Гарриет Бичер-Стоу

Die schönsten Kinderbücher (Illustriert)


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und schluchzte. Dieser Jammer ging dem Vater zu Herzen. Er hob den kleinen Holzmann auf, herzte und küßte ihn.

      »Bengele, mein lieber Bengele«, sagte er dabei voll Mitleid, »wie hast du dir nur die Füße so verbrennen können! Du armer, kleiner Hampelmann!«

      Da erzählte ihm das hölzerne Söhnchen seine Erlebnisse:

      »Ich weiß es selber nicht, lieber Vater; aber glaub mir nur, es war eine schauerliche Nacht, und ich werde sie meiner Lebtag nicht vergessen. – Gedonnert hat es und geblitzt, und ich habe so arg Angst gehabt. Dann sagte Lispel-Heimchen: ›Es geschieht dir recht, du bist ein böser Bube und verdienst es!‹ Ich hab' ihm gesagt: ›Paß auf!‹... Und es sagte: ›Du bist ein Hampelmann und hast einen Holzkopf!‹ Und ich hab' ihm den Hammer nachgeworfen; und es starb. Aber es war selber schuld; ich habe es nicht umbringen wollen. Ich hab' auch ein Pfännchen auf das Kohlenbecken gestellt; aber das Hinkelchen ist davongeflogen und hat gesagt: ›Adieu! Ich laß den Vater grüßen; man muß es bitter büßen.‹ – Ich habe immer noch mehr Hunger bekommen, und dann hat der Alte mit der Nachtmütze zum Fenster herausgeguckt und gesagt: ›Komm, halte deinen Hut hierher!‹ Und ich bekam eine ganze Schüssel voll Wasser auf den Kopf. Es ist doch keine Schande gewesen, daß ich ein Stücklein Brot gebettelt habe, gelt nicht? – Ich ging gleich heim und hatte immer noch so arg Hunger. Und ich habe so nasse, kalte Füße gehabt. An den Kohlen wollte ich sie wärmen. Dann bist du heimgekommen, und meine Füße waren abgebrannt. Jetzt habe ich immer noch Hunger und keine Füße mehr, ojeh... eh... eh...!«

      Dem guten Vater Seppel rannen die Tränen über die Wangen, als er die traurige Geschichte seines Zauberhampels hörte.

       Er hatte allerdings von der ganzen Erzählung nur so viel verstanden, daß der Kleine fast Hungers sterbe. Deshalb zog er drei Birnen aus der Tasche, gab sie ihm und sprach:

      »Iß und werde wieder froh! – Ich habe mir das Obst zum Frühstück gekauft; aber du armes Hampelchen bist hungriger wie ich.« –

      »Sei so gut und schäle mir die Birnen!« »Schälen?« – Verwundert schüttelte Vater Seppel den Kopf. – »Bist du so verwöhnt und heikel? Das taugt nichts, Bengele. Ein Feinschmecker darfst du mir nicht werden. Wer weiß, wie es dir noch gehen kann im Leben!«

      »Du hast schon recht, Vater; aber ich esse nie Obst mit Schalen, sonst bekomme ich Leibweh.«

      Seppel zog sein Taschenmesser heraus und schälte dem Kleinen die drei Birnen. Die Schalen legte er hübsch zusammen auf den Tisch.

      Bengele hatte von der ersten Birne nur noch den Butzen in der Hand und wollte ihn wegwerfen. Seppel hielt ihm den Arm und sagte:

      »Langsam, mein Lieber; das legen wir zu den Schalen.«

      »Aber den Butzen esse ich niemals«, sagte das Hampelchen und tat dabei sehr entrüstet.

       »Wer weiß? – Versprich nicht zu viel!« mahnte der kluge Vater.

      Die Butzen kamen zu den Schalen auf den Tisch. Bengele hatte mit Heißhunger die drei Birnen verzehrt, machte ein verdrießliches Gesicht, gähnte weit und sprach:

      »Ich habe noch mehr Hunger.«

      »Aber, liebes Kind, es ist nichts mehr da.«

      »Gar nichts mehr?«

      »Nur noch diese Schalen und Butzen.«

      »Dann will ich einmal eine Schale versuchen.«

      Er aß sie, verzog anfangs ein wenig den Mund; aber dann ging's auch an die andern, und schließlich schmeckten ihm sogar die Butzen mit den Kernen. Als der Tisch ganz leer war, streckte sich der Hampelmann, fuhr mit der Hand über sein Bäuchlein und meinte:

      »So! – jetzt bin ich wieder hergestellt.«

      »Na!« bemerkte Vater Seppel, »hatte ich nicht recht? Mit dem ›Niemals‹ muß man vorsichtig sein. Man weiß nie, wie es kommt in der Welt. – Bengele, du wirst noch manches erleben.«

      Achtes Stück.

