sind nichts für Damen, obwohl diese sonst gegen das Tanzen nichts einzuwenden haben — oder doch, Emma? Nun nochmals, lebe wohl. Du kannst mich bisweilen durch das Fernrohr sehen, wenn du Neigung dazu verspürst. Denke daran.“
Alfred war bald an Bord des ‚Portsmouth‘. Am nächsten Tag segelten sie bei günstigem Wind und gutem Wetter fort. Der Konvoi war nunmehr auf hundertzwanzig Fahrzeuge angewachsen.
Mehrere Tage hindurch war das Wetter leidlich, obwohl der Wind nicht immer günstig war, und die Konvoi-Flotte blieb in bester Ordnung beisammen. Der ‚London Merchant‘ war nie weit entfernt vom ‚Portsmouth‘; Alfred benutzte, wenn er nicht Schiffswache hatte, seine Zeit, das Fernrohr auf dieses Fahrzeug zu richten und die Bewegungen seiner Basen sowie der übrigen Familienglieder zu beobachten. An Bord des ‚London Merchant‘ war man ähnlich beschäftigt, und oft wurde ein Tuch als Gruß oder Erkennungszeichen geschwenkt. Endlich kamen sie bei den Ufern Neufundlands vorüber und wurden dort von einem dichten Nebel überfallen, während dessen die Kriegsschiffe beständig Kanonenschüsse lösten, um den Kauffahrteischiffen die Richtung anzugeben, in der sie steuern mußten, während letztere die Glocken zogen, um sich gegenseitig vor einem Zusammenstoß zu warnen. Der Nebel währte zwei Tage und dauerte noch an, als unsere Gesellschaft an Bord des ‚London Merchant‘ während des Mittagessens Lärm und Unruhe auf Deck vernahm. Kapitän Wilson eilte hinauf und entdeckte, daß französisches Schiffsvolk sein Fahrzeug geentert, und von dem Schiff Besitz ergriffen hatte. Er konnte nichts weiter tun, als wieder zur Kajüte hinabzusteigen, um den Passagieren mitzuteilen, daß sie Gefangene wären. Der Schrecken war nicht gering. Die Neuigkeit nahm ihnen allen den Appetit für ihr Mittagessen, das jedoch bald von den französischen Offizieren und ihren Leuten verzehrt wurde.
Kapitän Wilson, der auf Deck zurückgekehrt war, kam wieder herunter und teilte der Gesellschaft, die schweigend über den plötzlichen Wechsel ihrer Aussichten brütete, mit, daß sich ein leichter Wind erhebe und der Nebel sich zu lichten scheine. Geschähe dies noch vor der Dunkelheit, wäre Hoffnung vorhanden, daß man sie zurückkapern würde. Diese Nachricht schien Mr. und Mrs. Campbell zu beleben, und sie wurden noch mehr ermutigt, als sie in geringer Entfernung Kanonenschüsse vernahmen. Die Franzosen, welche an Bord waren, fingen an, sich sichtlich unbehaglich zu fühlen. Ein französisches Geschwader, aus einem Sechzig-Kanonenschiff und zwei Korvetten bestehend, hatte der Konvoiflotte halber auf der Lauer gelegen und sich während des Nebels unter sie gemischt. Mehrere Fahrzeuge waren gekapert und in Besitz genommen, bevor man es entdeckte; doch endlich geriet das Sechzig-Kanonenschiff nahe an den ‚Portsmouth‘, und Alfred, der auf Wache war und scharf hinausspähte, bemerkte, daß das Fahrzeug nicht zu seiner Flotte gehöre. Eilig lief er, den Kapitän zu benachrichtigen, und die Mannschaft wurde auf ihre Posten beordert, ohne daß man die Trommel schlug oder sonstigen Lärm machte, der dem Feinde ihre Nähe verraten konnte. Es wurden dann, um den Lauf des ‚Portsmouth‘ zu hemmen, die Rahen gebraßt. Nicht ein Laut war vernehmbar, und als sich die Franzosen ihnen näherten, bemerkten sie, daß ein Boot heruntergelassen wurde, um ein Schiff zu kapern; sie hörten sogar Befehle, welche in französischer Sprache erteilt wurden. Kapitän Lumley legte das Steuer nieder und ließ eine Breitseite auf den Feind feuern, der in keiner Weise darauf vorbereitet war, wenngleich seine Kanonen losgemacht waren. Die Antwort auf die Salve war der Ruf „vive la république“, und nach wenigen Sekunden waren beide Schiffe in heißem Kampf verwickelt, wobei der ‚Portsmouth‘ den Vorteil hatte, vor dem Bug seines Gegners zu liegen.
Die heftige Kanonade führte eine völlige Windstille herbei, und die beiden Schiffe verharrten in ihrer Stellung; die des ‚Portsmouth‘ war günstiger, da seine Breitseite dem Feinde zugewandt war, während jenes das Feuer nur mit vier bis fünf Kanonen erwidern konnte.
