Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Drei ohne Gnade


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Compadre“, sagte Rivera und trat vor.

      Der Mann blieb stehen. Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.

      „Sieh einer an! Ich dachte, du wärst längst tausend Meilen weg von hier!“

      „War ich, José“, antwortete Rivera grinsend. „Ich hatte das Pech, bei einer gewissen Sache erkannt zu werden, während ein gewisser José Ramblas ungesehen verschwinden konnte.“

      Der Mann im blauen Overall lachte. Er war mittelgroß, kräftig gebaut und hatte ein flaches Gesicht mit einem schmalen Bärtchen auf der Oberlippe.

      „Ich hatte Glück“, sagte er. „Auf mich fiel kein Verdacht. Auf dich dafür umso mehr! — Ehrlich gesagt, ich finde es mehr als leichtsinnig von dir, hier wieder aufzutauchen. Du bist geliefert, wenn dich ein Polizist erkennt.“

      „Das mußte ich riskieren! Ich stecke nämlich in Verhandlungen für einen Auftrag. Dazu brauche ich dich, Ramblas! Ich soll einen Mann bringen, der etwas von Autos versteht, und du bist der gerissenste Autoknacker des Kontinents.“

      Ramblas lachte geschmeichelt.

      „Was kommt boi der Sache heraus?“

      Rivera griff in die Tasche und holte eine, der halbierten Geldbündel heraus.

      „Die andere Hälfte gibt cs, wenn wir mit unserem Auftraggeber handelseinig werden. Ich weiß nämlich selbst noch nicht, was wir tun sollen. Ich weiß nur, daß ein Mann, der etwas vom Schießen versteht, gebraucht wird, einer, der was von Autos versteht, und einer, der seine Fäuste gebrauchen kann.“

      Ramblas blätterte das Bündel durch.

      „Zweitausend Dollar als Handgeld. Nicht übel. Wenn man uns außerdem noch eine anständige Bezahlung anbietet, bin ich dabei! — vorausgesetzt, wir sollen nicht die Bank von Mexiko ausrauben.“

      „Glaube ich kaum. Der Bursche, mit dem ich sprach, sah aus wie ein Vaquero.“

      „Wer ist der dritte Partner bei dem Geschäft?“

      „Den müssen wir noch finden!“

      „Bueno!“ Ramblas überlegte einen Augenblick. „Ich gehe jetzt und kündige. In einer Viertelstunde treffen wir uns da vorne an der Ecke. Ich denke, ich weiß, wen wir als dritten Mann ins Geschäft nehmen.“

      *

      Sie schlenderten die Calle Eusebian hinunter. Rivera hatte den Hut in die Stirn gedrückt und sah sich mehrmals argwöhnisch um.

      „Hier ist es“, sagte Ramblas und wies auf ein Lokal. „Gehen wir rein!“

      Lärm schlug ihnen entgegen, als sie die Tür öffneten. Das Lokal war bis auf den letzten Platz besetzt. Auf einer kleinen Bühne rollten Darbietungen ab. Tanz, Gesang, es war ein pausenloses Programm. Sie ergatterten einen Platz in der Nähe der Bühne.

      „Wann kommt dein Mann?“ fragte Rivera.

      „Abwarten!“

      Eine Stunde verging, dann erschien der gutgeölte Ansager und ließ sein Lächeln über die Gäste fließen.

      „Señores“, rief er mit großartiger Geste. „Jetzt kommt der berühmte Manolete, der stärkste Mann der Welt. Einhundert Pesos zahlen wir demjenigen, der Manolete zu Boden zwingt.“

      Die Kapelle wimmerte einen Tusch, und ein athletisch gebauter Mann mittleren Alters betrat die Bühne. Herausfordernd sah er sich um.

      „Wie wäre es mit dem?“ grinste Ramblas.

      „Nicht übel! Aber ist er überhaupt aus der Branche?“

      Ramblas nickte.

      „Er war vor zwei Jahren an dem Bankraub in Acapulco beteiligt. Übrigens ist er gar nicht so stark, wie er tut. Er versteht nur einiges von Judo. Im Augenblick ist er restlos abgebrannt, deshalb spielt er hier den Hanswurst.“

      Sie sahen wieder auf die Bühne. Im Publikum hatte sich ein Mann erhoben. Seiner Kleidung nach war er ein Bauer. Er hatte die Figur eines Gorillas und schien schon ziemlich betrunken zu sein. Die Menge grölte begeistert, als er auf die Bühne kletterte. Der Kampf versprach gut zu werden. Der Bauer überragte Manolete um Haupteslänge.

