(Liebes-)Beziehungen entstehen kann, gemeinsam zu sortieren und Strategien zu finden, die Freundschaften und Beziehungen ermöglichen.
Auch bei jungen Klienten ab einem Alter von 8 Jahren ist es wichtig, dass sie von Beginn der Therapie an wissen, dass sie weder passiv »behandelt« werden noch ich als Experte ihnen etwas »überstülpe«. Es geht mir darum, auf beiden Seiten – Klient und Therapeut – Klarheit über die Ziele der Therapie zu erhalten und diese zu benennen.
Je nachdem, wie stark die Haltung beim jungen Klienten ausgeprägt ist, dass die anderen alle doof sind – also auch ich als Therapeutin, muss ich mir etwas einfallen lassen, um mit dem jungen Klienten in Kontakt zu kommen. Die Kontaktaufnahme kann durchaus erst einmal nonverbal stattfinden. Das kann schon bei der Begrüßung anfangen. Eine »normgerechte« Begrüßung mit Handschlag kann für den Klienten schon die erste Überforderung im Kontakt sein. Oft sehe ich da bei meinen jungen Klienten ein erstes Augenleuchten, wenn ich einfach nicht meine Hand ausstrecke und auf einem höflichen Händeschütteln bestehe, sondern sie mit einem entspannten Winken mit der Hand begrüße. Es ist immer wichtig, achtsam zu registrieren, was dem Kind schwerfällt, um nicht etwas zu erwarten, was es nicht kann – wie zum Beispiel Augenkontakt, Stillsitzen oder das Ruhighalten seiner Hände.
Ich richte meine Kontaktaufnahme also auf die spezielle Erlebens- und Funktionsweise meines jungen Klienten aus. Wichtige Elemente für eine solche Kontaktaufnahme sind sicher sprachliche und spielerische Kreativität. Bei mitunter fehlender emotionaler Resonanz kann aber auch eine Haltung von Leichtigkeit oder ärgerlicher Zurückweisung der Beginn gemeinsamen kreativen Handelns sein. Wenn der junge Klient manches noch nicht in Worten ausdrücken kann, wird es dann auf einer nonverbalen Ebene vielleicht schon deutlich.
Mir ist es wichtig, gemeinsam zu erforschen, was hinter dem Wunsch liegt, »die anderen müssen sich ändern«. Meist können auch schon Grundschulkinder erfahrene Ungerechtigkeiten sehr genau formulieren, wenn ihre Ängste und Sorgen uneingeschränkt ernst genommen werden. Dabei geht es mir darum, den jungen Klienten zu unterstützen und sich nicht nur über sein Verhalten klarer zu werden, sondern auch das der anderen besser einordnen zu können. Gemeinsam suchen wir im Laufe der Therapie nicht nur nach möglichen Bewältigungsstrategien, sondern beschäftigen uns auch mit der Frage nach den dahinterliegenden Motiven.
Vor dem Hintergrund von Ergebnissen der Wirksamkeitsforschung, die den Wert des Arbeitsbündnisses in einer Therapie herausstellt, ist es wichtig, dass man die Kinder oder Jugendlichen im Laufe des Therapieprozesses immer wieder auf die verabredeten Ziele anspricht und prüft, ob diese Ziele so noch stimmen. Auf diese Weise erfahren die Klienten schon früh, dass es gut und wichtig ist, ihre autismusbedingten Bedürfnisse achtsam im Blick zu haben und sie wertzuschätzen.
Anliegen dieser jungen Menschen können sein:
•Entdecken von Fähigkeiten, Potenzialen und Ressourcen
•Stärkung von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
•Erlernen von Alltagskompetenzen
•Umgang mit den eigenen Besonderheiten und Belastungsgrenzen
•Lernen von Achtsamkeit und Entspannungsverfahren
•Üben von Perspektivwechsel und sozialer Interaktion
•Begleitung in Ablöseprozessen und Krisensituationen
•Suche nach passender Beschulung/Ausbildung/Studium
•Berufseinstieg meistern
Kontakt aufnehmen
Ungewohntes löst bei vielen Menschen – ob mit oder ohne Autismus – anfangs Angst und unangenehme Empfindungen aus. Die Situation, mit einem fremden Menschen Kontakt aufzunehmen – sei es auch mit einem Therapeuten, bei dem man Hilfe sucht –, kann unterschiedliche Emotionen wachrufen. Klienten aus dem Autismus-Spektrum, Erwachsene ebenso wie Kinder und Jugendliche, haben jedoch häufiger Schwierigkeiten, ihre Gefühle passend zum Ausdruck zu bringen. Sie wirken dabei bisweilen förmlicher oder gefühlsärmer, als sie in Wirklichkeit sind. Unverständliches Verhalten wird nachvollziehbar, wenn man es sich erklären lässt. Denn hinter vermeintlichen Provokationen steht oft einfach ein Missverständnis, das es zu klären gilt. Betroffene haben in der Regel nicht die Absicht, andere anzugreifen oder zu verletzen, sondern verstehen einfach nicht, wie sie reagieren sollen.