       Bengele erhält neue Füße. – Das ABC-Buch.

       Inhaltsverzeichnis

      Nach dem Frühstück wäre der Hampelmann am liebsten ein wenig herumgesprungen. – Es ging nicht, weil er keine Füße hatte. Traurig und unzufrieden saß er eine Zeitlang auf dem Stuhle und fing dann an bitterlich zu weinen.

      Den ganzen Vormittag kümmerte sich Vater Seppel gar nicht um das Gejammer; denn Bengele sollte für seinen Ungehorsam auch die Strafe spüren.

      Schließlich sagte der Meister:

      »Wozu soll ich dir neue Füße machen! Allenfalls rennst du mir wieder davon.«

      »Nein, nein«, schluchzte Bengele, »von heute an werde ich ganz brav sein; ich verspreche es ...«

      »Ja, ja«, antwortete Vater Seppel, »so sagen die Kinder alle.«

      »Sicher, im Ernste! ich verspreche es dir, Vater; ich gehe in die Schule und mache dir Freude.«

      »Immer die gleiche Geschichte, wenn die bösen Buben etwas haben wollen.«

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      »Aber ich bin keiner von denen, ich bin bräver als alle und lüge nie. Ich verspreche es dir noch einmal: Ich will etwas Rechtes werden, dir Freude machen und dir helfen, wenn du einmal alt bist.«

      Vater Seppel machte immer noch ein saueres Gesicht. In den Augen aber standen ihm die Tränen und sein Herz war voll Mitleid mit dem verkrüppelten Hampelmann.

      Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nahm er sein Werkzeug, wählte zwei Stücke Holz und begann zu schnitzen. Nach einer Stunde waren die beiden Füße fertig. Kein Künstler hätte sie trefflicher formen können.

      »Mache die Augen zu und schlafe ein wenig!« befahl der Vater Seppel.

      Bengele stellte sich schlafend. Indes leimte der Meister so zierlich die neuen Füße an die Beine, daß man den Unterschied kaum bemerken konnte.

      Als der Hampelmann wieder Füße hatte, war er grenzenlos glücklich. Er hüpfte im Zimmer herum, schlug ein Dutzend Purzelbäume, klatschte mit seinen Holzhänden und sprach:

      »Vater, wie bist du so gut gegen mich! – Jetzt will ich auch gleich zur Schule gehen.«

      »Recht so, mein Sohn!«

      »Aber ich sollte ein Kleid haben.«

      Vater Seppel war schrecklich arm. Den letzten Pfennig hatte er ausgegeben; aber er wußte sich zu helfen. Das Hampelchen erhielt ein Gewand von geblümtem Papier, Schuhe von Baumrinde und eine Kappe von weichem Brot.

      Bengele goß Wasser in eine Schüssel und spiegelte sich darin. Er schaute an sich herunter, neigte sich nach links und rechts und meinte:

      »Wie ein feiner Herr sehe ich jetzt aus!«

      »Sei nicht eitel!« mahnte der Vater. »Wir sind arme Leute und können keine teuern Stoffe kaufen. Auch ein einfaches Kleid ist schön, wenn es rein ist. Das merke dir wohl und achte auf dein Gewand!«

      Bengele hörte nie gern gute Lehren an. Er lenkte das Gespräch auf etwas anderes und sagte:

      »Wenn ich zur Schule gehen soll, fehlt mir immer noch die Hauptsache.« –

       »Nämlich?« –

      »Das ABC-Buch!«

      »Wahrhaftig! – Aber wie eines bekommen?«

      »Man kauft es beim Buchhändler.«

      »Wer bezahlt es?«

      »Ich habe kein Geld!«

      »Ich auch nicht«, sagte traurig der alte Vater.

      Bengele