Фредерик Марриет

Die Ansiedler in Kanada


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eilten beide zu Mr. Campbell, fielen ihm um den Hals und erklärten, daß sie alles tun würden, was in ihrer Macht stände, um ihn glücklich zu machen und daß sie, wenn es nötig wäre, vom Morgen bis in die Nacht für ihn arbeiten wollten.

      Am folgenden Tage wurde die Dienerschaft im Eßzimmer versammelt und durch Mr. Campbell von dem Geschehenen und der Notwendigkeit ihrer sofortigen Entlassung in Kenntnis gesetzt. Ihr Lohn wurde allen ausbezahlt, bevor sie das Zimmer verließen, was unter vielen Kundgebungen des Bedauerns geschah. Miß Paterson erbat die Erlaubnis, noch einige Tage als Freundin im Hause bleiben zu dürfen.

      „Gott sei Dank, dies ist vorüber“, rief Mrs. Campbell, nachdem das Personal entlassen war. „Es ist mir eine wahre Erleichterung.“

      „Onkel, hier ist ein Brief von Alfred“, sagte Emma ins Zimmer tretend. „Er ist in Portsmouth eingetroffen und schreibt, daß der Befehl gekommen sei, das Schiff sofort abzulohnen. Sein Kapitän ist für ein Schiff mit fünfzig Geschützen bestimmt und beabsichtigt, ihn mitzunehmen. Er denkt in wenigen Tagen hier zu sein und —“

      „Und was, mein Kind?“ fragte Mrs. Campbell.

      „Er meint, daß seine Zeit kurz bemessen ist, doch hofft er, ihr werdet nichts dagegen haben, wenn er zwei seiner Kameraden mitbringt.“

      „Armer Junge, wie leid tut es mir, daß er enttäuscht wird“, versetzte Mr. Campbell. „Du mußt ihm schreiben Emma, und ihm mitteilen, was geschehen ist.“

      „Ich muß ihm schreiben, Onkel?“

      „Ja, liebe Emma, schreibe du es ihm“, entgegnete Mrs. Campbell. „Onkel und ich haben jetzt viel zu besorgen.“

      „Wenn du es wünschest, werde ich es tun“, sagte Emma, deren Augen sich mit Tränen füllten.

      „Mr. Bates, der Auktionator, wünscht Sie zu sprechen, Sir“, meldete der Diener.

      „Laß ihn hereinkommen“, befahl Mr. Campbell.

      Mr. Bates, der Auktionator, erschien und übergab einen Brief; man nötigte ihn Platz zu nehmen, während er das Schreiben las. Dasselbe war von Mr. Douglas Campbell, dem neuen Besitzer des Gutes, an Mr. Bates gerichtet, der gebeten wurde, bei Mr. Campbell anzufragen, ob er gewillt sei, die Hauseinrichtung nach dem Taxwerte zu verkaufen. Wenn dies der Fall sei, so ersuche er Mr. Bates, den Wert in freigebiger Weise zu bestimmen und für ihn in Rechnung zu stellen.“

      „Dies ist sehr schätzenswert von Mr. Douglas“, bemerkte Mrs. Campbell. „Sicherlich hast du nichts dagegen, lieber Mann.“

      „Durchaus nichts; übermitteln Sie Mr. Douglas meinen besten Dank für seine Güte, und wenn Sie, Mr. Bates, bereits morgen oder übermorgen die Sachen taxieren könnten, so würde es mir besonders angenehm sein.“

      „Es soll geschehen, Sir“, erwiderte Mr. Bates, indem er sich verabschiedete.

      Sobald die Abschätzung beendigt, war Mr. Campbell imstande, einen Überschlag von dem zu machen, was ihm verblieb; es stellte sich heraus, daß sich die ganze Summe auf 1700 bis 1800 Pfund belief.

      III.

      Es mag seltsam erscheinen, daß Mr. Campbell, nachdem er zehn Jahre lang im Besitz des Gutes gewesen war, keine größere Summe erspart hatte. Indessen findet dieser Umstand volle Erklärung. Erstens war das Gut in schlechtem Zustande, als Mr. Campbell es übernahm, er benutzte daher einen großen Teil seines Einkommens, um es zu verbessern; zweitens hatte er eine beträchtliche Summe zur Errichtung von Armenhäusern und Schulen verwandt, gute Werke, die er nicht aufschieben mochte, da er sie als religiöse Pflichten ansah. Die Folge davon war, daß er erst ein Jahr, bevor der Anspruch auf das Gut geltend gemacht wurde, angefangen hatte, für seine jüngeren Kinder zu sparen, und da der Landsitz damals 2000 Pfund jährlich mehr brachte als zu der Zeit, wo er ihn übernahm, hatte er beschlossen, jedes Jahr 5000 Pfund zurückzulegen, was einmal bereits geschehen war. Diese Summe und mehr noch war indessen für die enormen Gerichtskosten aufgegangen, und so war er um Hunderte ärmer als zu der Zeit, wo ihm der Grundbesitz zufiel. Am Tage nach der Abschätzung traf der älteste Sohn Henry ein. Er schien sehr niedergeschlagen, mehr noch als seine Eltern und alle, die ihn kannten, es von ihm erwartet hatten. Doch war dies eher seinem Gefühle für die Eltern, als für sich selbst zuzuschreiben.

