Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Gnadenlose Jagd


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      Joe Barry

      Privatdetektiv Joe Barry

      Gnadenlose Jagd

      SAGA Egmont

      Privatdetektiv Joe Barry - Gnadenlose Jagd

      Copyright © 1965, 2017 Joe Barry Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      All rights reserved

      ISBN: 9788711668900

      1. Ebook-Auflage, 2017

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

      Dann machte das Nagetier eine Bewegung, und der dreieckige Kopf schoß blitzschnell vorwärts. Die Giftzähne das weiche Fell, und die gelbliche Flüssigkeit wurde ins Blut gepreßt, breitete sich rasendschnell aus, löschte im Bruchteil einer Sekunde das Leben aus.

      Die Mokassinschlange verharrte eine Weile träge über dem Opfer, als müsse sie neue Kraft sammeln. Dann machte sie sich daran, das Nagetier zu verschlingen. Es war dies ein langsames, widerliches Geschäft, und die Schlange widmete ihr die volle Aufmerksamkeit — aber doch nicht so viel, daß ihr die leichte Erschütterung im Boden verborgen geblieben wäre. Sie verharrte einen Augenblick, und dann war sie sicher, daß ein großes Tier sich näherte. Als sie die Regelmäßigkeit des Geräusches erkannte, wußte sie, daß das tödlichste aller Tiere sich näherte: der Mensch.

      Sie schob sich langsam zurück, denn keine Giftschlange greift freiwillig einen Menschen an. Aber dabei übersah sie eine Bewegung, hoch über ihr, und als sie das Pfeifen verspürte, war es zu spät.

      Die scharf geschliffene Machete blitzte durch die Luft und hieb der Schlange das Rückgrat durch. Der Leib des Tieres wand sich in Todeszuckungen, und der Mann fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Er war klein und sein dunkles Gesicht schweißglänzend.

      „Verdammtes Biest“, sagte er, „davon wimmelt es nun hier. Wenn eine von der Sorte Sie beißt, Señor, gibt es nur eins: blitzschnell den Fuß abhakken.“

      Der zweite Mann, dessen harten Tritt die Schlange gehort hatte, war ein Weißer. Er hatte rötlichblondes Haar, eine helle Hautfarbe und litt sichtlich unter der Hitze. Er blieb stehen und schob den Schlapphut ins Genick.

      „Ich hätte sie glatt übersehen, Pedro. Verdammt, in dieser flimmernden Hölle sieht alles gleich aus!“

      „Es ist eine Frage der Gewohnheit, Señor“, sagte der Mestize.

      Der Weiße betrachtete angewidert das Reptil, das sich jetzt nicht mehr bewegte.

      „Ist es noch weit?“ fragte er.

      „Keine zehn Minuten. Wir müssen durch den Bach. Drüben ist die Straße. Ungefähr fünfhundert Meter weiter ist eine geeignete Stelle.“

      „Also vorwärts, bringen wir es hinter uns.“

      Der Mestize schulterte wieder den schweren Packsack, den er zuvor abgestellt hatte, und die beiden Männer machten sich auf den Weg.

      Genau besehen, war die Straße nur ein Weg, mit Bulldozzern durch den Wald und über eine Lichtung gepflügt. Rechts der Straße verlief eine alte Pipeline, deren Rohr weiter hinten irgendwo im Urwald verschwand, wo man einst nach Öl gebohrt und auch welches gefunden hatte.

      Der Weiße blieb stehen und deutete auf das dicke Rohr.

      „Diese Stelle ist goldrichtig“, meinte er. „Gib mir den Sprengsatz!“

      Der Mestize kramte aus seinem Gepäck ein paar Dynamitstangen, eine Rolle dünnen Draht und einen Batteriezünder. Das alles reichte er dem Weißen, der sich sofort daran machte, das Dynamit in den Sand unter die Pipeline zu buddeln, den Draht damit zu verbinden und abzurollen. Mit gesenktem Gewehr sah Pedro ihm dabei zu.

      Während der Weiße den Draht abrollen ließ, marschierten sie über die Lichtung, auf deren rechten Seite ein steiler Abhang war. Zwischen Pipeline und Abhang verlief der Pfad.

