oder andere Weise betrachten, doch zur Unterstützung von extremistischen Ideologien taugt keine einzige der darin getroffenen Aussagen.
Bele jagt Lokai
Eins der offenkundigsten und am meisten bezeichnenden Beispiele für die Haltung gegenüber dem Faschismus im Star Trek-Universum ist die Episode Bele jagt Lokai, Folge Nummer 15 der dritten Staffel der klassischen Originalserie. Die Crew der Enterprise nimmt das verletzte humanoide Alien Lokai (Lou Antonio) vom Planeten Cheron an Bord, dessen Haut auf der linken Körperseite schwarz und auf der rechten weiß ist. Einige Zeit später kommt das Alien Bele (Frank Gorshin) an Bord des Schiffs, dessen Körper ebenfalls eine schwarze und eine weiße Seite hat. Allerdings ist Beles Haut rechts schwarz und links weiß.
Im Lauf der Handlung muss die Enterprise-Crew erkennen, dass Beles Volk das von Lokai seit Jahrtausenden grundsätzlich allein wegen des geringfügigen Farbunterschieds unterdrückt und jagt. Am bitteren Ende bleibt die Erkenntnis, dass der unsinnige Krieg den Planeten Cheron schon lange verwüstet und unbewohnbar gemacht hat.
Deutlicher kann man es eigentlich nicht ausdrücken, oder? Die Gründe für den Faschismus in dieser Folge sind absolut nichtig und liegen in der Fehlannahme begründet, die unterjochte Gruppe nähme den Unterdrückern etwas weg und auch umgekehrt.
»Ganz so einfach ist es in der Wirklichkeit aber nicht!«, argumentieren besagte andersdenkende Trekkies da natürlich und nennen vielerlei Gründe dafür, warum in der Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein bestimmte kulturelle und gesinnungsmäßige Gruppen ausgegrenzt und angegriffen werden.
Haltbar ist spätestens auf den zweiten Blick keiner dieser Gründe. Oder ist es etwa wirklich so gefährlich und bedrohlich, dass es unter Menschen mehr als nur eine einzige Hautfarbe gibt?
Vier Lichter … oder fünf …?
Auch in Das nächste Jahrhundert bezogen die Macher deutlich Position. Eine der eindringlichsten Folgen zum Thema Faschismus, diesmal mit Fokus auf dessen unmenschliche Methodik, ist die Doppelfolge Geheime Mission auf Celtris Drei – Teil 1 und Teil 2, die die zehnte und elfte Episode der sechsten Staffel darstellt. Picard gerät darin in die Fänge des sadistischen cardassianischen Gul Madred (David Warner), der ihn sowohl körperlich als auch seelisch foltert, um an geheime Informationen zu gelangen. Da Folter ein fester Bestandteil der cardassianischen Methodik ist, bringt Madred gar seine kleine Tochter zu einer der unmenschlichen Sitzungen mit.
Eins der Ziele ist das Brechen von Picards Willen: Ihm werden vier Lichter gezeigt, und der Folterer besteht darauf, es handle sich um fünf. »Ich sehe vier Lichter!«, brüllt ihm der Captain nach seiner Befreiung am Ende der Folge mit brechender Stimme ins Gesicht.
Aha, liebe andersdenkende Trekkies ... Ihr denkt, es würde gar nicht sonderlich schaden, wenn in diesem und auch in allen anderen Ländern der freien Welt eine Regierung an die Macht käme, die »härter durchgreift« als es die aktuelle Politik tut? Die »den anderen« nicht mehr alles durchgehen lässt und »da anpackt, wo es nötig wäre«? Darf man sich das Ganze in etwa so vorstellen wie in dieser Folge?
»Das sind schließlich die Cardassianer in der Serie, und da schwingt jede Menge echte Hollywood-Dramatik mit!«, sagen einige von euch.
Nein, die gezeigten Methoden sind allesamt echt und finden bis heute in totalitären Staaten auf dieser Welt ihre Anwendung. Staaten, denen ihr in euren Denkmustern zuweilen Vorbildcharakter zugesteht.
Schuldfragen
Eine der erschütterndsten Anklagen von Faschismus und Extremismus findet sich in Deep Space Nine. Die 19. Folge der ersten Serienstaffel, Der undurchschaubare Marritza wird mitunter sogar von Lehrpersonal zur Veranschaulichung der Thematik herangezogen.
Auf der Station will sich ein liebenswerter älterer Cardassianer gegen eine Erkrankung behandeln lassen. Es stellt sich heraus, dass der vermeintliche kleine Beamte Aamin Marritza (Harris Yulin) in Wahrheit der gesuchte Kriegsverbrecher Gul Darhe’el ist, der im cardassianischen Konzentrationslager Gallitep unvorstellbare Gräuel an den bajoranischen Insassen begangen hat.
