Carmen von Lindenau

Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie


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fragte sie und wandte sich Danny zu, als er über das Esszimmer, das nur durch ein Sideboard von der Küche getrennt war, hereinkam.

      »Sie hat eine Bronchitis. Ich hoffe, sie hört auf mich und gönnt sich ein paar Tage Ruhe, damit daraus keine Lungenentzündung wird«, klärte Danny sie über seine Diagnose auf.

      »Einfach wird es nicht werden. Meine Mutter ist der Meinung, dass man im Bett erst richtig krank wird.«

      »Das höre ich oft, gerade von älteren Leuten. Ich rate dann zum Sofa«, entgegnete Danny lächelnd. »Das wird ihre Beschwerden lindern«, versicherte er Olivia und reichte ihr das Rezept, das er auf der Küchenanrichte ausgefüllt hatte.

      »Danke, ich werde gleich in die Apotheke fahren. Das schaffe ich noch, bevor der erste Patient eintrifft«, sagte Olivia, nachdem sie einen Blick auf die Uhr an ihrem Herd geworfen hatte.

      »Wie es aussieht, hatten Sie mit der Praxis einen guten Start. Ich habe gehört, dass sich Patienten bereits auf eine längere Wartezeit einrichten müssen, wenn Sie zu Ihnen wollen.«

      »Im Moment sind wir bei zehn Tagen. Patienten mit akuten Beschwerden werden immer zeitnah behandelt.«

      Der Bedarf an psychologischer Beratung war ganz offensichtlich auch in seiner neuen Nachbarschaft groß. Für die Menschen, die Hilfe brauchten, war es ein Segen, dass sie professionelle Unterstützung bekamen. Ob er selbst den Mut haben würde, einem anderen Menschen sein Inneres zu offenbaren, bezweifelte Danny. »Was ist?«, fragte er, als Olivia plötzlich zusammenzuckte und wie gebannt aus dem Fenster starrte.

      »Wenn das so weitergeht, muss ich mich selbst behandeln oder meine Mutter darum bitten«, sagte sie und wandte sich abrupt vom Fenster ab.

      »Was haben Sie gesehen?«, wollte Danny wissen und hielt ihren Blick fest. »Einen Mann in einem Kapuzenshirt?«, fragte er, als er die Angst in ihren Augen sah.

      »So ist es, leider. Seitdem dieser Kerl Frau Kern angefahren hat und ich davon ausgehen muss, dass es derselbe Mann ist, der mich in Heilbronn verfolgt hat, sehe ich ständig Männer in Kapuzenshirts«, gestand ihm Olivia.

      »Die Polizei hält es für unwahrscheinlich, dass er sich noch hier herumtreibt.«

      »Ich weiß, meistens ist es auch so, dass diese Leute ihre vertraute Umgebung nur ungern auf Dauer verlassen. Sie sind in der Regel Kontrollfreaks. Sie wollen alles über ihr Umfeld wissen, und das setzt monatelange Beobachtung voraus. Aber letztendlich gibt es immer Ausnahmen von der Regel, auch bei diesen Menschen.«

      »Dann sollten wir hoffen, dass sich dieser Mann an die Regeln hält und Ihnen nicht mehr zu nahe kommt.«

      »Ich habe vor ein paar Monaten einen Kursus zur Selbstverteidigung belegt. Ich kann ihn im Notfall auf Abstand halten«, versicherte ihm Olivia.

      »Da dieser Mann bisher nur ein Phantom ist, das auftaucht und wieder verschwindet, und Sie so gut wie nichts über ihn wissen, sollten Sie es besser nicht auf eine direkte Begegnung ankommen lassen.«

      »Sie haben recht, es könnte schlecht für mich ausgehen.«

      »Deshalb sollten Sie die Polizei informieren, falls Sie glauben, ihn gesehen zu haben. Das Argument, dass sie nichts gegen ihn unternehmen können, weil er nur Briefe an Sie schickt und Sie aus der Ferne beobachtet, hat sich überholt. Die Fahrerflucht ist strafrechtlich relevant, nach ihm wird gefahndet.«

      »Ich muss Ihnen erneut recht geben«, stimmte Olivia ihm zu.

      »Wie geht es Oma, Doc?«, fragte Ophelia, die von ihrem Besuch bei Valentina zurückkam und in die Küche schaute.

      »Sie braucht nur ein bisschen Ruhe, dann ist sie in ein paar Tagen wieder fit«, antwortete ihr Danny. »Sollte etwas sein, rufen Sie mich an«, wandte er sich Olivia noch einmal zu.

      »Oder ich komme vorbei«, erklärte Ophelia.

      »Das ist natürlich auch eine Möglichkeit«, entgegnete Danny schmunzelnd.