      Am Rand der Lichtung warfen die beiden Männer ihr Gepäck ins Gras. Der Weiße verband die Drahtenden mit dem Zündgerät und stellte es neben sich. Erschöpft glitten die beiden Männer dann zu Boden. So lagen sie mehrere Stunden. Ab und zu wischte der Weiße sich den Schweiß von der Stirn und ersäufte darin etliche Moskitos, während die restlichen sich mit wütendem Summen erhoben.

      Endlich vernahmen sie in der Ferne das schwache Geräusch eines gequälten Automotors. Die beiden sahen sich an.

      „Das ist er, Señor!“ sagte der Mestize.

      „Bueno, es kann losgehen.“ Er nahm den kleinen rechteckigen Kasten auf und verzog sich mit Pedro hinter den Büschen. Von hier aus konnten sie die gesamte Lichtung überblicken.

      Das Brummen des Automotors verstärkte sich, und nach einigen Minuten erschien ein Dodge-Dreitonner auf der Lichtung. Schwerfällig arbeiteten sich die Geländereifen durch den tiefen Sand. Im weichen Untergrund schlingerte der Truck heftig. Eine Minute später hatte er die Stelle erreicht, an der sich die Sprengladung befand.

      „Jetzt!“ befahl sich der Weiße und drückte den Handgriff in das Zündgerät hinein.

      Sofort drückten die beiden Männer ihre Gesichter auf den Boden. Aber nichts tat sich. Die erwartete Detonation blieb aus.

      „Verdammt!“ fluchte der Weiße und hob den Kopf.

      Langsam kam der Truck näher.

      „Die Schießeisen!“ befahl er dann. Ungeduldig sah er zu, wie der Mestize den Packsack aufzerrte und eine Maschinenpistole herausholte. Er riß sie Pedro aus der Hand, schob den Rahmen mit der Neun-Millimeter-Munition hinein, und steckte zwei Ersatzmagazine in die Tasche.

      Mit der entsicherten Waffe sprang er auf und huschte geduckt auf die andere Seite der primitiven Straße. Diesen Punkt konnte der Truckfahrer noch nicht einsehen.

      Der Dodge kam jetzt an die Stelle, wo es steil nach unten ging. Der Weg war nicht gesichert, und der Fahrer konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit darauf, nicht abzugleiten.

      Er sah nicht geradeaus, nicht dorthin, wo der Tod auf ihn lauerte.

      Die Salve einer Maschinenpistole peitschte auf; die Geschosse durchschlugen auf kürzeste Entfernung die Frontscheibe. So schnell kam der Tod über den Fahrer, daß er nicht einmal merkte, wie er kam.

      Der führerlose Truck kam vom Weg ab, schlingerte einen Augenblick am Rande des Abgrundes entlang und brach dann durch das Unterholz, fiel etwa zwanzig Meter frei durch die Luft und polterte dann, sich überschlagend, in die Tiefe. Es gab eine heftige Explosion, als der Tank Feuer fing, und dann erstickte die grüne Hölle das Feuer.

      Die beiden Männer traten an den Rand des Abgrundes und starrten nach unten. Nichts war mehr zu sehen; der Tropenwald hatte alles verschluckt.

      „Das ist also das Ende von Nevada Smith!“ sagte der Weiße.

      „Er war ein großer Mann, Señor“, sagte der Mestize.

      „Auch große Männer sterben, Pedro. Dieser da wollte zu groß werden. Er wollte alles schlucken, und das ist ihm nicht bekommen. Gehen wir. Wenn ich nicht bald ein großes, kaltes Bier bekomme, werde ich verrückt.“

      Der Mestize nickte nur und packte den Zündapparat ein. Dann wickelte er den Draht auf und holte die Dynamitstangen, die er wieder verstaute.

      „Kugeln sind eben doch zuverlässiger als die Technik, Señor“, meinte er verächtlich und schnürte den Packsack zu. „Nur gut, daß wir die Bleispritze dabei hatten.“

      Sie schulterten ihr Gepäck und machten sich auf den Weg.

      Minuten später lag die Lichtung verlassen da. Nichts