      Zwischen Mr. und Mrs. Campbell fanden viele Beratungen über ihre Zukunftspläne statt, doch es fiel ihnen nichts ein, was versprechend für sie gewesen wäre. Sie wußten nicht, wohin sie mit 1600 bis 1700 Pfund gehen, und was sie unternehmen sollten. Mr. Campbell wußte, daß er bei der Rückkehr zu seinem früheren Berufe keine Chancen haben würde, seine Familie zu erhalten. Henry konnte eine Anstellung bekommen, doch paßte er nur zum Juristen oder zum Prediger, aber wie sollten sie so lange für ihn sorgen, bis er auf eigenen Füßen stand? Alfred, der jetzt Steuermann war, konnte sich freilich selbst erhalten, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten; auch hatte er wenig Aussicht auf Beförderung. Außerdem waren noch zwei Knaben und die schnell heranwachsenden Mädchen da, kurz eine Familie von acht Personen. Eine so geringe Summe in Wertpapieren anzulegen, würde nutzlos sein, da sie von den Zinsen nicht leben konnten. Was sollten sie also mit dem Gelde beginnen? Wieder und wieder erwogen sie die Sachlage, und jeden Abend legten sie ihr Haupt bekümmert auf die Kissen. Sie waren bereit, Wexton Hall zu verlassen, wußten aber nicht, wohin sie ihre Schritte lenken sollten, wenn es geschah. So schwankten sie, bis ihr Sohn Alfred eintraf, der, sobald sein Schiff abgelohnt worden war, in die Arme seiner Eltern eilte.

      Als die erste Freude des Wiedersehens vorüber war, sagte Mr. Campbell: „Es tut mir leid, daß ich deinen Kameraden kein Vergnügen bereiten konnte.“

      „Sie empfinden dasselbe Bedauern um euretwillen wie ich. Doch wie es nun einmal ist — so ist es und daran kann nichts geändert werden; darum müssen wir es von der besten Seite ansehen. — Wo aber sind Henry und die Basen?“

      „Sie sind im Park, Alfred, geh nur zu ihnen, sie erwarten dich mit Ungeduld.“

      „Das werde ich tun, Mutter, adieu für eine halbe Stunde“, sagte Alfred, indem er seine Mutter nochmals küßte und dann hinaus eilte.

      „Seine Laune ist keinesfalls getrübt“, bemerkte Mrs. Campbell. „Gott sei gedankt dafür.“

      Alfred war bald bei seinem Bruder und seinen Basen, und nachdem das Umarmen und Küssen vorüber war, erkundigte er sich nach dem Stand der Angelegenheit seines Vaters.

      Henry, der sehr niedergeschlagen war, sagte: „Mary und Emma, vielleicht geht ihr hinein; ich möchte gern mit Alfred allein sprechen.“

      „Du bist entsetzlich mutlos, Henry“, bemerkte Alfred, als die Basen sie verlassen hatten. „Stehen die Sachen denn so schlecht?“

      „Unserm Vater ist nur die geringe Summe von etwa 1700 Pfund geblieben, doch was mich quält, ist folgendes:

      Als ich auf dem Kolleg war, geriet ich in eine Schuld von 200 Pfund, die ich zu Weihnachten abtragen wollte. Vater warnte mich immer, mit meinen Ausgaben das von ihm Bewilligte zu überschreiten und er glaubt auch nicht, daß ich es getan habe. Nun kann ich den Gedanken nicht ertragen, das Kolleg auf diese Weise zu verlassen, während es ein schwerer Schlag für den armen Vater sein wird, von seinem geringen Überreste noch 200 Pfund abzugeben, um meine Schuld zu decken. Dies macht mich so unglücklich. Ich kann mich nicht entschließen, es ihm zu sagen, weil ich überzeugt bin, daß er so ehrenwert ist, die Summe sofort zu bezahlen. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Den ganzen Tag über mache ich mir Vorwürfe und des Nachts kann ich nicht schlafen. Ich bin sehr leichtsinnig gewesen, doch hoffe ich, du wirst dich in meine Lage versetzen können. Ich habe auf deine Ankunft gewartet, weil ich glaube, du könntest Vater die Sache besser mitteilen, denn mir ist, als müßte ich vor Scham und Ärger dabei sterben.“

      „Nun schau, Henry“, versetzte Alfred, „der Polizei durch die Finger zu laufen, wie wir Seeleute es nennen, ist etwas ganz Alltägliches, und alles in allem tatest du kein so großes Unrecht, da du die Mittel zu haben glaubtest, die Schulden zu bezahlen. Drum nimm es dir nicht so zu Herzen. — Daß du deine rechte Hand dafür geben würdest, es nicht getan zu haben, so wie die Dinge