Lya ward auch in der kleinen Dorfkirche zu Nudgerhaf konfirmiert, und als sie vor dem Altar stand, in dem schlichten weissen Kleid, das Köpfchen wie von goldenem Heiligenschein umgeben, sehnsuchtsvoll und treuinnig die blauen Augen zu ihrem Herrn und Gott erhoben, da hatte die Stimme des Pfarrers einen gar seltsamen Klang, als er sie mit den Worten segnete: „Siehe, ich komme bald!“
Wie ein Engel, aus seligen Gefilden zur Erde herab gesandt, stand Jehovana Lya vor ihm, und als sie ihr Glaubensbekenntnis sprach, bebte es gleich wie Heimweh durch die ernsten Worte.
Abermals vergingen ein paar Jahre.
Gerda kränkelte.
„Sie müssen einmal heraus, gnädige Frau!“ versicherte der Arzt. „Andere Luft, andere Eindrücke! Es wird Ihnen allen gut tun! Fräulein Jehovana Lya sieht mir auch zu ätherisch aus! Die Landluft allein tut hier nicht ihre Schuldigkeit! Wir haben den schönen Rhein vor der Tür von Holland! — Fahren Sie einmal bis Wiesbaden, bleiben Sie dann ein paar Wochen in Ems oder Assmannshausen, — ein wenig kreuz und quer in Gottes schöne Welt hinein! Das wird Wunder an Ihnen allen tun!“
„Ach ja, Mama! Damit ich doch einmal meine deutschen Sprachkenntnisse verwerten kann!“ nickte Jehovana Lya voll seltenen Interesses, und auch das lustige Fräulein Betty stimmte eifrig zu: „O gewiss, der Rhein muss schön sein, ‚Am Rhein, am Rhein, da möcht’ ich leben!‘ und wenn man ja auch gerade auf Reisen sehr die Augen offen halten muss — — mit den Taschendieben fängt es an! — nun, so denke ich, sind wir drei Damen doch Manns genug, um uns unserer Haut zu wehren!“
Gesagt, getan. — Die Koffer wurden gepackt, und man reiste ab.
Der denkbar grösste Komfort und alle Bequemlichkeit gingen mit.
Nur ungern wagte man einen Schritt vom Wege, aber einmal eine Burg in der Nähe sehen — das musste doch unter allen Umständen riskiert werden.
Der Drachenfels! — Es klingt zwar grausig — aber in Köln hat man eine wundervolle Aufführung des Siegfried gesehen und gehört, denn selbst die sehr kritische Mama versicherte bei dem Anblick des blonden Drachentöters, „endlich mal ein Säuger, welcher auch in seinem Äussern den jungen Gott markiert! Mein lieber, seliger Friedrich Karl sagte so oft, ‚da lümmelt sich wieder so ein Hinterwäldler auf der Bühne rum und gleicht mehr einem unabgeführten Jagdhund als einem Sohn des Baldur!‘ — Diesmal wäre er sicher mit dem edlen Spiel und Äussern zufrieden gewesen!“
Jehovana Lya sah sehr nachdenklich aus. „Wie schade, dass es junge Götter nur noch auf der Bühne gibt! Den Menschen ist ja allen nicht zu trauen, sagte Mutter, — da müsste also wirklich schon ein Sonnengott kommen, welchem ich aus wahrer Liebe und mit vollster Überzeugung mein Herz schenken könnte!“
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