Der Nebel wurde undurchdringlicher. Vom Deck des ‚Portsmouth‘ aus konnte man von dem Franzosen nur den Klüverbaum und die Flagge des Bugsprietes sehen, während die ganze Takelage in Dunkel gehüllt war. Doch dies genügte, um den Geschützen die Richtung geben zu können, und das Feuer wurde vom ‚Portsmouth‘ aus lebhaft unterhalten. Nach einer halbstündigen unausgesetzten Kanonade hatten sich die beiden Schiffe derart einander genähert, daß der französische Klüverbaum zwischen das vordere und hintere Takelwerk des ‚Portsmouth‘ hineinragte. Kapitän Lumley gab Befehl, das französische Bugspriet an dem eigenen Mittelmaste zu befestigen. Dies geschah ohne ernstlichen Verlust, denn noch war der Nebel so dicht, daß die Franzosen auf ihrem Vorderkastell nicht sehen konnten, was an der Spitze ihres Bugsprietes geschah.
„Jetzt ist es unser“, sagte Kapitän Lumley zum Oberleutnant.
„Ja Herr Kapitän. Ich glaube, wenn der Nebel sich lichtete, würden sie ihre Flagge einziehen.“
„Ich sage, sie verteidigen sich bis aufs letzte“, sagte Kapitän Lumley, sich zum Oberleutnant wendend.
„Es klärt sich ein wenig auf, Herr, gegen Norden zu“, erwiderte der Oberleutnant.
„Ich sehe — wirklich!“ entgegnete Kapitän Lumley. „Nun, wir werden jetzt sehen, was aus aller Munition geworden ist, die wir verpufft haben.“
Ein Streifen zeigte sich am Horizonte, der sich allmählich verlängerte und breiter wurde. Als der Streifen sich näherte, wurde das Licht heller und das Wasser kräuselte sich unter dem auffrischenden Winde, bis endlich der Nebel verschwand. Nun waren Zustand und Lage des Konvois wie der streitenden Schiffe deutlich zu übersehen. Kapitän Lumley erkannte, daß der Kampf beinahe im Mittelpunkte des Konvois stattgefunden hatte, welcher ihn noch umgab, mit Ausnahme von etwa fünfzehn Schiffen, deren Spitzen der entgegengesetzten Richtung zugewandt waren. Die beiden Fregatten, welche mit der Nachhut des Konvois betraut waren, befanden sich noch einige Meilen entfernt, spannten aber alle Segel auf, um dem ‚Portsmouth‘ zu Hilfe zu eilen. Viele Schiffe des Konvois, die in der Richtung des Geschützfeuers gelegen hatten, schienen an ihren Segeln und Masten beschädigt zu sein. Das französische Linienschiff hatte unter dem Feuer des ‚Portsmouth‘ entsetzlich gelitten. Sein Haupt- und Mittelmast lagen auf der Seite; von den vorderen, übereinanderliegenden Schießöffnungen waren viele zusammengeschossen, und alles an Bord schien in größter Verwirrung.
„Es kann sich nicht mehr lange halten“, bemerkte Kapitän Lumley. — „Feuert weiter, meine Burschen!“
„‚Circe‘ und ‚Vixen‘ kommen auf uns zu, Sir“, bemerkte der Oberleutnant; „wir brauchen sie nicht mehr und sie würden den Franzosen nur als Vorwand dienen, sich der Übermacht zu ergeben. Wenn sie die genommenen Schiffe wieder kaperten, würden sie von größerem Nutzen sein.“
„Sehr wahr! Mr. Campbell, gebt ihnen Signal, die gekaperten Schiffe zu verfolgen!“
Alfred eilte den Befehl auszuführen. Soeben hatten sich die Flaggen an der Spitze des Mastes entfaltet, als eine Flintenkugel in seinen Arm drang, denn da die Franzosen den größten Teil ihrer Kanonen nicht benutzen konnten, richteten sie, seit der Nebel sich geklärt hatte, unaufhörlich Musketensalven auf das Deck des ‚Portsmouth‘. Alfred bat den Quartiermeister, ihm das Halstuch abzunehmen, um damit seinen Arm zu verbinden; nachdem dies geschehen war, setzte er seinen Dienst fort. Von den Franzosen wurde noch ein Versuch gemacht, ihr Schiff zu befreien, indem sie die Fesseln des Bugspriets zu durchschneiden trachteten. Aber die Mannschaft des ‚Portsmouth‘ war darauf vorbereitet, und nachdem etwa zwanzig tapfere Kerle auf die Planken des ‚Portsmouth‘ niedergefallen waren, wurde der Versuch aufgegeben. Vier Minuten später senkte sich die französische Fahne. Der Oberleutnant und ein Teil der Matrosen drangen vom Bugspriet aus in das Schiff. Die Stricke wurden durchschnitten, und die Fahrzeuge voneinander gelöst.
V.
Das französische Kriegsschiff erwies sich als der ‚Leonidas‘. Es war mit zwei Fregatten ausgeschickt worden, den Konvoi abzufangen. Durch einen Sturm war es von seinen Gefährten getrennt worden. Sein Verlust an Mannschaft war bedeutend; der an Bord des ‚Portsmouth‘ nur gering. Nach einigen Stunden war der ‚Portsmouth‘, mit seiner Beute im Schlepptau, bereit, mit dem Konvoi weiterzufahren, doch blieb er noch vor Anker liegen, um die Fregatten zu erwarten, welche auf der Jagd nach den gekaperten Schiffen waren. Letztere wurden bald eingeholt, mit Ausnahme des ‚London Merchant‘, der besonders gut segelte. Endlich lag auch dieses