogen. Da packte sie neuerlich die Angst so heftig, dass sie glaubte, ohnmächtig zu werden.

      Eine Hand krallte sich in ihr Haar, riss ihren Kopf zurück, der Lederhandschuh verschwand von ihrem Mund und einen Augenblick später war er mit einem festen Klebeband verschlossen. Gleich darauf wurde ihr eine schwarze Kapuze über den Kopf gezogen.

      Sie lag da und spürte den Boden unter sich rütteln, als der Wagen Fahrt aufnahm.

      Leise begann sie zu weinen.

      »Wir haben sie«, hörte sie die gedämpfte Stimme eines Mannes und dann an ihrem Ohr eine andere: »Jetzt gehörst du uns!«

      Sie sah das trübe Licht einer Taschenlampe.

      Die beiden Männer lehnten an der Wand des Wagens. Alles war problemlos gelaufen, in wenigen Minuten würden sie an ihrem Ziel sein. Langsam begannen sie sich zu entspannen.

      Der Strahl der Taschenlampe glitt über den zitternden Körper des Mädchens. Ihre Hose war zwischen den Beinen und an den Oberschenkeln nass.

      »Verflucht«, sagte einer, »sie hat sich angepisst.«

      2.

      Sie kamen kurz nach 3 Uhr, als sie sicher sein konnten, dass niemand in der Siedlung mehr wach war. Den Wagen stellten sie neben einem leeren Grundstück ab, ungefähr 200 Meter vom Haus entfernt. Sie bewegten sich schnell. Sie wussten, wo sie hinmussten und was sie dort zu tun hatten. Die Schnelligkeit war ihr Vorteil. Sie versuchten trotzdem im Schatten zu bleiben, bis sie vor einem geräumigen Bungalow im Stile der 90er-Jahre standen.

      Noch einmal blickten sie sich um und vergewisserten sich, dass in den umliegenden Häusern kein Licht mehr brannte. Dann sperrte der Erste von ihnen die Gartentür auf und sie gingen zum Windfang am Eingang. Der Mann mit dem Schlüssel wartete, öffnete die Haustür und sie schlüpften in den Vorraum. Die drei schmalen Lichtkegel ihrer Taschenlampen suchten die Wände neben der Tür ab, das war der kritische Moment. Aber nirgends war ein Hinweis auf eine Alarmanlage zu sehen. Gut so, dann konnte alles weiter nach Plan laufen.

      Hinter den ersten Türen links und rechts im Vorraum gleich neben dem Eingang vermuteten sie Toilette, Bad, Abstellraum oder den Abgang zum Keller, uninteressant für sie. Sie suchten das Schlafzimmer der Eltern. Rasch verschafften sie sich einen Überblick. Wohnzimmer und Küche waren schnell identifiziert, blieben noch drei Türen übrig. Jeder der drei Männer übernahm eine davon, öffnete sie einen Spalt breit, um hineinzuspähen und sich zu vergewissern, was sich in dem Raum befand. Hinter der letzten Tür war das Elternschlafzimmer, in den anderen beiden Räumen befand sich niemand.

      Sie