Die Frage ist dann: Vor welchen Herausforderungen steht der Betroffene gerade? Ist es womöglich das Gefühl, dass es dem Betroffenen wichtig ist, mit mir in Verbindung zu kommen, er aber nicht weiß, wie er das bewerkstelligen kann oder soll?
Der Erfolg einer Behandlung hängt, nach dem Konzept von Insoo Kim Berg und Steve de Shazer, maßgeblich von einer guten Beziehung zwischen Klient und Therapeut ab. Therapieerfolge können sich danach nur einstellen, wenn der Behandler mit dem Klienten kooperiert und dessen Anliegen wirklich ernst nimmt.
Es ist für Therapeuten sehr hilfreich, sich die Art der Beziehung zum Klienten genauer zu betrachten. Denn jeder der im Folgenden beschriebenen drei Interaktionsstile bedarf einer speziellen Haltung. De Shazer beschreibt in seinem lösungsfokussiertem Therapiekonzept drei verschiedene Stile, wie Klienten und Behandler in Beziehung treten können (de Shazer 2008):
1) Interaktion vom Typ des Kunden
2) Interaktion vom Typ des Klagenden
3) Interaktion vom Typ des Besuchers
So ist die Interaktion vom Typ des Kunden geprägt durch konkrete Veränderungswünsche des Klienten. Er leidet in unterschiedlichem Maße unter einem Problem, das er alleine nicht lösen kann. Oder er hat ein Ziel vor Augen, das er trotz seiner Bemühungen bislang noch nicht erreicht hat. Er hat auch schon eine Vorstellung davon, dass er selbst etwas zur Lösung beitragen kann. Aber er hat noch keine konkrete Idee, bzw. ihm fehlt noch die geeignete Methode, wie er sein Problem lösen oder sein Ziel erreichen kann.
Wenn junge Klienten einen konkreten Wunsch an mich herantragen, erkläre ich ihnen die Möglichkeiten, die sich eröffnen, wenn wir mit der Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie, kurz PEP, arbeiten. Bei Kindern, die sich mögliche Lösungen auf gestalterische Art erarbeiten möchten, beginnen wir mit kunsttherapeutischen Angeboten.
Wenn ein junger Klient in einer Interaktion vom Typ des Klagenden vor mir sitzt, benötigt er erst mal eine angemessene Würdigung seines bislang erlebten Leids. Gerade für Klienten mit einer Autismus-Diagnose ist es wichtig, dass der Behandler versteht, welche autismusbedingten Probleme der Klient hat, die von der Umwelt bislang nicht verstanden wurden. Nach meinen Erfahrungen kann sich das Gegenüber für meine Kreativangebote öffnen, wenn derjenige sich in diesem Leid angenommen fühlt. Im kreativen Gestalten kann der Klient in dem therapeutischen Setting dann möglicherweise erste Erfahrungen sammeln, wie er sich selbst als Handelnder erlebt.
Oft stellt eine kreative Gestaltung jedoch schon ein derartig großes Hindernis dar, dass es erst mal hilfreich ist, nach den Interessen des Klienten zu fragen. Die Beschäftigung mit den Spezialinteressen gibt dem Klienten oft die nötige Sicherheit, sich in der ungewohnten Therapiesituation auch neuen Themen zu öffnen. Gerade bei Jugendlichen ist es immer hilfreich, sie bei den Themen »abzuholen«, mit denen sie sich gerade gerne beschäftigen. Sie können sich so entscheiden, mit welchem Thema sie in die Beziehung zum Therapeuten einsteigen. Dieses erste aufkommende Gefühl von Selbstwirksamkeit beim Klienten ist entscheidend, um eine gute Beziehung zwischen Therapeut und Klient aufzubauen.
Bei der Interaktion vom Typ des Besuchers stellt der Beginn eines Beziehungsaufbaus eine größere Herausforderung dar. Dieser Kliententyp scheint ja aus seiner Sicht selbst gar keine Probleme zu haben. Es sind ja die anderen, die »Idioten«, die »bescheuert« oder eben »einfach ätzend« sind. Kinder und Jugendliche sind von Eltern geschickt, oder die Lehrer sind daran schuld, dass man zur Therapie muss. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist oft nicht bzw. kaum ausgeprägt. Kreative Angebote werden dann als langweilig, nervig oder sinnlos abgewiesen.
Oft