      »Da ist noch etwas«, sagte Ophelia und sah zuerst ihre Mutter und danach Danny an.

      »Und das wäre?«, fragte Olivia, als das Mädchen nicht weitersprach, so als sei ihr das, was sie zu sagen hatte, unangenehm.

      »Ich will ja nicht paranoid klingen, aber ich dachte gerade, als ich von Doktor Nordens Grundstück kam, ich hätte einen Mann im dunkelblauen Kapuzenshirt in unserer Einfahrt gesehen«, sagte Ophelia leise, so als befürchtete sie, jemand könnte sie von draußen belauschen.

      »Du hast dich sicher geirrt, Schatz«, versuchte Olivia, ihre Tochter von diesem beunruhigenden Gedanken abzubringen.

      »Nein, das glaube ich nicht«, entgegnete Ophelia selbstbewusst. »Du hast ihn auch gesehen, richtig?« Sie kannte ihre Mutter genau. Sie hatte das Flattern um Olivias Mundwinkel wahrgenommen, ein Zeichen dafür, dass sie etwas vor ihr verbarg.

      »Ich bin mir nicht sicher. Viele Leute tragen Kapuzenshirts«, versuchte Olivia, sich herauszureden.

      »Das ist mir klar, trotzdem, Mama, wir sollten echt vorsichtig sein. Ich sehe jetzt noch mal nach Oma«, sagte sie.

      »Aber halt ein bisschen Abstand, damit du dich nicht ansteckst«, bat Olivia ihre Tochter.

      »Ich bin jung, ich fange mir so schnell nichts ein«, erklärte Ophelia. »Aber was deinen Schatten betrifft, sollten wir etwas tun, was wir schon lange hätten tun sollen.«

      »Das wäre?«, fragte Olivia.

      »Wir sollten unbedingt alle in Verbindung bleiben, damit meine ich auch Sie, Doc. Mama, Oma und ich haben eine App auf unseren Handys installiert, über die wir Kontakt halten können. Sie sollten sich uns anschließen, dann können Sie uns sofort informieren, sollte Ihnen etwas merkwürdig vorkommen. Was natürlich auch umgekehrt gilt«, erklärte sie Danny.

      »Langsam, Schätzchen, Doktor Norden muss schon beruflich ständig erreichbar sein, privat wird er das sicher nicht auch noch wollen«, mischte sich Olivia ein.

      »Sie haben recht, privat telefoniere ich lieber oder schreibe eine Mail. Trotzdem muss ich Ophelia recht geben, solange Sie nicht wissen, wer Ihnen nachstellt, sollten wir alle wachsam sein. Welche App benutzt ihr?«, wandte er sich an Ophelia.

      »Ich schicke Ihnen einen Link, einfach nur anklicken, dann installiert sich die App.«

      Danny zog sein Smartphone aus der Hosentasche und nahm die Nachricht von Ophelia an. Danach installierte er die App und schob das Icon, das Bild, das auf die App hinwies, gut sichtbar auf das Display seines Handys.

      »Jetzt gehören Sie dazu«, sagte Ophelia und stürmte die Treppe hinauf, um nach ihrer Großmutter zu sehen.

      »Sie fühlen sich nicht überrumpelt?«, wollte Olivia von Danny wissen.

      »Nein, überhaupt nicht. Es war ein guter Vorschlag. Ophelia denkt mit«, lobte er ihre Tochter.

      »Das stimmt, sie findet sich nicht mit den Gegebenheiten ab, sie sucht nach Lösungen.«

      »Deshalb bringt es auch nichts, ihr etwas vormachen zu wollen. Sie sollten ihr die Wahrheit sagen und zugeben, was sie ohnehin schon ahnt, dass auch Sie glauben, den Mann gesehen zu haben und dass Ihnen das Angst macht. Und die Polizei sollte es auch wissen.«

      »Sie haben ja recht. Ich werde mit Ophelia sprechen und auch die Polizei informieren. Wissen Sie zufällig, ob sich Frau Seeger noch um den Fall kümmert?«

      »Davon gehe ich aus. Ich habe Lydia erst kürzlich gefragt, ob es etwas Neues gibt. Sie hat mir versichert, dass ihre Mutter an der Sache dranbleibt, dass es aber noch keine zielführenden Hinweise gibt«, erzählte er Olivia, was er von seiner Sprechstundenhilfe erfahren hatte.

      »Gut, dann werde ich Frau Seeger gleich anrufen. Ich werde Ophelia heute auch in die Schule fahren und wieder abholen, und ich werde mit ihr über meine Beobachtung sprechen«, versprach sie ihm.

      »Gute Entscheidung. Falls etwas ist, Sie wissen, wo Sie mich finden. Oder Sie nutzen unsere App«, schlug er ihr mit einem verschwörerischen