Zuletzt kommt jedoch die Wahrheit ans Tageslicht: Der Mann war in Wirklichkeit nur ein kleiner Beamter in dem gefürchteten Lager. Seit er die dortigen Schrecken miterlebt hat, will er an Stelle des bereits toten Lagerleiters für dessen Verbrechen büßen.
Hier bedarf es wohl keines weiteren Kommentares, höchstens jenem, dass jeder »andersdenkende« Trekkie die Folge dringend nachholen sollte, falls er sie noch nicht kennt, oder einfach wieder einmal die DVD hervorholen.
Der »Spaß« am Krieg
Das Tötungsspiel ist erneut eine Doppelfolge; sie beinhaltet die Episoden Nr. 18 und 19 der vierten Staffel von Star Trek: Raumschiff Voyager (1995–2001). In diesen haben die kriegerischen Hirogen die Crew der Voyager gefangengenommen und lassen die Mitglieder mit gelöschtem Gedächtnis unter anderem in einer Holodeck-Simulation des von den Nazis besetzten Frankreich agieren. Selbst die hartgesottenen Hirogen müssen dabei schließlich erkennen, dass Krieg alles andere als nur ein Spiel ist.
Obwohl der Actionfaktor in Das Tötungsspiel natürlich eine Rolle spielt, behandelt die Folge auch einen anderen Aspekt: den Fehler, Krieg, Faschismus und auch Extremismus nicht ernst genug zu nehmen, nur weil der letzte Ausbruch möglicherweise schon eine relativ lange Zeit zurückliegt. Man mag aus seinen Fehlern lernen können, zu jeder Zeit. Ob man das allerdings auch wirklich getan hat, ist und bleibt eine andere Frage; ebenso, ob dergleichen in den Augen mancher wirklich eine Glorifizierung verdient.
Keine Unterschiede
Natürlich widmete man sich der schwierigen Thematik auch in der fünften Star Trek-Serie Star Trek: Enterprise (2001–2005). In In sicherem Gewahrsam, Folge 21 der ersten Staffel, treffen Captain Jonathan Archer (Scott Bakula) und seine Crew auf das menschenähnliche und äußerst totalitäre Volk der Tandaraner, das sämtliche Angehörige der Suliban in Internierungslager steckt, unabhängig davon, ob diese zur gefährlichen Terrororganisation Cabal gehören oder lediglich harmlose Zivilisten sind.
In dieser Episode geht es im Großen und Ganzen um das Thema »Verallgemeinerung«. Sind alle Angehörigen einer Minderheit, einer Gruppe, eines Volkes, einer Ethnie Feinde, weil es eine gewalttätige Fraktion unter ihnen gibt? Gibt eine derartige Fraktion irgendjemandem das Recht dazu, Generalverdacht auszusprechen und sämtliche Zugehörige zu hassen, zu bekämpfen und auszugrenzen oder, schlimmer noch, auslöschen zu wollen?
Wie allein schon die Bezeichnung »Suliban« verheißt, stellte man hier eine Metapher zu den damaligen Taliban her – und packte damit ein heißes Eisen an.
Schlachtvieh
Wie Negativität in beide Richtungen vonstattengehen kann, ist in Star Trek: Discovery (seit 2017) gut an der Figur des Kelpianers Saru (Anthony Rapp) zu erkennen. Die Kelpianer sind ein Volk mit naturgegebener Dauerangst. Dies rührt daher, dass sie auf ihrer Heimatwelt Kaminar als Nahrungsquelle für die ihnen überlegenen Ba’ul quasi gezüchtet und ab einem bestimmten Alter »geerntet« werden. Saru ist diesem Schicksal nur durch seinen Weggang zur Sternenflotte entkommen.
In der Folge Donnerhall aus der sechsten Episode der zweiten Staffel kehrt Saru nach vielen Jahren »offworld« auf seinen Heimatplaneten zurück und muss erkennen, dass sein Volk den jetzigen Aggressoren und Unterdrückern einmal haushoch überlegen gewesen ist und durch dessen schnelleren technischen Fortschritt nun gewissermaßen die Quittung für sein früheres Verhalten erhält.
Haben einstige Unterdrückte das Recht dazu, bei passender Gelegenheit ihrerseits ihre früheren Unterdrücker zu unterdrücken? Schaut man genauer hin, erkennt man auch hier ziemlich viele Parallelen zur Wirklichkeit