      „Achtung, Señores“, schrie der Ansager … Der Kampf beginnt. Alle Tricks sind erlaubt. Sowie Manolete zu Boden geht, zahlen wir unserem Freund hier seine hundert Pesos aus.“

      Er packte das Mikrophon und brachte sich in Sicherheit. Die beiden Männer standen sich jetzt auf der Bühne allein gegenüber. Im Lokal setzte schlagartig Stille ein. Gespannt starrte alles nach vorn.

      Der Bauer brachte die Fäuste hoch und tänzelte um Manolete herum. Der machte nur die Drehung mit. Seine Arme hingen lässig herunter.

      Plötzlich stürzte der Bauer vor. Das Weitere geschah blitzschnell. Der Bauer wurde in die Luft gehoben und landete krachend auf den Holzbrettern.

      Einen Augenblick blieb er verwirrt liegen, dann rappelte er sich mühsam wieder auf. In seinem alkoholumnebelten Gehirn begriff er nur langsam, was geschehen war. Dann stieß er ein Wutgeheul aus und stürzte sich von neuem auf Manolete.

      Die Menge klatschte begeistert. Der Kampf entsprach ihrem Geschmack.

      Mit wilden Schwingern drang der Bauer auf Manolete ein. Der deckte, ohne die Schläge zu erwidern. Als der Mann herangekommen war, griff er zu. Mit einem Ruck bog er den Arm des Gorillas um und drückte ihn nach hinten.

      Der Bauer heulte vor Wut und Schmerz auf. Dann verlor er abermals den Boden unter den Füßen und krachte nach hinten.

      Der Ansager ergriff das Mikrophon.

      „Zweite Runde“, rief er. „Bisheriger Sieger: Manolete. Der Kampf gehl in die dritte Runde. Noch sind hundert Pesos zu gewinnen.“

      Der Bauer blieb liegen. Langsam wurde er nüchtern. Er betrachtete Manolete von unten und stand dann langsam auf.

      Er hatte wohl begriffen, daß er im Nahkampf nichts ausrichten konnte. Deshalb versuchte er eine neue Taktik. Er tänzelte an Manolete heran, gut’gedeckt, und versuchte, ihn mit kurzen, geraden Haken zu treffen.

      Manolete machte das Spiel sofort mit. Der Kampf verlief nach den Regeln eines Boxkampfes, bis der Bauer versuchte, einen Tiefschlag anzubringen.

      Ein empörtes Olè ging durch die Menge.

      Manolete erstarrte. Dann schoß seine Rechte vor. Mit einem wuchtigen Hieb fegte er die Deckung des Gorillas beiseite und setzte einen linken Haken hinterher. Der Bauer ließ die Arme sinken und machte ein erstauntes Gesicht.

      Atemlos verfolgte die Menge, wie Manolete Maß nahm. Dann landete seine Faust genau auf der Kinnspitze des Gorillas.

      Ohne einen Laut von sich zu gehen, kippte der Bauer ein drittes Mal um. Begeisterter Applaus schwoll an, während zwei Mann den Bauern packten und auf seinen Platz zurücktrugen.

      Rivera fuhr sich unwillkürlich über das Kinn.

      „Ich glaube, der Bursche ist engagiert“, sagte er zu Ramblas.

      Sie standen auf und durchquerten das Lokal. Am Hintereingang stießen sie mit Manolete zusammen, der eben im Begriff war, zehn Pesos zu kassieren. Ramblas sah ihm über die Schulter.

      „Zum Rcichwerden ist das nicht genug, Amigo“, sagte er.

      Manolete drehte sich heftig um und starrte ihn an.

      „Weißt du einen besseren Weg?“

      „Allerdings“, sagte Rivera. Der Athlet grinste plötzlich. „Ich glaube, dein Gesicht habe ich schon einmal gesehen!“

      „Schon möglich, wenn du öfters auf Polizeistationen zu tun hast. Dort hängt mein Bild nämlich zur Zeit“, antwortete Rivera.

      „Richtig! Wenn ich nicht irre, sind sogar tausend Pesos auf deinen Kopf geboten.“

      „Bei