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TEXT + KRITIK 228 - Gabriele Tergit


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schießen aus Liebe zwischen siebzehn und dreiundzwanzig, Frauen schießen zwischen fünfunddreißig und fünfzig. (…) Zu lieben, vor allem unglücklich zu lieben, gilt nämlich als Schwäche und Lächerlichkeit, und eine alternde Frau, die unglücklich liebt, ist ebenso komisch wie ein männlicher Grünschnabel. Nur an einem Ort ist der unglücklich Liebende merkwürdigerweise der Sympathische, in Moabit nämlich, wo es immer so aussieht, als ob die Tragödie nie durch die Gewalttätigkeit und die Ungerechtigkeit der Liebenden entstünden, sondern durch die Indolenz und Mitleidlosigkeit der Geliebten.«14 Wie sie in diesem Falle auf quasi Anthropologisches abzuheben scheint, so benennt sie in anderen die sozialen Umstände und gesellschaftlichen Normen als Ursache der verhandelten Fälle – und oft genug dann auch des als ungerecht wahrgenommenen Urteils. Nach Möglichkeit überlässt sie den Leserinnen und Lesern das Urteil, indem sie in enumerativen Kurzsätzen das Verhandelte vermeintlich nur wiedergibt.

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